Jolande - Der Sommer meines Lebens
- Coppenrath
- Erschienen: Januar 2011
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- Coppenrath, 2011, Originalausgabe
Acht geheimnisvolle Briefe verändern dein Leben
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Acht geheimnisvolle Briefe verändern dein Leben"
Jugendliche Unbekümmertheit und Spontanität gehören nicht zum Lebensprinzip der 16-jährigen Johanna. Johannas Leben verläuft eher in strukturierten und kontrollierten Bahnen, Schule und Handball sind die einzigen Dinge, die wirklich wichtig für sie sind. Nachdem sich ihre Eltern getrennt haben, lebt Johanna bei ihrem Vater, der selbst ein sehr bodenständiger Mensch ist und ein durchorganisiertes Leben führt. Zu ihrer flippigen und leicht durchgeknallten Mutter hat Johanna dagegen kein sehr gutes Verhältnis und die Besuche bei ihr sind Johanna eigentlich eher verhasst. Das bisher wohlorganisierte und in ruhigen Bahnen verlaufende Leben von Vater und Tochter gerät aber aus den Fugen, als der Vater eine neue Frau kennenlernt und Johanna sich in den gut aussehenden Mika verliebt. Doch auch Anouk, Johannes egozentrische Freundin, hat ein Auge auf Mika geworfen. Um der sogenannten Freundin nicht in die Quere zu kommen, verschließt Johanna ihre aufkeimende Liebe zu Mika und leidet still vor sich hin.
Doch dann bekommt Johanna eines Tages einen geheimnisvollen Brief. "Für Jolande" ist das einzige, was auf dem Umschlag steht. Aber wer ist die geheimnisvolle Belinda, die ihr diesen Brief geschrieben hat und woher kennt sie Johannas verhassten zweiten Namen Jolande? Was soll sie von der ungewöhnlichen Aufgabe halten, die Belinda ihr stellt? Soll sie sich überhaupt auf dieses Spiel einlassen? Letztendlich siegt Johannas Neugier und sie lässt sich von der geheimnisvollen Belinda auf eine abenteuerliche Reise schicken.
Mehr als nur eine romantische Teenager-Lovestory
Ein rosaroter Glitzer-Schriftzug auf dem Cover und viel mädchenhaftes Pink: Die Aufmachung des Buches lässt auf eine Teenie-Liebesgeschichte für romantische Mädchenherzen schließen, eine Vorahnung, die sich auf den ersten Seiten dann auch zu bestätigen scheint. Doch die anfangs die Handlung deutlich dominierenden Schwärmereien Johannas für Mika rücken bald in den Hintergrund. Mit dem Auftauchen des ersten Briefes ändert sich die Richtung der Geschichte, sie wird geheimnisvoll und spannend. Nicht nur Johanna, sondern auch der Leser möchte wissen, wer hinter diesen mysteriösen Briefen steckt und welchen Sinn die ungewöhnlichen Aufgaben für Johanna haben sollen. Stoff für eine interessante Geschichte, deren Umsetzung der Autorin dann aber leider nicht hundertprozentig gelungen ist.
Johanna ist zu Beginn ein sehr unsicherer und für ihre 16 Jahre auch erstaunlich naiver Teenager. Sie lässt sich von einer wildfremden Person, der sie nie im Leben begegnet ist, mitten in der Nacht auf eine Reise schicken, um dann nachts irgendwo in der Pampa bei einem ebenso wildfremden Mann aufs Motorrad zu steigen. Also bitte! Das ist ja nun mehr als unglaubwürdig und man nimmt es der Autorin auch nicht ab, dass ein Teenager, der über einen halbwegs gesunden Menschenverstand verfügt, dermaßen dumm und verantwortungslos handeln würde.
Davon mal abgesehen ist der Autorin mit Johanna im Großen und Ganzen aber eine vielschichtige und interessante Figur gelungen. Johannas positive Entwicklung im Verlauf der Geschichte und ihr Reifeprozess sind zwar hier und da viel zu glatt und wenig nachvollziehbar geraten - auch sind ihre Selbstreflexionen nicht immer überzeugend -, sie ist aber trotzdem eine sehr sympathische und glaubhafte Figur, mit der sich junge Mädchen identifizieren können und deren Entwicklung man gerne verfolgt.
Großes Manko sind allerdings die Nebencharaktere, die wenig bis gar nicht ausgearbeitet sind und sehr platt und farblos bleiben. Einen faden Beigeschmack bekommt die Geschichte jedoch durch das groteske Verhalten von Johannas Mutter. Ihr Charakter und Lebenswandel, ihre ständig wechselnden Männerbekanntschaften erinnern einen eher an eine nicht ernst zu nehmende Spätpubertierende denn an eine erwachsene Frau. Ihr verantwortungsloses Handeln ist gerade in Anbetracht der nicht unwichtigen Rolle, die sie in dieser Geschichte spielt, mehr als befremdlich. Was sich die Autorin bei dieser Figur gedacht hat, bleibt ihr Geheimnis.
Doch trotz aller Einschränkungen ist "Jolande - Sommer meines Lebens" eine schöne und unterhaltsame Sommergeschichte mit einem interessanten Plot. Ein flottes Erzähltempo, eine leicht verständliche Sprache und ein meist konstanter Spannungsbogen machen diese spritzige Geschichte zur idealen Ferienlektüre für heiße Sommertage, und da sich der Großteil an der Ostsee abspielt, ist auch für die richtige Urlaubsstimmung gesorgt. Die Liebesgeschichte zwischen Mika und Johanna ist sehr dezent und erfreulich kitschfrei, sie spielt sich eher im Hintergrund ab und dominiert die Geschichte nicht.
FAZIT
Auch wenn die Umsetzung hier und da ziemlich hinkt, die Botschaft dieser Geschichte kommt an. Das Leben hat mehr zu bieten als straff organisierte Lebensmuster, die kaum Platz für Spontanität lassen. Johanna macht es uns hier vor. Sie zeigt uns, dass es sich lohnt, immer mal wieder auszubrechen, neue Wege zu suchen, sich dabei weiter zu entwickeln und am Ende letztendlich zu sich selbst zu finden. Eine schöne und spannende Geschichte, die man trotz aller Kritik gern liest und die auch hier und da zum Nachdenken anregt.
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