BZRK Reloaded
Was fürchtet das Erdvolk in und um Atlantis am Meisten? Richtig, dass die Erdlinge, die misstrauisch beäugten Bewohner der Erdoberfläche ihrer gewahr werden könnten. So haben sie all ihr beträchtliches Wissen, ihre überlegene Technologie und die Magie dazu benutzt, sich zu verbergen. Dumm nur, wenn einer aus ihrer Mitte, ein Kobold, ganz eigene Pläne hat, die darauf hinauslaufen, sich zum Herrscher der Welt – oben wie unten – aufzuschwingen.
Eigentlich wird Opal Koboi ja sicher im Gefängnis verstaut. Doch das hindert die ebenso geniale wie skrupellose Verbrecherin nicht daran, einen perfiden Plan zu ersinnen, der Tausenden Elfen, Zentauren und Feen das Leben kostet, will sie doch bewusst eine Zeitanomalie herbeiführen, indem sie ihr aus der Zeit geholtes jüngeres Ich töten lässt. Gesagt getan und schon erfindet Opal sich selbst neu – mit ihren gesteigerten magischen Kräften erweckt sie die Berserker zu neuem Leben und besetzt Fowl Manor. Dass die Zeitanomalie sämtliche technische Erfindungen Opals außer Betrieb setzt, merkt nicht nur das Erdvolk sondern auch die Menschen – die Katastrophe bombt sie buchstäblich in das Briefzeitalter zurück. Handy, Satelliten, Autos und Computer, nichts funktioniert mehr. Das erste Schloss, das die Berserker aus ihrem Jahrhunderte dauernden Schlaf weckt, hat Opal bereits geöffnet. Wenn es ihr gelingt, das zweite Schloss auch zu öffnen, dann vernichtet sie automatisch jeden Menschen auf der Erde – wie praktisch; braucht die selbsternannte Königin doch Platz für ihre Untertanen. Aber noch hat Artemis einen Plan, auch wenn der von ihm ein Opfer fordert, das man dem egozentrischen Meisterdieb nicht zutrauen würde …
Acht Romane und ein Band mit Kurzgeschichten um einen der eigenwilligsten Helden der modernen Literaturgeschichte liegen hinter uns. Bücher, in denen wir einem Dieb, einem überheblichen, ich-bezogenen Genie folgten und dabei bestens unterhalten wurden. Acht Bände, die uns nicht nur Artemis und seinen Butler, der gleichzeitig sein Bodyguard ist, ans Herz wachsen ließen, sondern auch die Figuren drum herum in Kultstatus erhoben.
Nun soll mit vorliegendem Werk die Reihe abgeschlossen werden, soll Artemis Fowl seinen letzten, triumphierenden Auftritt absolvieren. Dabei ist noch einmal jeder Darsteller, den wir kennen und auf jeweils ganz eigene Art zu schätzen gelernt haben. Mulch etwa, der verfressene, pardon immer hungrige Zwerg, Foaly der geniale Zentauren-Erfinder, die Wichtelin Opal und natürlich Holly, die schlagkräftige Elfe.
Wie wir dies bei einem Abschlussband erwarten, darf jeder eine letzte Verbeugung machen, wird ein jeder in eine Handlung integriert, die zwar nicht immer in sich ganz logisch daherkommt, die aber spannend und dramatisch unterhält.
Zu kurz kommt dabei dieses Mal der besondere Humor, der viele der Bücher der Reihe ausgezeichnet hat. Auch vermisst man ein wenig die ganz skurrilen Einfälle der Genies und Erfinder, die dem Leser sonst so oft den Atem verschlagen haben. So ist es ein Abschied geworden, der dem Anlass angemessen ist, der die liebgewonnenen Eigenheiten der Figuren noch einmal aufblitzen lässt, ihre besonderen Wesenszüge beleuchtet, der aber letztlich nicht der beste Band des Zyklus´ ist. Es fehlt ein wenig die Leichtigkeit, die Spitzigkeit der ersten Titel, die munteren Dialoge fließen nicht mehr ganz so übermütig hin und her, so dass es wohl letztlich ein weiser Entschluss von Artemis-Vater Eoin Colfer war und ist, mit diesem Band sein Kind in die Freiheit zu entlassen.
FAZIT
Als Fazit bleibt, dass Eoin Colfer mit seinen Romanen um einen jugendlichen Verbrecher weit mehr erreicht hat, als nur Harry Potter einen Antagonisten gegenüberzustellen, dass er vorzüglich, intelligent unterhalten und immer wieder auch nachhaltige Gedanken um Umweltschutz und Gleichberechtigung hat einfließen lassen.
Man braucht nicht immer eine Welt nach der großen Katastrophe, um eindringlich vor Gefahren zu warnen.
Die Welt in einer nahen Zukunft erscheint auf den ersten Blick kaum anders als heute. Nach wie vor versuchen die Menschen, mehr oder minder erfolgreich ihr Leben auf bestmöglichste Art zu leben, Glück und Zufriedenheit, Gesundheit und Frieden stehen ganz weit oben auf der Liste der Dinge, die man anstrebt.
Erst auf den zweiten Blick, wohl verborgen vor den allzu neugierigen Augen der Öffentlichkeit, treten die Unterschiede zu der guten alten Zeit hervor. Der Krieg, zumindest die Auseinandersetzungen bei denen es um etwas geht, wird nicht länger mit Panzern und Flugzeugträgern geführt - die Wissenschaft hat selbst Drohnen obsolet gemacht. Statt riesigen Geschossen nistet man einfach winzige Nanobots und Biots im Gehirn der Zielperson ein – und sei dies auch die Präsidentin der Vereinigten Staaten – und schon ist diese Zielperson für Twitcher manipulierbar.
Die Armstrong Zwillinge, Charles und Benjamin, sind eigentlich vom Schicksal geschlagen. Zusammengewachsen verfügen sie gemeinsam über 3 Beine, zwei Herzen und zwei Köpfe und über jede Menge krimineller Energie – man könnte sie auch als durchgeknallt bezeichnen. Ihr Ziel ist es, die absolute Kontrolle über die Welt und das heißt über die Mächtigen der Welt an sich zu reißen. Nur die Twitcher von BZRK können das drohende Unheil verhindern – wenn sie nicht mit ihren eigenen Problemen mehr als genug um die Ohren hätten …
Auch der zweite Teil der etwas anderen Dystopie aus der Feder des New York Times Bestsellerautors Michael Grant beweist, dass man nicht immer eine Welt nach der großen Katastrophe braucht, um eindringlich vor Gefahren zu warnen. Wie schon im ersten Teil überzeugt der Autor dabei durch seine nüchterne, fast unterkühlte Erzählweise, mit der er uns einen Einblick ins Reich der Macros und Nanos bietet. Dabei erklärt er wenig, lässt seine Leser sich die Hintergründe lieber selbst erschließen. Das erfordert natürlich ein wenig Gehirnschmalz, fügt der Geschichte damit jedoch eine weitere faszinierende Seite hinzu. Dabei richtet sich der Roman erneut aufgrund der doch sehr deutlichen Gewaltschilderungen eher an eine Lesergruppe ab 16 Jahren, jüngere Leser werden durch die schrecklich real beschriebenen Szenen verängstigt und überfordert.
Das Pfund, mit dem Grant neben der erschreckend real wirkende Bedrohung durch die Naniten wuchert, sind seine differenzierter und nachvollziehbar handelnden Figuren. Das sind zunächst jugendliche Protagonisten, allerdings keine, denen alles einfach zufällt, die aus begütertem Elternhaus kommen (auch wenn Sadie als Erbin ein Millionenvermögen in der Hand hat) sondern mehr diejenigen, mit denen es das Schicksal nicht ganz so gut meinte. Sie haben alle ihr Päckchen zu tragen, dienen damit hervorragend als Identifikationsfiguren, in deren Haut man mühelos schlupfen kann.
FAZIT
In Verbindung mit den Beschreibungen um die Auseinandersetzungen zwischen Nanobots und Biots und deren Lenker erwartet den Leser mit BZRK Reloaded erneut ein sehr spannendes Buch, dem es allerdings gut getan hätte, wenn Autor und Verlag eine kurze Zusammenfassung des ersten Teils beigefügt hätten.
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