Der dunkle Kuss der Sterne
Vor Jahren tobte ein von beiden Seiten gnadenlos geführter Krieg. Der "Heitere Krieg" wurde er genannt, ein Krieg in dem Magie auf Eisenkugeln traf, in dem Sidhe gegen Menschen in den Kampf zogen und in dem Städte von der Erdoberfläche verschwanden. Was zunächst wie ein schneller Sieg der Faerie aussah, das nahm eine Wende und letztlich triumphierten die Menschenmassen.
Seitdem sind die Sidhe, Gnome und Kobolde den Menschen untertan, schuften in deren Fabriken und mehren Macht und Reichtum des Britischen Empires.
Das Leben ist nicht eben einfach, wenn man kein Mensch ist. Doch Mischlinge haben es noch ungleich schwerer, werden sie doch von beiden Rassen verachtet, verfolgt und unterdrückt.
Seit einigen Wochen verschwinden Mischlingskinder, ihre Leichen, denen alle Innereien, selbst das Skelett entfernt wurden, findet man in der Themse. In der Folge erfahren wir nicht nur, wer hinter den Verbrechen steckt – zwei weitere Mischlingskinder werden entführt – sondern auch, warum der Täter ausgerechnet Mischlinge für seinen perfiden Plan benötigt.
Aus der Sicht von Bartholomew, einem Mischlingsjungen, dem man seine "Abartigkeit" äußerlich kaum ansieht und dem menschlichen Parlamentsabgeordneten Arthur Jelliby erzählt, entfaltet sich bis zum vorläufigen Finale – die direkte Fortsetzung ist für Herbst 2014 in Vorbereitung – eine faszinierende, ergreifende Geschichte. In einer Steampunk-Kulisse, die allerdings nie im Mittelpunkt des Romans rückt, geht es um Verrat, um Mut und Opferbereitschaft – und um eine ungewöhnliche Allianz ...
Der in Zürich studierende Stefan Bachmann legt mit Die Seltsamen ein Buch vor, das auf den ersten Blick gewohnte Themen für den Leser bereit zu halten scheint. Es geht einmal wieder um die Feen, um einen aus ärmsten Verhältnissen stammenden, mutigen Jungen und einen Politiker, der eigentlich nichts mehr schätzt, als seine Ruhe und seinen stets gleich geregelten Tagesablauf, vom Schicksal und seinem Gewissen aber gezwungen wird, sie dem Bösen entgegenzustellen. Dass es dabei zu einer ganz ungewöhnlichen Allianz kommt, wie sich die so unterschiedlichen Wesen zum Gemeinwohl zusammentun und dem finsteren Plan entgegentreten, ist faszinierend zu lesen.
Es sind die Charaktere, die das Buch prägen. Auf den ersten Blick kennen wir unsere Protagonisten, wissen sie schnell und mühelos einzuordnen. Doch dann offenbaren sie, Bartholmew wie Jelliby, unerwartet aber glaubwürdig beschrieben Mut, wagen es sich zu verändern und sich damit den Fährnissen zu stellen. Dabei hinterfragen sie – insbesondere Jelliby - nach und nach ihre Stellung in der Welt, und werden, ganz entgegen ihrer Natur, aktiv. Das fasziniert den Leser, zeigt ihm, dass man Verantwortung für sich und seine Umwelt übernehmen muss, und macht auf das weitere Schicksal neugierig.
Fazit
Mit Die Seltsamen hat Stefan Bachmann eine faszinierende, leise Feen-Geschichte vorgelegt die gekonnt Steampunk und Feenelemente mit der Beschreibung von Mut und Verantwortungsbewusstsein verbindet.
Beeindruckend und ergreifend
Der Tag der Hochzeit, an dem die Zweiheit geschlossen werden soll, ist auch in dem reichen und überaus mächtigen Stadt-Staat Ghan ein ganz besonderer Tag für jede Braut. Am Vorabend hat Canda mit ihrer Familie und ihren Brautjungfern gefeiert, sich von ihrem Bräutigam verabschiedet und die Runen auf die Haut gemalt; als sie erwacht, ist ihr großer Tag angebrochen. Doch dann bricht ihre Welt zusammen. Eine ihrer vier Gaben, ihr Glanz, mit dessen Hilfe sie alle die ihr begegneten be- und verzaubert hat, ist verschwunden, Tiam ihr Bräutigam nicht auffindbar.
Die Führer Ghans sprechen Recht, ihre eigene Familie verstößt sie und schiebt sie in das Haus der Verwaisten ab, Tiams Familie bezahlt als Sühne für ihren Lebensunterhalt. Mégana, uralte Herrscherin Ghanas, macht der rebellischen Canda einen Vorschlag. Sie soll Tiam, den sie entführt glaubt, suchen und nach Ghan zurückbringen. Unterstützung findet sie im Sklaven Amad, der der beste Fährtensucher der Stadt ist. Ihr Weg führt die beiden durch die Wüste, über Felder voller Gebeine, verlassene Städte und aufgegebene Katakomben bis an die Küste. Hier, auf dem Sklavenmarkt, findet sie nicht nur Tiam wieder, sondern auch die Diebin ihres Glanzes – die neue Frau an Tiams Seite.
Und sie entdeckt das Geheimnis hinter der Macht Ghans – die Herkunft der Gaben und die Opfer, die mit diesen verbunden sind ....
Nina Blazon kehrt in die Welt, in der sie bereits die Romane Faunblut und Ascheherz angesiedelt hat, zurück. Es ist keine Fortsetzung geworden, das wäre für die sympathische und eigenständig fabulierende Autorin viel zu einfach. Nein, sie lässt sich für ihre Leser einmal mehr etwas Neues einfallen, etwas, das ihre Welt aus einer ganz anderen Perspektive beleuchtet, das uns andere Perspektiven vermittelt und das den Leser auf leisen Pfaden verzaubert.
Im vorzüglichen Stil nimmt sie uns mit einer Mischung aus mitreißender Spannung, faszinierenden Figuren, tiefen Gefühlen und einer ungewöhnlichen Kulisse gefangen.
Ohne hier zu viel verraten zu wollen, ist die Idee hinter den Gaben, die die Adeligen Ghans auszeichnen und die die Stadt an solvente Kunden veräußert, ebenso faszinierend wie erschreckend.
Aus der Sicht der Ich-Erzählerin, deren Verhalten zu Beginn ganz ihrer sozialen Schicht der Adeligen entspricht, die es gewohnt sind verwöhnt und bedient zu werden, werden die abenteuerlichen Geschehnisse beleuchtet. Auf ihrer Reise lernt die behütet und umsorgt aufgewachsene Canda nicht nur das Land kennen, sondern auch einfache Menschen, die für ihre Existenz schwer schuften müssen sowie rechtlose Sklaven und Traumdeuter. Dabei wird sie gezwungen, ihre Sichtweise, ihr Dasein zu überdenken und sich und ihre Familie neu einzuordnen - und letztlich ihren moralischen Kompass auszurichten.
Diese Entwicklung, vom selbstsüchtigen, verhätschelten Kind hin zu einer mündigen Frau, die für ihre Überzeugungen einsteht und kämpft, bilden das Grundgerüst des Plots, das den Leser förmlich an die Seiten bannt.
Fazit
So ist Der Kuss der dunklen Sterne neben all der großen Gefühle (Liebe, Eifersucht, Verzweiflung, Neugier und Hoffnung) auch ein Roman in dem es darum geht mitzuverfolgen, wie sich eine Persönlichkeit entwickelt, wie Canda sich im wahrsten Sinn des Wortes emanzipiert, reift und letztlich Verantwortung übernimmt. Beeindruckend in der sprachlichen Finesse, ergreifend und weit abseits ausgetretener Pfade.
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