Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen

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  • Erschienen: Januar 2013
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  • Hanser, 2009, Titel: 'The Evolution of Calpurnia Tate', Originalausgabe
Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen
Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen
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Rita Dell'Agnese
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonSep 2014

Calpurnia will die Welt erforschen

Ginge es nach den Eltern, würde Calpurnia brav Klavier spielen, sticken und sich in häuslichen Tugenden üben. Doch da ist zum Glück der Großvater, zu dem das Kind anfänglich eine eher distanzierte Beziehung hat. Er hat erkannt, dass dem aufgeweckten Mädchen all die Dinge, die zur Rolle der Frau im beginnenden 20. Jahrhundert gehören, nicht reichen. Die knapp 12-Jährige hat ihre Liebe zur Natur entdeckt und geht mich weit geöffneten Augen durchs Leben. Sehr zum Missfallen der Eltern, die sich eine etwas konventionellere Tochter gewünscht hätten, ist sie doch das einzige Mädchen zwischen sechs Brüdern. Calpurnia indes lässt sich nicht beirren. Unterstützt durch den Großvater – und von ihm mit der entsprechenden Literatur versorgt – widmet sich Calpurnia ganz ihren Entdeckungen und träumt davon, einen Weg als Wissenschaftlerin zu gehen. Doch so sehr sich Calpurnia für die Natur interessiert, auch die Geschehnisse in ihrer Familie gehen nicht ganz unbemerkt an ihr vorbei. Mit Sorge beobachtet sie etwa das Liebesleben ihrer Brüder.

Es ist ein bezauberndes Buch, das Jacqueline Kelly hier vorlegt. Sie ermöglicht es den Leserinnen und Lesern, in die Haut von Calpurnia zu schlüpfen und mit deren kindlicher Naivität die Natur hautnah und ganz neu zu erleben. Und immer wieder ertappt man sich dabei, dass das Mädchen auf all die neuen Erfahrungen genau so reagiert, wie man selber reagieren würde. So etwa erschrickt die kleine Forscherin darüber, was sich so alles an Kleinstlebewesen in Flusswasser tummelt – und beschließt, auf das Schwimmen im Fluss zu verzichten. Oder sie beobachtet mit einem gewissen Amüsement und doch einer unerwarteten Ernsthaftigkeit, wie der Großvater immer neue Versuche anstellt, um Whiskey zu brennen. Der größte Zauber des Buches liegt denn auch in der sich zunächst zögernd entwickelnden und dann immer stärker werdenden Verbindung zwischen Großvater und Enkelin. Besonders für erwachsene Leser – und diese wird es bei diesem Buch bestimmt geben – ist hier ein hoffnungsvoller und überzeugender Ansatz auszumachen.

Geschrieben ist der Roman mit einer großen Portion Humor, der es unmöglich macht, die Protagonistin nicht sogleich ins Herz zu schließen. Dabei ist sie keine eigentliche Heldin. Sie ist ein Mädchen mit Hoffnungen und Träumen, dessen Stellung in der Gesellschaft von Kleingeist und Traditionen überschattet wird. Calpurnia ist ein Beispiel für die Fesseln, die den jungen Frauen noch im 20. Jahrhundert auferlegt waren.

Obwohl der Verlag das Zielpublikum mit 12 bis 15 Jahren angibt, ist es von seiner ganzen Konzeption her eher ein Buch für eine Leserschaft ab 10 Jahren. Teenager könnten sich schnell mal an der kindlich-flapsigen aber dennoch ungeheuren Naivität des Mädchens stören. Zudem fehlt der Geschichte ein eigentlicher roter Faden. Und hier setzt auch die Kritik an: Die Autorin reiht viele liebenswürdige, witzige, manchmal auch traurig stimmende Szenen aneinander und verknüpft sie zu einer mehr oder weniger stimmigen Geschichte. Aber eine eigentliche Handlung, ein Spannungsbogen oder eine andere Form von überzeugenden Elementen sucht man vergebens. Jacqueline Kelly erzählt eine Geschichte, von der sie wohl selber nicht so richtig weiß, wohin die Reise gehen wird. Und sie erzählt sie gleichermaßen überzeugend wie überraschend erfrischend.

Im Verlaufe des Romans wird der fehlende Handlungsstrang etwas ermüdend. Das spricht denn wieder dagegen, das Buch allzu jungen Leserinnen und Lesern in die Hand zu drücken. Fragen tauchen auf, die zunächst unbeantwortet bleiben, die Charaktere lassen teilweise zu viele Lücken offen und verlieren bis zum Schluss ziemlich stark an Tempo. Man mag sich unvermittelt an die großen, vornehmlich lieblichen Filmserien über Familienbande vor Augen führen, die in den 80er Jahren ganze Familien vor den Fernseher lockten.

FAZIT

Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen ist ein liebenswertes und erfrischend anderes Jugendbuch, das aber den hohen Anspruch, den der Einstieg weckt, nicht einhalten kann und bis zum Schluss merklich abflacht. Es fehlt der Geschichte etwas an Handlung, was von den Lesern verlangt, sich ganz auf die Anreihung von netten Szenen zu konzentrieren.

Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen

Jacqueline Kelly, -

Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen

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