Das also ist mein Leben
Wir nehmen Sauerstoff gar nicht mehr wahr: Nichts ist so einfach wie das atmen. Doch in der Welt von Bea, Quinn und Alina ist der Sauerstoff zum Luxusgut geworden. Die ganze Stadt befindet sich unter einer großen Kuppel, in der der lebensbringende Stoff reguliert wird. Die Außenwelt ist zum Feind geworden, das Atmen ist dort ohne Sauerstoffmaske nicht mehr möglich.
Bea und Quinn kennen sich schon lange, aber Quinn hat als Premium-Bürger ein "besseres" Umfeld als Bea. Als die zusammen einen Trip in die Außenwelt planen, sieht Bea die Chance, Quinn ihre romantischen Gefühle zu gestehen... Doch was als spaßiger Ausflug in die Ödnis geplant war, wendet sich, als die beiden Teenager Alina treffen. Alina gehört einer Gruppe von Rebellen an, die sich gegen die Sauerstoffregulierung und die Stadt auflehnen. So erfahren Bea und Quinn, welche mysteriösen und zwielichtigen Methoden ihre so sicher geglaubte Welt zusammenhalten.
Breathe von Sarah Crossan spielt in der Zukunft, thematisiert aber Probleme der heutigen Zeit. Der einschränkende Sauerstoffmangel wurde durch Menschen ausgelöst: Nachdem zu viele Bäume gerodet wurden, kippte die Luft in der Atmosphäre und nur ein ganz kleiner Teil der Menschheit konnte sich unter die Glaskuppel der Stadt retten. Das Buch beschäftigt sich also mit der Frage, was passiert, wenn die Menschheit weiter rücksichtslos mit dem Planeten umgeht und zeigt drastische Folgen auf.
Doch selbst in der vermeintlichen Sicherheit der Kuppel führt der Machthunger einiger Personen dazu, dass die Bürger nicht in Freiheit leben können. Das zeigt eindrücklich die Zwei-Klassen-Gesellschaft, die Quinn und Bea trennt, als auch Alinas Tätigkeit als Pflanzendieb. Denn ohne die Pflanzen sind alle Bürger von dem Sauerstoff der Regierung abhängig.
Die Autorin erschafft eine bedrückende Zukunftsversion. Die Enge und Stille unter der großen Glaskuppel sind spürbar, ebenso wie der Drang der drei Jugendlichen, ihre Grenzen zu überwinden. Die Charaktere sind auch die Hoffnungsträger des Buches.
Bea, Alina und Quinn sind Jugendliche wie du und ich, die mit einer extremen Situation konfrontiert werden und daraufhin schwerwiegende Entscheidungen fällen müssen. Alle drei sind äußerst authentisch und mit Feingefühl beschrieben. Nur manchmal sind ihre Eigenschaften ein bisschen einseitig erzählt. Durch die kapitelweise wechselnden Ich-Perspektiven zwischen allen Hauptcharakteren kann der Leser sich gut in sie hineinversetzen. Das gibt dem Buch Tiefe und macht es gleichzeitig spannend zu lesen.
Fazit
Crossans Science-Fiction-Roman zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie sich unsere Welt entwickeln könnte. Es warnt dabei eindrücklich vor dem rücksichtslosen Umgang mit unserem Planeten und zeigt unvorstellbare Folgen auf. In einer durch Menschenhand zerstörten Welt sind es drei Teenager, die eine Änderung bewirken könnten. Nur mit offenen Augen und der Fähigkeit, ihre eigene Gesellschaft immer wieder zu hinterfragen, haben die Drei eine Chance auf ein besseres Leben.
Briefe an den unbekannten Freund
Der Roman zu dem Kinofilm Vielleicht lieber morgen mit Emma Watson Logan Lerman und Ezra Miller, der im November 2012 in die Kinos kam, erzählt von Briefen eines sensiblen 15-jährigen an einen unbekannten Freund.
Wem erzählt man, was einen bewegt, wenn man eigentlich keinen hat, mit dem man richtig gut reden kann? Charlie findet einen Weg aus dem Dilemma. Er vertraut seine intimsten Gedanken und Gefühle einem unbekannten Freund an, dem er in den Briefen sein ganzes Leben erzählt. Es entsteht dabei ein sehr offener, einem Tagebuch nicht unähnlicher Monolog, der an manchen Stellen schmunzeln lässt, an anderen Stellen betroffen macht. Charlie ist dem Leser stets sehr nahe: Im Prinzip sind die Briefe, die er an den unbekannten Freund richtet die direkte Ansprache an die Leser.
Charlie erzählt aus seinem Leben und lässt dabei den Leser einen tiefen Blick in die Seele eines Jugendlichen tun, der nicht nur erste Erfahrungen mit der Liebe sammelt, sondern auch mit Drogen in Berührung kommt und mit gesellschaftlichen Auswüchsen zu kämpfen hat.
An sich geht der Autor Stephen Chbosky einen guten Weg, in dem er Charlie in seiner Jugendsprache erzählen lässt. Nur zeichnet sich hier einer der Schwachpunkte ab. Charlies Schilderungen sind sehr naiv und kindlich gehalten – so kindlich, wie es auf einen 15-Jährigen an sich nicht mehr richtig zutreffen mag. Zwar stimmen die Themen mit der Welt eines Jungen in diesem Alter überein, hinter der unbeschwert saloppen Sprache aber vermutet man eher einen 12-Jährigen. Dieser Eindruck verstärkt sich noch durch die Diskrepanz im gesellschaftlichen Umfeld: Charlie ist ein amerikanischer Junge, der eine Highschool besucht, und auch die gesellschaftliche Realität des amerikanischen Systems spiegelt. Damit unterscheidet er sich von einem Gymnasiasten in Deutschland ein ganzes Stück. Gerade für deutsche Jugendliche dürfte es dadurch aber schwer werden, Charlie als Persönlichkeit wahrzunehmen, die sich auf derselben Altersstufe bewegt.
Im Gegensatz zu der Verfilmung des Romans mit dem deutschen Titel Vielleicht lieber Morgen mit Emma Watson, Logan Lerman und Ezra Miller in den Hauptrollen, stellt Charlie– oder sein geistiger Vater Stephen Chbosky – im vorliegenden Roman die Geduld der Leser/innen mit seinen belanglosen, plappernden Briefpassagen häufig auf die Probe.
Ein recht beachtlicher Teil der Geschichte könnte weggelassen werden, ohne den Verlauf der Geschichte ernsthaft zu beeinträchtigen. Es braucht zwar wohl die eine oder andere Passage, die mit Sätzen wie "Ich bin gerade von der Schule heim gekommen…" um die zeitweise Ereignislosigkeit in Charlies Leben darzustellen, doch wird dieses Stilmittel von Stephen Chbosky etwas arg strapaziert. Ein wenig mehr Pfiff und Bewegung hätte der Geschichte gut getan. Durch eine leicht weinerliche Haltung macht es der Protagonist Charlie dem Leser zudem nicht ganz einfach, ihn ins Herz zu schließen. Immer wieder scheint der Junge in Selbstmitleid einzutauchen und es sich dort recht bequem einzurichten. Obwohl die innere Zerrissenheit zur Pubertät gehört, scheint diese Tendenz bei Charlie doch recht aufgesetzt.
Fragwürdig erscheint das Herangehen des Autors, was die ersten Drogenerfahrungen betrifft. Hier wird belustigt verharmlost. Chbosky versucht wohl darzustellen, wie unbeschwert die Jungen mit dem Thema umgehen und wie leicht sie die Erfahrungen nehmen. Doch fällt es gerade Leuten, denen die nötige Reife fehlt, um zwischen den Zeilen zu lesen, schwer, zu erkennen, dass es sich hier nicht etwa um ein schulterzuckendes "was soll's" handelt, sondern um den Versuch, die Drogenerfahrungen aus Sicht des jugendlichen Charlie darzustellen.
FAZIT
Selten zeigt ein Jugendbuch so sehr die Unterschiede in Lebensweise und persönlicher Reife zwischen amerikanischen und deutschen Jugendlichen auf, wie dies bei "So also ist mein Leben" der Fall ist. Versucht man, diese Unreife etwas auszublenden, wird man eine nette Lektüre ohne zu viele Höhen und Tiefen antreffen. Der ganz große Wurf, wie es von US-Medien hochgelobt wurde, ist dieses Buch für den deutschen Markt aber keineswegs.
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