Unbewohntes Herz

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  • Erschienen: Januar 2013
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  • Oetinger, 2006, Titel: 'Kwaad bloed', Originalausgabe
Unbewohntes Herz
Unbewohntes Herz
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Rita Dell'Agnese
6101

Jugendbuch-Couch Rezension vonSep 2014

Aus der Träumerin wird eine junge Erwachsene

Emma versteht nicht, weshalb ihre Eltern sie plötzlich in ein Kloster-Internat bringen. Sie, die weder besonders religiös aufgewachsen ist, noch den Eltern je Anlass zu Besorgnis gegeben hat, soll dort bleiben, bis es ihrer Schwester, die so plötzlich erkrankte, besser geht. Für Emma ist es schwierig, mit der neuen Situation umzugehen. Sie fühlt sich unter der lieblosen und strengen Obhut der Schwestern nicht wohl und hat Mühe, sich in die Gemeinschaft der anderen Mädchen einzuordnen.

Die Träumerin wird jedoch in die Gemeinschaft von sieben Mädchen aufgenommen, die sie aus ihrer Naivität langsam aufwachen lassen, ohne dass aber Emma die Fähigkeit verliert, sich eine Welt zu erträumen. Je länger Emma im Internat bleibt, desto klarer wird ihr, dass sie zu ihrer Familie zurück will, um ihrer Schwester beizustehen. Erst recht, da sie ahnt, dass die Krankheit ihrer Schwester einen ganz anderen Hintergrund hat, als sie zunächst angenommen hat. Doch man schreibt das Jahr 1961 und das, was Emma vermutet, darf nicht sein. Zusammen mit einem jungen Gärtner arbeitet Emma daran, nach Hause zurückzukehren....

Die Autorin Marita de Sterck widmet sich einer Zeit, in der um alles in der Welt der Schein gewahrt bleiben musste. Nicht nur die erwachsenen, auch die jugendlichen Leserinnen und Leser werden bald erkennen, weshalb die Eltern Emma nicht nur weggeschickt haben, sondern sie auch gleich einer Schule anvertrauten, in die das noch träumerische und naive Mädchen nicht so richtig passen mag. Doch auch wer weiß, worum es sich an sich dreht, wird an Spannung nichts verlieren. Denn der Fokus liegt weniger auf dem Grund für die Internatseinweisung als auf der Entwicklung, die das Mädchen da durch macht. Tatsächlich verliert Emma schnell ihre kindliche Unbeschwertheit, doch das ist mehr dem strengen und in vielen Bereichen unmenschlichen Regime der Nonnen zu verdanken denn der natürlichen Entwicklung Emmas.

Je länger das Mädchen in der von ihm als Gefangenschaft empfundenen Obhut der Nonnen bleiben muss, desto stärker wächst die Überzeugung, die Eltern hätten Emma abgeschoben. Und das in einer Situation, in der die Familie doch zusammen stehen sollte. Einzig die junge Nonne Maria ermöglicht es den Leserinnen und Lesern, einen leicht versöhnlichen Zugang zu den Klosterschwestern zu finden.

Der Roman Unbewohntes Herz erzählt die Geschichte eines allzu schnellen Erwachsen werdens, aber auch die Geschichte von Freundschaft, trotz Unterdrückung. Emma findet im Kreis der Mädchen eine neue Welt, die das Einzige ist, woran sie sich halten kann, als sie beginnt, sich selber in Frage zu stellen. Die verzweifelten Versuche der Nonnen, Emma vom anderen Geschlecht fern zu halten, ist ebenso zum Scheitern verurteilt, wie die Bemühungen der Eltern, das Schicksal von Emmas Schwester geheim zu halten.

Die Autorin versteht es ausgezeichnet, das langsame Bewusstwerden des Mädchens zu schildern und das Lese-Publikum an der Entwicklung Emmas teilhaben zu lassen. Sehr schön geschildert ist der Auftritt Emmas, als sie sich ihrer neuen Stärke bewusst ist und ihrem Vater sehr reif und sehr konsequent gegenüber tritt. Mit diesen Szenen macht Marita de Sterck etwas wett, dass der Roman über weite Strecken hinweg leicht schwächelt und nicht so richtig in Fahrt kommen will. Zu stark ist hier das Bemühen der Autorin zu spüren, nur anzudeuten, was zuhause bei Emma los sein könnte und nicht zu viel zu verraten. Gerade dieses künstliche Reden um den heißen Brei aber legt sehr schnell die Hintergründe offen.

FAZIT

Marita de Sterck widmet sich einem spannenden Thema – das stark verknüpft ist mit einer Zeit, die der heutigen Jugend ganz und gar unvertraut ist. Wohl ist es die Jugendzeit der Eltern – oder der Großeltern, doch widmen sich heute nur sehr wenige Jugendromane just dieser Phase. So erfahren die Leserinnen und Leser also viel über gesellschaftliche Zwänge, Unterdrückung und bewusste Quälereien in Internaten. Andere Passagen ließen sich mühelos auch in andere Zeiten versetzen – so etwa die Freundschaft der Mädchen untereinander. Obwohl es nur ein dünner Roman ist, verliert sich Marita de Sterck leider immer wieder in Nebenschauplätzen und stolpert über ihren Versuch, die Spannung unter allen Umständen hoch zu halten.

Unbewohntes Herz

Marita de Sterck, -

Unbewohntes Herz

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