Höllenflüstern
Venedig, die Lagunenstadt befindet sich Anfang des 15 Jahrhunderts auf der Höhe ihrer Macht. Der Doge und der Rat der Zehn regieren die Metropole mit eiserner, aber leidlich gerechter Hand, die Glasbläser und Handelshäuser mehren den Reichtum der Stadt. Doch dann sucht ein bis dato undenkbares Unheil die Stadt heim. Das Meer zieht sich aus den Kanälen und Prielen zurück, ein seltsamer, ungesunder Nebel legt sich über die Palazzos und Brücken, Neid, Missgunst und der Schwarze Tod gehen um. Männer verschwinden, Entführungen sind an der Tagesordnung, alles entwickelt sich zum Schlechteren für die hungernde Bevölkerung.
Marco wird in Kürze 16. Ein Alter, in dem man eine Lehre beginnen sollte, in der die Schritte für die Zukunft festgelegt werden. Nach dem Tod seiner Schwester, die ihm in ein verlassenes Anwesen gefolgt war und dort ertrank, und dem spurlosen Verschwinden seines Vaters ist der Junge jedoch noch nicht bereit, sein Leben wirklich in die Hand zu nehmen. Zwar versucht sein Onkel, bei dem er Aufnahme gefunden hat, ihn als Schreiber unterzubringen; allein Marco will seine obsessive Suche nach dem Vater nicht aufgeben. Als das Unheil die Stadt heimsucht ahnt er nicht, dass er allein die Macht besitzt, das Böse aufzuhalten und seine Heimat zu retten.
Seit dem Tod seiner Schwester weist er seine besondere Beziehung zum Meer von sich. Das Meer spricht zu ihm und auch dessen Bewohner, die legendären Fischmenschen der Lubriche, wollen mit ihm Kontakt aufnehmen. Während seine Heimat um ihn herum in Chaos versinkt, Schätze gesucht, Menschen geschunden und Fremde, wie ein gewisser da Vinci ihre Forschungen vorantreiben, muss Marco sich entscheiden: Er muss sich entscheiden, ob er bereit ist für seine Heimat und die Menschen, die er liebt, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen …
Es gibt eine Legion von Venedig Romanen, und auch phantastisch angehauchte Werke, die ihre Verfasser in der Lagunenstadt ansiedeln, sind nicht eben rar gesät. Insoweit muss ein Autor sich, will er seinen Plot in der Stadt der Gondeln spielen lassen, etwas einfallen lassen. Gunnar Kunz hat sich ganz bewusst dafür entscheiden uns ein Venedig der Vergangenheit zu präsentieren, das vom historischen Bild ein wenig abweicht. Zum Einen hat er die recht komplizierte politisch-gesellschaftliche Herrschaftsstruktur ein wenig vereinfacht, zum Anderen das Stadtbild selbst ein wenig der heutigen Zeit angepasst. Beides sind zulässige Freiheiten, die auf die Handlung selbst keine Auswirkung haben.
Stilistisch auf hohem Niveau, bewegt der Roman sich phantastisch auf seltenen Pfaden. Ein Mensch der das Meer hören kann, der phantastische Geschöpfe der feuchten Tiefen rufen kann, das hat man kaum einmal, wenn überhaupt gelesen. Geschickt schafft Gunnar Kunz durch den zweifachen Verlust, den sein Protagonist erleiden muss, innere Konflikte, die der Leser sehr gut nachvollziehen kann. Dazu gesellt sich die Suche nach der eigenen Zukunft, eine erste Liebe und eine Welt, die rings um ihn herum zusammenzubrechen scheint.
Not und Elend prägen auch Marcos Handeln. Seit dem Tod der Schwester plagt ihn das schlechte Gewissen und sein Gefühlsleben pendelt zwischen Verleugnung, Zögern und Zweifeln. Dennoch ist Marco eine Figur, in die man als Leser gerne hineinschlüpft. Gerade weil man ihn verstehen kann, seine Beweggründe klar nachvollziehbar aufgezeigt werden, versteht man ihn und seine Handlungen sehr gut. Dazu hat sich der Autor dann noch einige Gimmicks einfallen lassen: Der geniale Erfinder da Vinci, das Marco-Polo-Haus mit seinen unermesslichen Schätzen, korrupte, verräterische Adelige – das ist zwar gewohntes Beiwerk, aber in dieser Zusammenstellung und Beschreibung doch eigen und faszinierend.
FAZIT
Gunnar Kunz hat mit Lagunenrauner Venedig seine Referenz erwiesen. In einem packenden Jugendbuch, das sich an Leser ab 14 Jahre richtet, verzaubert er nicht nur mit der Kulisse sondern auch mit den dosiert eingesetzten, so noch nicht gelesenen phantastischen Fähigkeiten.
Wahrlich mitreißende Action, unterhält spannend und packend und macht neugierig.
Da hatte Riley Blackthorne ja eigentlich wahrlich schon genügend Last auf ihren schmalen Schultern: Als einzige weiblicher Lehrling der Dämonenfänger-Gilde von Atlanta, Georgia, war sie Anfeindungen und Vorurteilen ausgesetzt. Ihr Vater, der allseits geachtete Dämonenfänger, war von einem Dämon der 5. Klasse ermordet worden und trotz aufopfernder Wacht seiner Tochter aus seinen Grab reanimiert und als Zombie entführt worden. Dazu sind ihr die Geldverleiher, bei denen sich ihr Vater zur Begleichung der Krankenhausrechnungen der an Krebs verstorbenen Mutter das Geld geliehen hatte, auf den Fersen. Sie hat sich nicht nur einmal, sondern gleich zweimal in den falschen Typen verliebt, ihre Unschuld einem gefallenen Engel hingegeben, sich mit den Inquisitoren der römischen Kirche angelegt und einen Betrug mit Weihwasser aufgedeckt – und dann der Gipfel.
Ausgerechnet sie, das junge Mädchen an der Grenze zur Frau, soll den Weltuntergang aufhalten – so zumindest die Sendboten von Himmel und Hölle, die ihr jeweils ihr Mal auf den Handrücken aufgerückt haben, beiden natürlich, ohne sie auch nur im geringsten nach ihrer Meinung zu fragen.
Während rund um sie herum die Welt zusammenbricht – mal ganz ehrlich, so schlimm ist das bei all dem Dreck, den Verbrechen, Dämonen und Magiern um sie herum nun auch nicht – soll sie neben ihren Gefühlen für den charismatischen Fänger Denver Beck und der Suche nach dem entführten Zombie-Vater nun also auch noch kurzerhand Armageddon aufhalten – wie uncool ist das? Schon macht sich neues Unheil bemerkbar: Zombie-Dämonen, denen Weihwasser oder geweihter Boden nichts anhaben kann – jetzt kann es wirklich nicht mehr schlimmer kommen: alles, was zwischen den Herausforderern Luzifers, den sphärischen arroganten Engeln und dem Weltuntergang steht, sind Riley und ihre wenigen Freunde …
Mal wirklich, was will die Autorin im für Oktober 2013 in Vorbereitung befindlichen Abschlussband ihrer Tetralogie da noch draufpacken? Geht da überhaupt noch mehr?
Auftritt Erzengel Michael – ja der Anführer von Gottes Engeln -, Auftritt des Morgensterns Luzifer und seines Herausforderers, dazu Magier, Zombiebeschwörer, jede Menge Dämonen, dann die Inquisition und die Fänger, vereint im aussichtslosen Kampf gegen Zombie-Dämonen, und eine oberfiese Reporterin, die um der Story willen über Leichen geht – das ist schon beeindruckend und kaum mehr zu überbieten. Angereichert wird die action-betonte Handlung mit einer Prise Romantik – da verrate ich jetzt lieber nichts weiter dazu, ich sage nur, für Riley bleibt es schwierig. Das bedeutet jede Menge Selbstzweifel, Verzweiflung und Dramatik pur und liest sich wie eine Fahrt in der Achterbahn inklusive 4-fach Looping. Immer wenn man als Leser denkt, jetzt ist alles aus, oder jetzt geht es endlich – Pustekuchen, schon hat sich Mrs Oliver wieder eine fiese Wendung einfallen lassen.
Natürlich punktet sie auch vorliegend mit ihrer markanten Heldin, der nichts, aber wirklich auch gar nichts geschenkt wird, mit einer Endzeitkulisse, in der sich die Menschen zum Überleben an Vieles angepasst haben, in der die Bösen nach wie vor versuchen, sich auf Kosten ihrer Mitmenschen zu bereichern und in der Habgier, Selbstsucht und Ungerechtigkeit herrscht. Ab und an findet man aber auch das zarte Pflänzchen des Mitleids, der Hilfe und Aufmunterung. Das wirkt realitätsbezogen, wenngleich alles natürlich vor der Kulisse Atlantas der Zukunft abläuft.
Wie schon in den ersten beiden Teilen hat es Jana Oliver verstanden, ihre Protagonistin griffig und altersgerecht zu zeichnen. Der Leser kann ihre Motivation nur zu gut nachvollziehen, weiß ganz genau, wie sie sich fühlt. Natürlich geht es um das erste Mal, um das Gefühl betrogen, ausgenutzt und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen dazu gebracht worden zu sein, die Jungfräulichkeit hergegeben zu haben. Viele, zu viele der Leserinnen treffen hier ähnlich falsche Entscheidungen, lassen sich aus einer oftmals alkoholbedingten Laune zu etwas verleiten, das sie nüchtern betrachtet, vielleicht lieber noch hinausgezögert hätten, bis sie auf den Richtigen getroffen wären. Das stellt die Verbindung zum wirklichen Leben her, zeigt uns eine junge Frau, die ihrer selbst noch unsicher ist. Sie ist hin- und hergerissen ist zwischen unterschiedlichsten Männern, die sich um ihre Gunst bemühen, doch nebenbei muss sie aber ihr "normales" Leben weiterhin auf die Reihe bekommen.
FAZIT
Jana Oliver verbindet mit ihrem dritten Band Höllenflüstern – Riley Blackthorne – Die Dämonenfängerin (Forgiven) geschickt Alltagsprobleme der Zielgruppe mit einer wahrlich mitreißenden Action, unterhält spannend und packend und macht neugierig, wie die Autorin sich selbst da noch toppen will.
Deine Meinung zu »Höllenflüstern«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!