Blätterrauschen
- Rowohlt Rotfuchs
- Erschienen: Januar 2015
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Seinen Vater hat Jörn nie kennengelernt, und seine Mutter hat auch kein gutes Haar an ihm gelassen. Warum also sollte Jörn jetzt den letzten Willen seines Vaters erfüllen? Und der ist auch alles andere als normal: Die Asche des Vaters soll Jörn in dessen Geburtsort in Italien vergraben. Das einzig Gute an dieser abstrusen Idee ist, dass Jörn auf einem Kreuzfahrtschiff an den Ort der Bestimmung reisen soll – mit den sterblichen Überresten in einem Rainmaker und einigen persönlichen Briefen des Vaters im Gepäck. Dass diese Konstellation für Aufregung sorgen wird, ist klar – aber da gibt es auch noch Elizabeth, die so ganz anders ist als Jörn und sich trotzdem in ihn verliebt. Und auch die Vergangenheit von Jörns Vater birgt mehr Geheimnisse, als er je für möglich gehalten hätte ...
Zeitreise und Parallelwelten für Buchliebhaber
Schon seit Jahren versucht eine engagierte Buchhändlerin junge Menschen zum Lesen zu animieren. In ihrer Buchhandlung, die sie Blätterrauschen genannt hat, hat sie im Hinterzimmer eine gemütliche Leseecke eingerichtet, in der sich einmal pro Woche der Leseclub trifft und schmökert. Jeder der drei Clubmitglieder hat zudem in der Buchhandlung einen Bonsai, um den er oder sie sich kümmern darf.
Eines Herbstnachmittags, ein Gewitter kündigt sich gerade unheilvoll an, klopft es an der Hintertür. Als Iris, Rosa und Oliver besagte Tür öffne, begegnen sie Colin, einem Jungen, der zunächst auf Englisch auf sie einquasselt. Und was er nicht alles von sich gibt – er sei in einem Virtual-Reality Spiel, sie, wie auch die Buchhandlung nur Computergeneriert, er selbst stamme aus der fernen Zukunft.
Quatsch, der spinnt, so ein Nonsens, denken unsere drei – bis, ja bis plötzlich Verfolger in Trenchcoats auftauchen und sie mit Colin im Schlepptau in Richtung des Schuppen fliehen – nur dass der Schuppen nicht nur der Aufbewahrung von Gartengerätschaften und Fahrrädern dient, sondern zugleich eine Zeitmaschine ist, die sie in eine Parallelwelt versetzt.
Statt Cola gibt es hier Moca Mola, doch damit ist es nicht genug, denn die Kinder werden verfolgt – und geraten in ein Abenteuer, wie es phantastischer kaum sein könnte ...
Spannung und interessante Figuren in einer etwas altbackenen Zeitreisegeschichte
Was Holly-Jane Rahlen hier vorlegt, das hat das Potential, seine Leser an die Seiten zu bannen. Geschickt nutzt sie bekannte Elemente, etwa die immer durchscheinende Liebe zum Medium Buch, zum Leser und gemütlicher Buchhandlungen und kombiniert diese mit Figuren, die alle ihre Sorgen und Nöte haben. Hinzu gesellt sich dann eine Zeitreisegeschichte, die allerdings letztlich den schwächsten Teil der Handlung darstellt.
Während mir die Zeichnung der Figuren, ihre Motivation und die entsprechenden Handlungen gut gefallen haben, auch weil die Kinder immer wieder ihrem Schicksal gemäß agieren, hat mich als erfahrenen Leser die Zeitreise-/ Parallelweltgeschichte nicht überrascht. Hier zieht sich die Autorin auf Allgemeinplätze zurück, fehlen wirkliche Überraschungsmomente. Das haben wir so ähnlich schon viele Male gelesen, auch wenn Rahlens sich bemüht, mit netten Details wie etwa der Mola Cola die Handlung ein wenig aufzulockern.
Inhaltlich liest sich der Roman flüssig, stilistisch anspruchslos und durchaus spannend, wenn man noch nicht viele Zeitreisegeschichten gelesen hat.
Fazit
Spannende, unspektakuläre Zeitreisegeschichte, die insbesondere durch die beschrieben Figuren punktet, ohne dem Leser zu viel abzufordern.
Holly-Jane Rahlens, Rowohlt Rotfuchs
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