Medical Mysteries
Spiel-Kritik von Kathrin Walther
Notaufnahmen-Feeling auf dem Spieltisch: Wird es gelingen, den Patienten mit den passenden Tests und Diagnosen richtig zu behandeln, sodass er die Nacht überlebt?
In der Notaufnahme geht es oft um Leben und Tod. Als Arzt kann jede Entscheidung über mögliche Untersuchungen und Behandlungen darüber bestimmen, ob der Patient überlebt oder nicht. Gar nicht so einfach, wenn viele Patienten gleichzeitig versorgt werden müssen, die Zeit knapp und der Stress hoch ist. Heute seid ihr an der Reihe und übernehmt die Nachtschicht, die von 0:00 Uhr bis zum nächsten Morgen 8:00 Uhr reicht. Als Neue ist es gar nicht so leicht, allen Anforderungen gerecht zu werden, ohne das Wohl der Patienten zu gefährden. Zum Glück steht euch Schwester Judy unterstützend zur Seite und zeigt euch, wie alles funktioniert. Doch natürlich hat sie nicht die ganze Nacht Zeit, sodass das Schicksal des nächsten Patienten nun ganz in eurer Hand liegt. Wird es euch gemeinsam als Team gelingen, die mysteriösen Symptome der Patienten richtig zu beurteilen und zu behandeln, sodass sie die Nacht bis zum nächsten Morgen überleben?
Der Emergency Room ruft!
Wer sich immer schon einmal wie ein „echter“ Arzt fühlen wollte, ist bei „Medical Mysteries: New York Emergency Room“ genau richtig, denn in diesem Erlebnisspiel schlüpfen die Spieler in die Rolle der Notärzte und haben gemeinsam die Aufgabe, sich um das Wohlergehen der schwerkranken Patienten zu kümmern. Doch bevor es mit dem ersten „richtigen“ Patienten losgeht, gibt es erst einmal ein Tutorial, welches erfolgreich gemeistert werden muss. Das ist auch sinnvoll, da einen wirklich eine Menge an Material erwartet, von dem man sich zunächst ein bisschen erschlagen fühlen kann.
Öffnet man die Schachtel, erhält man zunächst sechs Umschläge. Für jeden der vier Patienten gibt es jeweils einen Umschlag, einer ist für das Tutorial und einer beinhaltet neben der Spielanleitung auch ein Heft mit den Ergebniscodes für die vier Fälle inklusive des Tutorials. Zudem enthält dieser Umschlag noch fünf Recherchebögen, in denen in Kurzform unterschiedliche Krankheitsbilder und Diagnosen beschrieben werden, außerdem gibt es Infos zu verschiedenen Beschwerdebildern, Tests und Diagnosen, sodass nicht unbedingt viel medizinisches Wissen vorhanden sein muss, um das Spiel erfolgreich zu bestreiten.
Los geht es dann mit dem Tutorial, durch das einen Schwester Judy Schritt für Schritt führt, bis man kurz vor Schluss die alleinige Verantwortung über die nächsten Entscheidungen übertragen bekommt. Hier wird erklärt, was es beispielsweise mit den Zustandskarten auf sich hat, wie die elektronische Patientenakte zu lesen ist oder auch welche Aktionen möglich sind. Dazu gehören neben der Patientenbefragung, dem Durchführen von Tests, dem Behandeln und dem Verschreiben von Medikamenten auch das Konsultieren von Fachpersonal. Wurde eine Aktion durchgeführt, wird diese im Behandlungsformular eingetragen, welches gleichzeitig den Rahmen des Spiels darstellt, denn insgesamt stehen von 0:00 Uhr bis 8:00 Uhr nur 12 Aktionen zur Verfügung, bis der Patient gerettet sein muss. Zudem gibt es alle 2 Stunden ein neues Update, welches auf der Zustandskarte nachzulesen ist und welches davon abhängt, wie passend der Patient bis zum jeweiligen Zeitpunkt behandelt wurde.
Ziel des Spiels ist es, die Story-Karte mit dem Text: „Herzlichen Glückwunsch! [Name des Patienten] hat die Nacht überlebt.“ zu bekommen. Da zwischen reinem „Überleben“ und einer erfolgreichen Behandlung nochmal deutliche Unterschiede liegen können, geht es zusätzlich darum, möglichst viele Punkte zu sammeln. Hat man zu diesem Zeitpunkt das Gefühl, mit der Diagnose und der Behandlung noch nicht fertig zu sein, können weitere Tests und Behandlungen folgen, auch über die Zeit von 8:00 Uhr hinaus in Form von Überstunden. Diese geben zwar bei der Endwertung Minuspunkte, doch da bei richtiger Behandlung deutlich mehr Pluspunkte zusammenkommen, kann sich ein Einsatz über die eigentliche Zeit hinaus lohnen. Wie man letztendlich abgeschnitten hat, erfährt man nach dem Verfassen des Abschlussberichts und dem anschließenden Lesen des Epilogs. Hier werden die wichtigsten Eckpunkte der Behandlung mit Punkten aufgelistet, die dann mit dem eigenen Abschlussbericht abgeglichen werden können. War man besonders erfolgreich, sind sogar mehr als 100 Punkte möglich, was den ein oder anderen vielleicht extra motiviert!
Was hat der Patient?
Ein Arm- oder Beinbruch, ein Sturz oder eine offene Wunde - so einfach ist es nicht, was die Patienten plagt, die es zu euch in die Notaufnahme führt. Vielmehr haben sie mysteriöse, oft nicht ganz eindeutige Symptome, die ihr herausfinden und analysieren müsst. Gar nicht so einfach, vor allem, wenn man nicht aus dem medizinischen Bereich kommt und vielleicht nicht ganz so viel Hintergrundwissen hat. Die Altersempfehlung ab 16 Jahren ist daher auch ziemlich passend, denn etwas Lebenserfahrung sollte man schon haben, um den Leiden der Patienten auf die Spur zu kommen. Mithilfe der Recherchebögen, der elektronischen Patientenakte und dem beiliegenden Aufnahmegespräch lassen sich jedoch schon einige Schlüsse ziehen, in welche Richtung die weitere Diagnose laufen sollte und welche Tests und Fragen sinnvoll sein könnten.
Hilfreich können auch die Zustandskarten sein, auf denen sich schon eine Vorauswahl an möglichen Fragen und Tests findet, die gemacht werden könnten. Um den Erfolg der Behandlungen, die Antwort auf die Patientenfragen oder ein Zustandsupdate zu bekommen, finden sich hinter den entsprechenden Aktionen kurze Codes auf der jeweiligen Zustandskarte, die dann im Heft mit den Ergebniscodes nachgeschlagen werden müssen. Hier lässt sich dann erfahren, wie es weitergeht. Entweder gibt es eine weitere Story-Karte, in welcher steht, wie es dem Patienten nach der Behandlung geht oder es muss ein weiterer Ergebniscode nachgeschlagen werden, der dann zur passenden Karte führt.
Fühlt man sich anfangs zunächst etwas überfordert mit der Vielzahl an Heftchen, Karten und Zetteln, blickt man dank des gut strukturierten Tutorials spätestens am Ende von diesem ziemlich gut durch, sodass es gut gewappnet an den ersten Fall geht. Die vier Fälle, die in der Schachtel enthalten sind, sind zudem in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade aufgeteilt. Handelt es sich bei Fall 1 noch um das Level „einfach“, folgt mit den Patienten 2 und 3 ein mittleres Schwierigkeitsniveau, bevor es bei Fall 4 mit drei von vier möglichen Punkten schon ziemlich „schwer“ wird, den Patienten richtig zu behandeln.
Wie bei allen Exit- oder Erlebnisspielen lässt sich auch dieses Spiel nur einmal durchspielen, anschließend sind die Lösungen bekannt und es macht keinen Sinn, es erneut zu spielen. Da kein Material zerstört werden muss und sich alles wieder ordentlich in den entsprechenden Umschlägen verstauen lässt, kann es jedoch an ein neues „Ärzte“-Team weitergegeben werden. Sowohl das Behandlungsformular als auch der Bogen für den Abschlussbericht lassen sich auf der Homepage des Spiels herunterladen und ausdrucken, sodass auch auf sie bei einer erneuten Runde nicht verzichtet werden muss. Die Zeitangabe von einer Stunde passt ganz gut, sodass einem abwechslungsreichen Spieleabend für ältere Jugendliche oder Erwachsene nichts im Wege steht.
Fazit
Ein wirklich gelungenes Spiel, das durch seine originelle Idee und eine gut durchdachte Umsetzung überzeugen kann, sodass man sich für etwa eine Stunde fast wie ein Ärzteteam in der Notaufnahme und verantwortlich für das Wohl der Patienten fühlt!
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Titelbild: © EMF
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