Geboren um Mitternacht - Shadow Falls Camp (1)

  • Fischer
  • Erschienen: Januar 2012
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  • Fischer, 2011, Titel: 'Born at Midnight', Originalausgabe
Geboren um Mitternacht - Shadow Falls Camp (1)
Geboren um Mitternacht - Shadow Falls Camp (1)
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Carsten Kuhr
8101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJul 2012

Die Außenseiterin im Camp für schwer erziehbare Jugendliche

Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Die Außenseiterin im Camp für schwer erziehbare Jugendliche"

Das Leben mit 16 ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Und ich rede jetzt gar nicht vom Schulstress! Das Abhängen mit der Clique, wenn man denn mal eine gefunden hat, in der man sich auch wohl fühlt, dazu die Liebe, und gar nicht zu reden von den nervigen Eltern, sorgen dafür, dass man als Teen sein Päckchen an Sorgen so mit sich herumträgt!

Kylie ist 16 Jahre alt, und ihr Päckchen, um im Bild zu bleiben, ist tonnenschwer. Ihr Freund hat gerade mit ihr Schluss gemacht, weil sie noch nicht bereit war, mit ihm ins Bett zu gehen. Ihre beste Freundin, die ihr erstes Mal schon hinter sich hat, kauft einen Schwangerschaftstest. Ihre Mutter brutzelt die Unterhosen ihres Dads im Rosenkrieg der Scheidung buchstäblich auf dem Grill. Und dann sieht sie auch immer noch einen tödlich verwundeten Soldaten, den sonst kein anderer sehen kann. Nachdem ihre Mutter sie zur Therapeutin geschleppt hat - Eine echte Zicke, kann ich Ihnen sagen! -, soll sie nun in einem Sommercamp für schwer erziehbare Jugendliche auf den Pfad der Normalität zurückgeführt werden.

Wenn es denn so einfach wäre! Denn im Camp trifft sie nicht nur auf nette Jungs und zickige Freundinnen, sondern auch auf Vampire, Werwölfe, Hexen und Gestaltwandler. Jeder hier ist übernatürlich, und das Gemeine ist, dass alle behaupten, dass sie dazu gehören würde zu dem Haufen an Freaks.
Ausgerechnet sie, die immer nur Dads Liebling sein wollte, die immer in der Mitte mitschwimmen, nur ja nicht auffallen wollte, soll auch irgendwie begabt sein. Auch wenn noch niemand so genau weiß, wie.

Dass sie Geister sehen und mit ihnen kommunizieren kann, zeigt ihr, auch wenn sie das zunächst vehement leugnet und ablehnt, dass die Annahme vielleicht so falsch nicht ist.
Doch dann buhlen ein Werwolf und ein Halbfeenmann um ihre Zuneigung und Tiere aus dem benachbarten Freigehege werden abgeschlachtet. Jeder verdächtigt jeden, und die Verantwortlichen überlegen, das Camp zu schließen. So geht das doch nicht! Wo sind wir denn, bitteschön?!, denkt sich Kylie und nimmt die Sache in die Hand.

Lesefutter mit Suchtcharakter

Nachdem meine 14-jährige Tochter den Roman innerhalb nur eines halben Tages förmlich verschlungen hat und mir ihre Meinung - besser als "House of Night" oder "Bis(s)" - um die Ohren schleuderte, machte ich mich ein wenig skeptisch, aber auch interessiert, an die Lektüre.
Und wirklich, auch wenn eigentlich zunächst nicht wirklich viel Dramatisches passiert, das Buch liest sich angenehm flüssig, stilistisch unauffällig und auch durchaus kurzweilig durch. Was aber macht den Reiz des Romans aus?

Nun, C. C. Hunter gelingt es, eine perfekt auf die Zielgruppe zugeschnittene Handlung zu präsentieren. Es geht um die Probleme mit den sich ständig streitenden Eltern, die sich letztlich scheiden lassen. Es geht um die beste Freundin, die sich anders als man selbst entwickelt, um Liebe und Verliebtsein und um das erste Mal. Das alles wird geschickt und glaubhaft aus der Sicht der Erzählerin geschildert, die genau der Zielgruppe entspricht.
Was macht man, wenn man sich der besten Freundin entfremdet, wenn der bisherige Rückhalt durch die Familie bröckelt und der Freund sie bedrängt, mit ihm ins Bett zu gehen? Fragen, die die Leserinnen bewegen, die sie nachvollziehen können und die sie naturgemäß fesseln.
Dazu kommt, dass es die Autorin versteht, sich nicht nur in ihre Hauptperson und damit in ihre Leserinnen hineinzuversetzen, sondern gerade deren Gefühlschaos geradezu mustergültig darzustellen.
Man leidet mit Kylie mit, wenn sie ihren Ex mit seiner neuen Flamme trifft, wenn sie sich zwischen zwei Verehrern nicht entscheiden kann, wenn sie geküsst und mit Aufmerksamkeit bedacht auf Wolke 7 schwebt. Das liest sich erstaunlicherweise nicht etwa übertrieben emotional, sondern in sich glaubhaft und nachvollziehbar.

Zu diesen Problemen, die jeder mehr oder minder aus seinem eigenen Leben kennt, kommt dann als zusätzlicher Faszinationsfaktor die Welt des Übersinnlichen hinzu. Gerade weil Kylie anfänglich jede Verbindung leugnet und sich sträubt, überhaupt zu diesen Außenseitern hinzuzugehören, werden diese nur um so faszinierender für den Leser. Dabei stellt die Autorin die Vampire & Co. nicht etwa in den Vordergrund, sondern nutzt sie fast nur als Hintergrundkulisse für ihre Geschichte um die Selbstfindung ihrer Heldin, um die Frage, wo diese dazugehört, wie sie mit der Scheidung ihrer Eltern umgeht und wie sie ihr eigenes Schicksal in die Hand nimmt.

FAZIT

Eine sympathische Hauptfigur mit dem völlig nachvollziehbaren Gefühlschaos und den Sorgen und Nöten einer 16-jährigen vor der Kulisse eines Camps für übernatürlich begabte Jugendliche. Das hat Pepp, ein wenig Humor, jede Menge Romantik, ein Quäntchen Action und bietet der Leserin zwischen 14 und 18 Jahren perfektes Lesefutter mit Suchtcharakter.

Geboren um Mitternacht - Shadow Falls Camp (1)

C. C. Hunter, Fischer

Geboren um Mitternacht - Shadow Falls Camp (1)

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