Wenn auf einmal nichts mehr so ist wie es war
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Wenn auf einmal nichts mehr so ist wie es war"
Die 17-jährige Shelby führt eigentlich ein ziemlich privilegiertes Leben. Sie kennt keine finanziellen Sorgen, sieht gut aus, fährt ihren eigenen Jeep und hat einen Vater, der sie über alles liebt. Einzig das Verhältnis zu ihrer Mutter ist etwas unterkühlt, was daran liegt, dass diese noch immer unter dem Tod von Shelbys kleinem Bruder leidet und sich emotional völlig abschottet. Und dann gibt es da auch noch Roman, Shelbys beste Freundin. Shelbys Vater ist ein erfolgreicher Fotograf, der Sedcards für angehende Models erstellt und auch schon so manche Berühmtheit vor der Linse hatte. Doch dann verschwinden plötzlich drei Mädchen und Shelbys Vater gerät unter Verdacht, weil die einzige Gemeinsamkeit zwischen den drei Mädchen der Umstand ist, dass diese zu einer Fotosession in seinem Atelier waren. Doch Shelbys Vater leugnet vehement, etwas mit dem Verschwinden der Mädchen zu tun zu haben.
Als wenn das noch nicht genug wäre, erhält Shelby ständig eigenartige SMS von einem unbekannten Absender. Diese SMS enthalten nicht nur unglaubliche Anschuldigungen gegen ihren Vater, sondern auch Drohungen gegen Shelby selbst. Angestachelt durch ihre Freundin Roman, versucht Shelby auf eigene Faust, die Wahrheit ans Licht zu bringen und ihren Vater zu entlasten, von dessen Unschuld sie überzeugt ist. Dabei hat sie zu allem Überfluss auch noch die sensationslüsterne Presse im Nacken sitzen. Doch ausgerechnet von dem jungen Reporter Whit bekommt sie unerwartete Hilfe. Doch wie weit kann sie ihm überhaupt trauen? Was Shelby im Laufe der Zeit über ihren Vater herausfindet, schockiert sie zutiefst und zwingt sie, das Verhältnis zu ihm zu überdenken und ihn in einem anderen Licht zu sehen. Am Ende wird für sie nichts mehr so sein, wie es war.
Interessante Wendungen und ein durchdachter Plot
Der neueste Jugendthriller von Todd Strasser ist ein wahrer Pageturner, der den Leser fesselt und dabei nahezu ohne Gewalt und Blutvergießen auskommt. Man heftet sich bereitwillig an Shelbys Fersen und geht mit ihr auf Verbrecherjagd, weil man wissen will, was es mit dem Verschwinden der Mädchen auf sich hat und ob Shelbys Vater wirklich so unschuldig ist, wie er tut. Mit interessanten Wendungen und einer ganzen Reihe verdächtiger Personen führt der Autor einen regelrecht an der Nase herum. Da meint man manchmal, den Täter erkannt zu haben, nur um ein paar Seiten weiter feststellen zu müssen, dass der Autor einen auf die falsche Fährte gelockt hat. Die Undurchsichtigkeit der Krimi-Handlung gepaart mit einer sehr dichten und flotten Erzählweise macht den Reiz dieses Thrillers aus. Bis zum Schluss weiß man nicht, wer der Bösewicht ist. Es sei denn, man ist ein sehr aufmerksamer Leser. Dann wird man den kleinen dramaturgischen Fehler im letzten Drittel der Geschichte bemerken, wo ein kleines Detail den wahren Täter schon ein gutes Stück vor dem eigentlichen Showdown am Ende des Buches verrät.
Die Geschichte wird in Ich-Form aus Shelbys Perspektive erzählt, was dem Leser ein Eintauchen in ihre Gedankenwelt ermöglicht und die inneren Konflikte zeigt, die sie belasten und ihr zu schaffen machen. Sie ist ein kluges und tapferes Mädchen, das wie ein typischer Teenager denkt und fühlt. Sie ist lernfähig und entwickelt sich im Laufe der Geschichte weiter, kurzum: Sie ist eine sehr sympathische Figur, mit der man sich als Leser identifizieren kann. Die Nebencharaktere sind gut bis sehr gut ausgearbeitet, allen voran Shelbys Vater, dessen wahrer Charakter sich erst nach und nach entpuppt und dabei einige Überraschungen bereithält.
Die Geschichte spricht auch gesellschaftskritische Punkte an und wirft einen Blick auf die teilweise unseriösen Praktiken in der Modelbranche, wo Träume junger Mädchen von gewissenlosen Trittbrettfahrern schamlos ausgenutzt werden. Den erhobenen Zeigefinger wird man aber vergeblich suchen, Todd Strasser baut diese kritischen Punkte geschickt in die Handlung mit ein.
FAZIT
Strassers Jugendthriller "Dying for Beauty" war in diesem Jahr für den Edgar Alan Poe Award in der Kategorie "Junge Erwachsene" nominiert, der von der Vereinigung Mystery Writers of America verliehen wird und sozusagen der Oscar der Krimiliteratur ist.
"Dying for Beauty" hat alles, was ein guter Thriller braucht: interessante Wendungen, jede Menge Verdächtige, Spannung, eine nicht leicht zu durchschauende Handlung, Geheimnisvolles und Mysteriöses und vor allem eine glaubhafte starke Heldin. Durch die zarte Liebesgeschichte zwischen Shelby und Whit kommen sogar die Romantikerinnen auf ihre Kosten.
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