BFF - Best Friends Forever
- Sauerländer
- Erschienen: Januar 2012
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- Sauerländer, 2011, Titel: 'Jersey Tomatoes are the best', Originalausgabe
Wahre Freundschaft - gibt es die?
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Wahre Freundschaft - gibt es die?"
Henry und Eva - beste Freundinnen und unzertrennlich. Eigentlich heißt Henry ja Henriette, aber sie hasst diesen Namen, also ist sie einfach nur Henry. Die beiden 15-jährigen Teenager leben in New Jersey und verbringen normalerweise viel Zeit miteinander. Doch in diesem Sommer soll alles anders werden. Henry, die ein vielversprechendes Tennistalent ist, ergattert einen der begehrten Plätze für das Sommercamp der Chadwick Tennis Academy in Florida. Und Eva, die eine begeisterte Balletttänzerin ist, bekommt das heiß ersehnte Stipendium für die New York School of Dance. Für beide Mädchen geht ein Traum in Erfüllung, und so kommt es, dass die beiden die Sommerferien zum ersten Mal getrennt voneinander verbringen werden. Aber was macht das schon im Zeitalter von Handy, Internet & Co.
Die Sommerkurse sind für beide wahrhaftig kein Zuckerschlecken und das Training ist hart. Der Erfolgsdruck ist immens, denn nur den Besten stehen die Wege zu einer großen Karriere offen. Während Henry mit Leidenschaft bei der Sache ist, sieht es bei Eva nicht so rosig aus. Was zuerst wie die Erfüllung eines großen Traums erscheint, entwickelt sich für die sensible Eva sehr schnell zum Alptraum. Als Eva eines Tages mitten im Training zusammenbricht und ihre Karriere beendet scheint, steht Henry im 1000 km entfernten Florida vor einer schwerwiegenden Entscheidung. Soll sie das Camp abbrechen, ihre Karriere aufs Spiel setzen und ihrer Freundin zu Hilfe eilen?
Ein Blick hinter die Kulissen von Profisport & Co.
Nach der Aufmachung des Buches zu urteilen würde man hinter "Best Friends Forever" doch eher eine nette und leichte Sommergeschichte über zwei unzertrennliche Freundinnen vermuten. Doch weit gefehlt: Hinter dieser harmlosen Aufmachung verbergen sich ernste Themen.
In Maria Padians Roman geht es um zwei Dinge: Die Bedeutung von wahrer Freundschaft und Kritik an einer Gesellschaft, die Kinder und Jugendliche zu sportlichen Höchstleistungen treibt, die nicht selten auf Kosten von deren Gesundheit gehen. Es ist ein ungeschönter Blick in den Alltag des Profisports und hinter die Kulissen des schönen Scheins. Es steckt jede Menge Sozialkritik in diesem Roman, die aber ohne den erhobenen Zeigefinger auskommt. Die Autorin zeigt Missstände auf, aber sie verurteilt niemanden.
Erzählt wird die Geschichte jeweils abwechselnd aus Evas und Henrys Perspektive, und sie wirkt dadurch sehr authentisch. Der Sprachstil ist leicht verständlich und die Geschichte lässt sich flott lesen. Henry und Eva sind zwei vielschichtige und sehr sympathische Charaktere und man schließt die beiden Mädchen sofort ins Herz.
Henry wird von ihrem ehrgeizigen Vater trainiert, der auf sehr aggressive Weise ihre Karriere voranzutreiben versucht. Bei Eva ist es ihre Mutter Rhonda, die mit ihrer nervigen und hysterischen Art permanent Druck auf Eva ausübt. Doch die beiden Mädchen können untereinander Dampf ablassen und sich den Frust von der Seele reden. Da sie beide völlig unterschiedliche Interessen haben, besteht zwischen ihnen auch kein direkter Konkurrenzkampf, der ihre Freundschaft belasten könnte. Als die beiden in ihre jeweiligen Trainingscamps aufbrechen und 1000 Kilometer zwischen ihnen liegen, funktioniert der Kontakt aber nicht mehr so richtig. Während Henry den Erfolgsdruck mit aggressivem Spiel auf dem Tennisplatz kompensiert und Psychospielchen mit ihren Gegnerinnen betreibt, bricht die sensible Eva unter dem physischen und mentalen Druck zusammen und gerät in den tückischen Teufelskreis der Magersucht.
Maria Pavian zeichnet ein ungeschöntes und realistisches Bild dieser heimtückischen Krankheit. Sie hat eingehend recherchiert und sowohl mit Ärzten und Psychotherapeuten als auch mit Betroffenen gesprochen. Sie hat Spezialkliniken besucht und durfte an Gesprächsrunden teilnehmen. Sie hat erfahren, was in den Betroffenen vorgeht, wie schnell man in diesen Teufelskreis geraten kann und wie schwer es ist, ihm wieder zu entrinnen. Doch Eva wird nicht nur in die Opferrolle gedrängt, Eva ist auch eine Kämpferin. Evas Teil der Geschichte ist düster und erschreckend, wird aber durch Henrys Part wieder etwas ausbalanciert, denn hier steckt neben der Ernsthaftigkeit auch ein Gutteil Humor drin. Henrys Zimmerkollegin Yoly, eine quirlige Kubanerin, bringt lateinamerikanisches Flair und kubanisch-amerikanische Kultur in die Geschichte. Und die dezente Liebesgeschichte zwischen Henry und David, dem Star des Tenniscamps, sorgt dafür, dass auch die Romantik nicht zu kurz kommt.
FAZIT
Ein Buch, das zum Nachdenken anregt. "Best friends forever" ist eine berührende und trotz aller Schattenseiten herzerwärmende Geschichte über zwei junge Mädchen, die uns zeigen, was wahre Freundschaft wirklich bedeutet, wofür sie steht und dass Hunderte von Facebook-Freunden niemals die eine wahre Freundin/ den einen wirklichen Freund ersetzen können, die/ der einem in guten wie in schlechten Zeiten zur Seite steht und auf die/ den man sich hundertprozentig verlassen kann, koste es was es wolle.
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