Der Atem des Teufels - Die Chroniken der Weltensucher (4)

  • Loewe
  • Erschienen: Januar 2012
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  • Loewe , 2012, Originalausgabe
Der Atem des Teufels - Die Chroniken der Weltensucher (4)
Der Atem des Teufels - Die Chroniken der Weltensucher (4)
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Carsten Kuhr
8101

Jugendbuch-Couch Rezension vonDez 2012

Ein wahres Fest der Fantasy

1883 erschüttert eine gigantische Explosion den pazifischen Raum. Der Vulkan Krakatau explodiert, ein Tsunami sucht die malaiische und indonesische Inselwelt heim.

Zwölf Jahre später entdeckt der Berliner Vulkanologe Professor Konrad Lilienkorn auf Java einen sonderbaren Graben, aus dem seltsame Schwaden aufsteigen. Entgegen dem ausdrücklichen Rat der Einheimischen steigt der Forscher in den Graben ab – und begegnet dort einem unbekannten Lebewesen. Bevor er das steinerne Ungetüm noch näher in Augenschein nehmen kann, trifft ihn ein schwarzer Pfeil. Nur mit Mühe gelangt er wieder an die Erdoberfläche zurück.

Das Berliner Außenministerium erreicht ein Hilferuf der Kollegen aus den Niederlanden. Auf Java werden junge Frauen einem offensichtlich heidnischen Ritual geopfert um die "Steinernen" davon abzuhalten, die Dörfer heimzusuchen, zu plündern und dem Erdboden gleich zu machen. Die vom auswärtigem Amt verständigte Universität ahnt, dass hier etwas Unerklärliches vorgeht – und wer anders als Carl Friedrich von Humboldt und sein unerschrockenes Team der Weltensucher könnte hier kurzfristig Aufklärung bringen.

Humboldt lässt sich nicht lange bitten. Auch wenn er die Begleitung Lilinekorns, mit dem ihn ein alter Ehrenhandel verbindet, akzeptieren muss, reizt ihn das Rätsel ebenso wie die in Aussicht gestellte Belohnung – denn bedeutet die Zulassung seiner Ziehtochter zum Studium an der Universität.

An Bord des Luftschiffes erreichen die Abenteurer Südost-Asien. Währenddessen hält sie ein blinder Passagier auf Trab. Lena, die alte Gefährtin Oskars, hat sich in den Kopf gesetzt, ihn zu umgarnen und die Expedition zu begleiten. Die Forscher fahren auf ihrer Suche nach den Gründen für die überfallenen Dörfer und die geraubten Menschen tief ins Erdinnere ein. Dort stoßen sie auf eine gar wundersame Welt. Währenddessen weiß Oskar nicht so recht, welchem Mädchen sein Herz nun zugetan ist – Charlotte oder Lena? Da ist es für unseren jungen Abenteurer viel einfacher sich mit Sandhaien und steinernen Lebewesen auseinanderzusetzen.

Um weiteres Unheil für die Region, ja die ganze Welt abzuwenden, muss der schwelende Konflikt beendet und vergangenes Unrecht geahndet werden – selbst für Humboldt keine einfache Aufgabe …

Auch das vierte Abenteuer der Weltensucher verwöhnt den Leser wieder mit exotischen Landschaften, fremden Welten und einer phantastischen Handlung.

Wie gewohnt nimmt der Plot im Wilhelminischen Berlin seinen Anfang und sein Ende, das den historischen Tatsachen nicht mehr entspricht. Von der bekannten Welt an der Spree geht es dann hinaus in die Terra Incognita. Hier, in der Beschreibung ferner Welten und Kulturen, trumpft Thiemeyer wieder mit all seiner erzählerischen Klasse auf.

Im Vergleich zu den vorgehenden Bänden haben sich die Personen deutlich fortentwickelt. Gerade an den jungen Menschen, hier sind Oskar und Charlotte in erster Linie zu nennen, zeigt der Autor auf, wie die Zeit vergeht, wie die abenteuerlichen, ja dramatischen Erlebnisse die Figuren geprägt haben. Aus einem vorlauten, dabei etwas schüchternen Jungen ist ein junger Mann gereift, der selbstbewusst seinen Standpunkt vertritt, der abwägt ob und welches Risiko er eingeht und der die Auswirkungen seiner Taten abschätzt. Dass er vorliegend mit seiner alten Gefährtin Lena eine neue Bewunderin erhält, ermöglicht es dem Autor auch die andere Seite des Erwachsenwerdens – die Gefühlswelt seiner Protagonisten – näher zu beleuchten. Im Dreiecksspiel um Zuneigung und Liebe schmeichelt es Oskar natürlich, dass sich gleich zwei Frauen um ihn bemühen. Gleichzeitig können wir die Gefühle Charlottes und Lenas, ihre Eifersucht gut nachvollziehen. Ohne dass diese Passagen den Lesefluss stören würden, gelingt es Thiemeyer hier ein wenig Romantik einfließen zu lassen.

Diese muss sich aber ganz klar der Handlung unterordnen. Wie von den bisherigen Chroniken gewohnt, baut er seine Eigenkreation auf ein solides Fundament mehr oder minder bekannter Tatsachen. Vorliegend wirft er ein bezeichnendes Licht auf die Kolonialmacht Holland mit den Überbleibseln der Ost-Indien-Kompanie. Weiterhin geht aber auch auf die Geschichte Sumatras und Javas sowie deren Mythen ein. Hier zeichnet er ein detailreiches Bild der Region und ihrer Bewohner, die er als Ausgangspunkt nimmt, von dem aus es dann ins Innere der Erde geht.

Hier erwartet uns ein wahres Fest an phantastischen Landschaften, Kreationen und einer fremden Kultur. Voller Sense of Wonder geht es tief unter der Erdoberfläche hinein ins Abenteuer. Dabei kommen unsere Helden einem alten Unrecht auf die Spur, bemühen sich um Ausgleich, Verständnis und Frieden. Immer wieder blitzt zwischen den rasant aufgezogenen Abenteuern entsprechende Botschaften auf. Der Autor versucht sehr geschickt seine jugendlichen Leser dazu zu animieren, das Fremde, das Unbekannte nicht grundsätzlich abzulehnen sondern neugierig kennen lernen zu wollen. Toleranz, Gerechtigkeit und Verlässlichkeit, das sind die Werte die Thiemeyer hier hochhält – ohne erhobenen Zeigefinger, dafür mit viel Tempo und jeder Menge Action.

Fazit

Einmal mehr entführt Thomas Thiemeyer seine Fans in ein phantastisches Abenteuer. Auf Verne- und Bourrough´schen Spuren geht es tief hinein ins Erdinnere – und in zwischenmenschliche Verwicklungen die zeigen, dass unsere jugendliche Helden erwachsen werden.

Der Atem des Teufels - Die Chroniken der Weltensucher (4)

Thomas Thiemeyer, Loewe

Der Atem des Teufels - Die Chroniken der Weltensucher (4)

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