In dieser ganz besonderen Nacht
Sie ist hübsch, sie kann singen und ist beliebt bei den Jungs: Julie ist mit sich und dem Leben im Reinen. Einzig die Frage, wer den Platz als Schlagzeuger in ihrer Band "Jase Noju" einnehmen soll, beschäftigt sie. Denn ihr Bruder Noah wird zu einem Austauschjahr nach England fahren und damit als Schlagzeuger ausfallen. Anwärter gibt es gleich drei. Unter ihnen ist Julies neue Klassenkameradin Lisa. Und die kann wirklich spielen. Doch Julies Mutter Sandra will nicht, dass Lisa in der Band aufgenommen wird, denn sie fürchtet, das seltsame Mädchen könne einen schlechten Einfluss auf ihre Tochter haben. Also zieht Julie ihre Zusage an Lisa zurück und nimmt stattdessen Marek in die Band auf. Kurze Zeit später bekommt die junge Sängerin die erste Mail von einem geheimnisvollen Absender, der sich Stüp7 nennt …
Die Beschimpfung darin trifft Julie. Doch sie will sich nicht unterkriegen lassen. Da taucht ein Fake-Profil von ihr im Internet auf. Darin wird sie als überhebliche Zicke dargestellt – die Reaktionen von Klassenkameraden und Wildfremden lassen nicht lange auf sich warten. Julie, die sich noch vor kurzem in einer allgemeinen Sympathie sonnen konnte, sieht sich plötzlich massiven Angriffen ausgesetzt. Und immer wieder meldet sich Stüp zu Wort, droht und höhnt. Obwohl sich Julie zu wappnen versucht, greift das Mobbing ihr Selbstbewusstsein an und zerstört das Mädchen nach und nach. Julie kann nicht mehr schlafen und zermartert sich das Hirn, wer hinter diesen Machenschaften stecken könnte. Ist es Lisa, die sich für die Sache mit der Band rächt? Oder Ela, die argwöhnt, Julie könne ihr ihren Freund Sebastian ausspannen? Als Julie auf dem Weg zum Busbahnhof angegriffen und zusammengeschlagen wird, setzt dies eine Welle von schrecklichen Ereignissen in Gang.
Wie wird Mobbing erlebt? Die Autorin Agnes Hammer begnügt sich nicht damit, die Empfindungen des Opfers Julie darzustellen. Sie splittet ihren Roman in kleine Kapitel auf, in denen sie den unterschiedlichsten Personen das Wort erteilt. So können die Leserinnen und Leser nicht nur mitverfolgen, wie innerhalb kurzer Zeit aus der erfolgreichen und auch selbstsicheren Julie ein psychisch labiles Mädchen wird, sondern auch, wie die Personen in Julies Umfeld die Mobbing-Geschichte miterleben. Besonders Lisa und Sebastian wird viel Raum zugestanden. Ihre Erlebnisse stehen den Empfindungen Julies gegenüber – und decken sich jeweils nur teilweise. So erleben die Leserinnen und Leser die unterschiedliche Sichtweise der Dinge und können sich ein Bild davon machen, wie vielschichtig das Thema Mobbing ist.
Es wäre ein leichtes, bei diesem Thema den Mahnfinger zu heben und klare Schuldzuweisungen zu machen. Doch Agnes Hammer beweist, dass sie sich intensiv mit Mobbing auseinander gesetzt hat. So macht sie zwar deutlich, dass Mobbing nur dann richtig funktioniert, wenn sich viele Mitläufer finden lassen, die die Sache verschärfen. Doch lässt sie offen, wie stark die Verantwortung jedes Einzelnen gewichtet werden muss. Die Autorin verurteilt Mobbing – das ist zweifelsfrei zu erkennen. Sie zeigt aber auch auf, dass letztlich Julie selber nicht optimal reagiert. Sie schlüpft sehr schnell in die ihr zugeschobene Opferrolle und versucht, die Sache vor ihren Eltern geheim zu halten. Erst sehr spät zieht sie ihren Vater ins Vertrauen, der sehr besonnen reagiert. Anders Julies Mutter, die die Sache auf ihre eigene Art zu regeln versucht und damit die Angelegenheit noch verschärft.
Spätestens hier zeigt sich, dass der auf die jugendliche Zielgruppe von Oberstufenschülern zugeschnittene Roman auch eine interessante Lektüre für Eltern sein kann. Der feinfühlige Umgang der Autorin mit dem Thema macht darauf aufmerksam, dass gerade bei Mobbing ein konsequentes aber durchdachtes Handeln notwendig ist.
FAZIT
Obwohl Agnes Hammer sich auf relativ wenige Seiten beschränkt, gewährt sie einen tiefen Einblick und eine abgerundete Erzählung. Stimmig ist auch der Schluss, der die ganze Situation noch mal in ihrer vollen Tragweite zum Ausdruck bringt. Schade ist einzig, dass die Autorin sowohl beim Opfer Julie als auch bei den meisten anderen Beteiligten sehr stark mit Klischees arbeitet. Hier vergibt sie sich die Chance, nicht nur einen hervorragenden Roman zu bieten, sondern ein überragendes Buch.
Für Genre-Fans und Romantiker genau das richtige
Als Ambers Mutter stirbt, die wichtigste Person in ihrem Leben, wird Amber aus ihrer vertrauten Umgebung gerissen und muss zu ihrem Vater nach San Francisco ziehen - ans andere Ende der Welt. Weit weg von ihren Freunden und allein mit ihrem Verlust, muss Amber sich nun in ihr neues Zuhause einleben und sich an ihren Vater gewöhnen, den sie nur von Fotos und seltenen Besuchen kennt. Es scheint ihr unmöglich mit dieser neuen Situation fertig zu werden, bis sie auf Nathaniel trifft: Der seltsame Junge, der sich immer in einem verlassenen Haus herumtreibt und der Amber als einziger zu verstehen scheint. Doch er hütet ein Geheimnis mit dem Amber erst klar kommen muss.
Monatelang musste Amber mit ansehen, wie ihre Mutter und beste Freundin immer schwächer wird und langsam stirbt. Noch bevor sie wirklich anfangen kann ihre Trauer zu verarbeiten, steht ihr Leben plötzlich Kopf: Neue Schule, neuer Vater, neues Land. All das kann sie seelisch kaum verkraften und sich nur mühsam an die neue Situation gewöhnen. Auch wenn ihr Vater Ted sich große Mühe gibt und Amber neue Freunde findet, zählt sie jeden einzelnen Tag bis sie volljährig ist, ihr Leben selbst bestimmen und wieder nachhause fliegen kann: Noch 704 Tage!
Nachdem sie zum ersten Mal mit Schulfreundinnen San Francisco näher kennenlernen will, wird Amber von halbstarken Jugendlichen überfallen und kann sich gerade noch in ein leer stehendes, altes Haus retten. Ohne zu wissen wieso, fühlt sie sich dort sofort geborgen und trifft bald auf einen seltsamen gekleideten Jungen: Nathaniel. Vorsichtig nähern sich die beiden einander an und auch wenn Amber Nathaniel nicht immer versteht, entwickelt sie bald Gefühle für ihn. Mit Nathaniel flüchtet sie sich in eine andere Welt. Wie anders diese Welt tatsächlich ist, wird ihr erst beim Versuch ihn zu berühren klar.
In dieser ganz besonderen Nacht von Nicole C. Vosseler ist eine typische Zwischenweltromanze und ähnelt anderen Geist- und Vampirromanen, wie etwa der Biss-Reihe. Fans dieser Literatur werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Zuckersüße Romantik, bedingungslose Liebe, die alles zu überwinden scheint, das Problem zwei Welten zu vereinen, gepaart mit den Problemen die Teenager eben beschäftigen. Die Autorin verliert sich dabei gerne in ausführlichen und blumigen Beschreibungen von Gefühlen und Szenenbildern. San Francisco wird zum Beispiel so detailreich beschrieben, dass man beim Lesen eine gratis Stadtführung erhält.
Besonders gelungen sind Nicole Vosseler ihre charakterstarken Nebenrollen, deren Charisma und Lebensumstände einen wichtigen Beitrag zur Geschichte leisten. Alle haben bereits ebenfalls Erfahrungen mit dem Tod gemacht und sind leicht bis stark exzentrisch. Das Zusammenspiel dieser auffallenden, aber schnell ans Herz wachsenden Charaktere übt eine anziehende Wirkung auf den Leser aus und hilft Amber ihre Probleme in den Griff zu bekommen.
Die abwechselnde Schilderung der Geschehnisse aus Ambers und Nathaniels Sicht verleiht dem Buch Tiefe und ein besseres Verständnis beider Hauptfiguren. Und eine spannende Wendung am Schluss sorgt für Überraschung und ein schönes Happy End.
Trotzdem muss man offen zugeben, dass dieser Roman sicherlich Geschmacksache ist. Die Handlung kommt nicht richtig in Fahrt, auch wenn es spannende Abschnitte gibt, und ist teilweise vorhersehbar. Das Buch lebt viel mehr von seinen teilweise langatmigen und kitschigen Gefühls- und Situationsbeschreibungen. Und ob die bandwurmartige Beschreibung jeder Hausfassade und Litfaßsäule San Franciscos die Geschichte ansprechender Macht, ist fraglich. Viel Raum für Fantasie bleibt bei solch umfangreichen Beschreibungen jedoch nicht.
Fazit
Wer romantische Geistergeschichten mit viel Herz und Gefühl mag, in die man einfach eintauchen und versinken kann, ist mit In dieser ganz besonderen Nacht gut beraten und kommt auf seine Kosten. Wer dagegen spannungsgeladene Bücher bevorzugt, sollte jedoch eher die Finger davon lassen.
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