Artemis Fowl. Das magische Tor
Mit ihrer Trilogie um die Chroniken der Unterwelt, deren ersten Band gerade von Hollywood verfilmt wird, hat Cassandra Claire Geschichte geschrieben. In den drei Bänden der ersten Trilogie hat sie einen mitreißenden Urban Fantasy Plot vorgelegt. Verborgen vor unserer Alltagswelt im New York der Jetztzeit angesiedelt, existieren sie – Vampire, Werwölfe, Elfen, Hexer und Engel – Dämonen dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Clary, so der Name unserer jungen Heldin, ahnt nicht, dass sie aufgrund ihres elterlichen Erbes zu dieser Welt gehört. Bis sie in der Disko einige junge Schattenjäger (eine Gilde, die sich der Jagd auf renegate Übernatürliche auf ihre Fahnen geschrieben hat) kennen lernt und sie sich in Jace, einen der Jäger verliebt.
Im Verlauf der ersten Trilogie erfährt sie, dass sie einen ihr unbekannten Bruder hat, der von ihrem Vater angeleitet, die Herrschaft über das übernatürliche Reich an sich reißen will. Nach einigen Verwicklungen kam es letztlich zum erwarteten Finale.
Dem großen Erfolg schuldend hat sich die Autorin dann entschlossen nicht nur eine Trilogie, die die Vorgeschichte der Gilde im England des 18. Jahrhundert erzählt nachzureichen, sondern auch an die erste Trilogie nahtlos eine zweite anzuschließen.
Was sich zunächst nach rein profitorientiert motivierten Gründen anhört, das erwies sich im Band 4 der Chroniken der Unterwelt als erstaunlich interessant. Sebastian alias Jonathan Morgenstern, Clarys missratener Bruder macht wieder von sich reden. Durch ein schwarz-magisches Ritual wurde er mit Jace verbunden. Seitdem sind die Beiden verschwunden, die Schattenjäger haben die Suche aufgegeben. Doch Clary gibt nicht auf. Für die Elfenkönigin soll sie zwei magische Ringe, die sich im Besitz der Gilde befinden, stehlen. Dann würde sie erfahren, wo Jace sich aufhält – so zumindest das Versprechen. Bevor es dazu kommen kann, trifft sie auf die Liebe ihres Lebens – in Begleitung ihres Bruders und dies offensichtlich auch noch ohne äußeren Zwang. Was Jace ihr dann zu sagen hat, sind allerdings keine guten Neuigkeiten. Das Ritual, das ihn an Sebastian bindet, überträgt sämtliche Verletzungen Sebastians auf ihn, und ermöglicht es Sebastian ihn mental zu beeinflussen. Clary schließt sich den Beiden an, um nach eine Rettung für ihren Geliebten zu suchen.
Währenddessen haben ihre Freunde ihre eigenen Probleme – Luke, der Anführer des Werwolfrudels, ringt mit den Tod, und Simons Familie hat ihre lieben Probleme damit, ihn als Vampir zu akzeptieren …
Dass Cassandra Claire schreiben kann, hat sie hinlänglich bewiesen. Der Aufbau selbst umfangreichster Romane, ein Handlungsbogen über mehrere Bücher fallen ihr leicht. Umso erstaunter rieb ich mir bei vorliegendem Buch die Augen. Schon zu Beginn gab es viel Leerlauf, eine wie auch immer geartete Zusammenfassung des bisherigen Geschehens erfolgte nicht, statt dessen wechselten sich die Handlungsstränge ohne unmittelbaren Zusammenhang oftmals abrupt ab. Das verwirrt den Leser, zumal die Handlung selbst lange Zeit benötigte, um in Fahrt zu kommen.
Natürlich hat die Autorin wieder jede Menge Geheimnisse, Intrigen und ein wenig Herz-Schmerz beigefügt, doch vorliegend stimmt erstmals bei ihren Büchern die Mischung nicht. Sie verfängt sich im klein-klein der jeweiligen Probleme, verliert dabei ihr großes Ganzes aus den Augen.
Zwar wird gerade die emotionale Ebene der jeweiligen Figuren gut nachvollziehbar beleuchtet, erhalten die Gestalten weitere Tiefe und damit größere Glaubwürdigkeit, allein es mangelt an einer wirklich mitreißenden Geschichte. Und diese wäre eigentlich vorhanden: Die Dramatik, die von dem hilflos ausgelieferten Jace ausgeht oder der eigennützige Versuch Sebastians, seine Schwester zu beeinflussen - das wird zwar alles angesprochen, doch packt es den Leser dieses Mal nicht wirklich. Das wirkt dann bei der Lektüre ein wenig unausgegoren, vielleicht gar zu schnell herunter geschrieben. Es wirkt auf mich, als wäre man nicht nochmals über den Text gegangen, um anders zu gewichten und die Handlung über ein korrigierendes Lektorat zu straffen.
FAZIT
Als Fazit bleibt so, dass City of Lost Souls langatmig beginnt, dann zu einem zu kurzen Zwischenspurt ansetzt und sich schlussendlich in Betrachtungen der Einzelschicksale verliert.
Ein weiser Entschluss von Artemis-Vater Eoin Colfer mit diesem Band sein Kind in die Freiheit zu entlassen.
Was fürchtet das Erdvolk in und um Atlantis am Meisten? Richtig, dass die Erdlinge, die misstrauisch beäugten Bewohner der Erdoberfläche ihrer gewahr werden könnten. So haben sie all ihr beträchtliches Wissen, ihre überlegene Technologie und die Magie dazu benutzt, sich zu verbergen. Dumm nur, wenn einer aus ihrer Mitte, ein Kobold, ganz eigene Pläne hat, die darauf hinauslaufen, sich zum Herrscher der Welt – oben wie unten – aufzuschwingen.
Eigentlich wird Opal Koboi ja sicher im Gefängnis verstaut. Doch das hindert die ebenso geniale wie skrupellose Verbrecherin nicht daran, einen perfiden Plan zu ersinnen, der Tausenden Elfen, Zentauren und Feen das Leben kostet, will sie doch bewusst eine Zeitanomalie herbeiführen, indem sie ihr aus der Zeit geholtes jüngeres Ich töten lässt. Gesagt getan und schon erfindet Opal sich selbst neu – mit ihren gesteigerten magischen Kräften erweckt sie die Berserker zu neuem Leben und besetzt Fowl Manor. Dass die Zeitanomalie sämtliche technische Erfindungen Opals außer Betrieb setzt, merkt nicht nur das Erdvolk sondern auch die Menschen – die Katastrophe bombt sie buchstäblich in das Briefzeitalter zurück. Handy, Satelliten, Autos und Computer, nichts funktioniert mehr. Das erste Schloss, das die Berserker aus ihrem Jahrhunderte dauernden Schlaf weckt, hat Opal bereits geöffnet. Wenn es ihr gelingt, das zweite Schloss auch zu öffnen, dann vernichtet sie automatisch jeden Menschen auf der Erde – wie praktisch; braucht die selbsternannte Königin doch Platz für ihre Untertanen. Aber noch hat Artemis einen Plan, auch wenn der von ihm ein Opfer fordert, das man dem egozentrischen Meisterdieb nicht zutrauen würde …
Acht Romane und ein Band mit Kurzgeschichten um einen der eigenwilligsten Helden der modernen Literaturgeschichte liegen hinter uns. Bücher, in denen wir einem Dieb, einem überheblichen, ich-bezogenen Genie folgten und dabei bestens unterhalten wurden. Acht Bände, die uns nicht nur Artemis und seinen Butler, der gleichzeitig sein Bodyguard ist, ans Herz wachsen ließen, sondern auch die Figuren drum herum in Kultstatus erhoben.
Nun soll mit vorliegendem Werk die Reihe abgeschlossen werden, soll Artemis Fowl seinen letzten, triumphierenden Auftritt absolvieren. Dabei ist noch einmal jeder Darsteller, den wir kennen und auf jeweils ganz eigene Art zu schätzen gelernt haben. Mulch etwa, der verfressene, pardon immer hungrige Zwerg, Foaly der geniale Zentauren-Erfinder, die Wichtelin Opal und natürlich Holly, die schlagkräftige Elfe.
Wie wir dies bei einem Abschlussband erwarten, darf jeder eine letzte Verbeugung machen, wird ein jeder in eine Handlung integriert, die zwar nicht immer in sich ganz logisch daherkommt, die aber spannend und dramatisch unterhält.
Zu kurz kommt dabei dieses Mal der besondere Humor, der viele der Bücher der Reihe ausgezeichnet hat. Auch vermisst man ein wenig die ganz skurrilen Einfälle der Genies und Erfinder, die dem Leser sonst so oft den Atem verschlagen haben. So ist es ein Abschied geworden, der dem Anlass angemessen ist, der die liebgewonnenen Eigenheiten der Figuren noch einmal aufblitzen lässt, ihre besonderen Wesenszüge beleuchtet, der aber letztlich nicht der beste Band des Zyklus´ ist. Es fehlt ein wenig die Leichtigkeit, die Spitzigkeit der ersten Titel, die munteren Dialoge fließen nicht mehr ganz so übermütig hin und her, so dass es wohl letztlich ein weiser Entschluss von Artemis-Vater Eoin Colfer war und ist, mit diesem Band sein Kind in die Freiheit zu entlassen.
FAZIT
Als Fazit bleibt, dass Eoin Colfer mit seinen Romanen um einen jugendlichen Verbrecher weit mehr erreicht hat, als nur Harry Potter einen Antagonisten gegenüberzustellen, dass er vorzüglich, intelligent unterhalten und immer wieder auch nachhaltige Gedanken um Umweltschutz und Gleichberechtigung hat einfließen lassen.
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