Das Leben ist schön, ja!
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Das Leben ist schön, ja!"
[Jugendbuch des Monats - August 2012]
Wilhelmina Silver wird von niemandem Wilhelmina genannt. Ihr Vater nennt sie Will oder viel-zu-viel. Captain Browne nennt sie Wildkatze. Für Simon, Lazarus und Tedias ist sie die beste Freundin der Welt. Will ist kein normales Mädchen. Will ist ein Teufelskerl, mit dem man um die Wette reiten kann, weit weg von der Farm über die Savanne. Will hat keine Angst vor wilden Tieren oder davor vom Pferd zu fallen. Will weiß, wie man Feuer macht und wie man tagelang im Busch überlebt. Will ist ein Mädchen Afrikas, ja! Ihr ganzes Leben hat Will auf der Two Tree Farm verbracht, in Simbabwe, unweit von Harare. Will liebt die Weite des Landes, den Duft nach Rauch, die Stimme des Winds und die Freiheit unter dem endlos weiten Himmel. Will ist glücklich in Afrika, sha! "Sha" ist Shona und bedeutet so viel wie "wirklich". Shona spricht man im Busch und das will Will unbedingt lernen.
Doch ihr Leben ändert sich abrupt, als ihr Vater stirbt. Damit ist Will Waise. Der Captain hat versprochen, dass sie auf der Farm bleiben darf, doch dessen Frau sieht das anders. Für Cynthia Browne ist Will ein Dorn im Auge, ein aufmüpfiges kleines Ding, wild und unberechenbar und nicht erzogen. Deshalb beschließt sie, Will auf ein Internat zu schicken, auf das renommierte Leewood-College in England, eine Schule für Mädchen aus besserem Hause.
Will ist entsetzt. England! So weit weg! Ihr Vater hatte England gehasst. Ein Land voller Regen, wo niemals die Sonne scheint. Und da soll Will von nun an leben? Ein schrecklicher Gedanke.
Schon als Will in England ankommt, läuft alles schief. Die Mädchen auf dem College sind grob zu ihr und meiden sie. Ständig macht sie etwas falsch. Sie trägt die falschen Kleider und muss mit den beiden schlimmsten Mädchen ein Zimmer teilen. Überhaupt muss sie in einem Zimmer schlafen. Mit dem Schulstoff kommt sie nicht nach. Warum muss sie Mathe lernen? In Afrika brauchte sie so etwas nie.
Als Will es gar nicht mehr aushält, läuft sie davon. Sie muss nach London. Und sie muss das Geld für den Flug zusammenbekommen, damit sie nach Harare zurückfliegen kann. Ohne Geld und Ahnung, aber wild entschlossen, macht sie sich auf den Weg.
"Zu Hause redet das Gras" ist ein wunderschönes Buch, das vor Lebensfreude nur so sprüht. Auch wenn Wills Schicksal traurig ist, lässt sich das Mädchen davon nicht unterkriegen. Der Schock, aus dem freien wilden Leben in Afrika gerissen zu werden, bricht ihr das Herz, doch sie ist zäh und hält durch. Will ist ein liebenswerter Charakter, der innerhalb kürzester Zeit alles verliert, was ihr je etwas bedeutet hat. "Zu Hause redet das Gras" ist ein Buch über Liebe, Freundschaft, Hass, Verrat, Freiheit, Freude, Angst, Verlorenheit, Durchhaltevermögen, Wille – kurz: über das Leben, in all seinen Facetten und Herausforderungen. Wills Geschichte macht Mut, den eigenen Weg zu gehen und an den eigenen Träumen festzuhalten. Katherine Rundell ist es gelungen, ein ganzes Lebensgefühl einzufangen und eine schwere Geschichte mit Leichtigkeit zu erzählen. Schön dabei sind die Dialoge, die maßgeblich dazu beitragen, dass man wirklich das Gefühl hat, beim Lesen in Afrika zu sein. Will hat ihre ganz eigene Sicht auf die Dinge, und das bringt Rundell bemerkenswert schön zum Ausdruck. "Zu Hause redet das Gras" handelt nicht von schönen Dingen. Will muss jede Menge Schicksalsschläge überstehen. Und doch zieht sich eine Haltung durch das ganze Buch: "Faranuka" – sei glücklich! Das ist alles, worauf es ankommt.
FAZIT
Das Leben ist schön, ja! Dieses Gefühl zieht sich durch jede Seite von "Zu Hause redet das Gras". Man liest die ganze Zeit mit einem lachenden und einem weinenden Auge, und das Gefühl bleibt auch, wenn man das Buch weglegt. Mit Will geht man durch alle Höhen und Tiefen ihres Lebens, aber eins ist klar: Dieses Mädchen muss man lieben, sha!
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