Wenn du jetzt bei mir wärst
Mein Name ist Djones, Jake Djones. Ich bin zwar nicht im Auftrag Ihrer Majestät und für das Wohl des Empires unterwegs, doch auch ich gehöre einer höchst geheimen Organisation an. Die Geschichtenhüter greifen immer dann ein, wenn die bösen Buben, und davon gibt es erstaunlicherweise immer weit mehr, als man meinen sollte, versuchen die Geschichte zu verändern.
Großes Fragezeichen bei Ihnen?
Kann ich verstehen, mir ging es auch nicht anders, bevor ich in die Mysterien der Zeitreise eingeweiht wurde. Jetzt staunen sie, was? Ja, Zeitreisen gibt es, auch wenn die Voraussetzungen und die Begleitumstände so sind, dass nur besonders begabte, junge Menschen die Aufträge durchführen können. Wir, die Geschichtshüter meine ich, haben zwei große Feinde – die Familie Zeldt, insbesondere Agata Zeldt und der verrückte Xi Xiang – ein Malaie, der lange Jahrhunderte in China residierte und der sich einen Spaß daraus macht, Alles und Jeden möglichst grausam zu vernichten.
Nun habe ich schon ein paar Einsätze in der Zeit hinter mir – schließlich stamme ich aus einer alt-eingesessenen Familie von Zeitreisenden, doch in dem Einsatz, von dem ich Ihnen jetzt erzählen will, geht es nicht nur um die Rettung der Welt – weit mehr steht auf die Spiel, es geht um mein Selbstverständnis. Dazu sollten sie wissen, dass mein älterer Bruder vor ein paar Jahren bei einem Einsatz verschwand. Wir haben herausgefunden, dass er gefangen gesetzt und gefoltert wurde, doch retten konnten wir ihn nicht.
Mehr noch, wir mussten davon ausgehen, dass mein Bruder von unseren Gegnern ermordet wurde.
Jetzt tauchen Hinweise darauf auf, dass er lebt und ausgerechnet für unseren größten Gegner Xiang arbeitet. Ein Djones als Verräter – das geht überhaupt nie nicht! Und so mache ich mich, zusammen mit meinen Kameraden und bestens ausgerüstet durch die Gimmix unserer Forschungsabteilung auf die 007 stolz wäre, in Richtung frühes 17. Jahrhundert auf den Weg. Im London Shakespeares kommt es zu einem ersten Aufeinandertreffen, aus dem wir mit ein paar gerupften Federn hervorgehen – na ja, zugegeben, Xi Xiang und sein Kindermädchen – immerhin gut 80 Jahre alt, aber mehr als rüstig – zeigen uns, was eine Harke ist. Die Spur führt nach China, wo uns Xiang schon erwartet ...
Gehirn ausschalten und unter vollen Segeln hinein ins Abenteuer
Wie schon in den ersten beiden Romanen der Reihe um den Zeitreisenden Jake Djones erwartet den Leser eigentlich nur eines – ein packendes Abenteuer. Sicherlich lässt der Autor immer wieder geschichtliche Fakten in seine Handlung einfließen, dies aber eher als Beiwerk, nie wirklich im Vordergrund. Den Platz, den er dadurch bekommt, nutzt er dafür uns eine Geschichte zu erzählen, die Reminiszenzen an Jules Verne erkennen lässt, die voller Tempo von dem Kampf der Geschichtshüter gegen ihre Gegner berichtet. Dass der Kampf immer wieder schmerzhafte Opfer fordert, dass sympathische Figuren sterben, ist nur folgerichtig und sorgt für ein gerüttelt Maß an Authentizität.
So fesselnd und actionreich der Plot auch ist, eigentlich ideales Lesefutter auch für eine jüngere Leserschicht, die zum Teil deutlichen Gewaltschilderungen lassen das Buch für Leser unter 16 Jahren ungeeignet erscheinen. Da werden Menschen geköpft, ertränkt und verbrannt, das ist gerade für jüngere Fans ein wenig zu viel des Guten. Dadurch, dass in der Handlung selbst seit dem ersten Band eigentlich kaum wirklich Zeit vergangen ist, entwickelt sich unser Protagonist noch nicht wirklich weiter. Immer noch agiert er sehr, nun, nennen wir es spontan – und dies sehr zum Leidwesen seiner Vorgesetzten.
Ich hatte als Leser oft den Eindruck, dass die Regeln alle nur für die Anderen da sind, Jake immer sein eigenes Süppchen kocht, und damit durchkommt. Das ist nicht unbedingt ganz glaubhaft, erhöht auf der anderen Seite aber den Reiz des Romans - einfach weil dadurch natürlich mannigfaltige Gefahren auf unseren Agenten warten. Gefahren ganz anderer Art werden auch thematisiert. Das emotionale Auf und Ab, das die Hormone mit Jake aufführen, seine Verliebtheit in Topaz, seine Hinwendung zu Yoyo und die aus diesem Dreiecksspiel resultierenden Probleme, fügen zu den äußeren Bedrohungen auch noch Gefühlsduseleien hinzu, so dass für weitere Verwicklungen gesorgt ist.
Fazit
Die Bühne vor der alles passiert, das London Shakespears und das Chinesische Kaiserreich zu dieser Ära werden farbenprächtig dargestellt, ohne dass die sozialen Missstände sonderlich thematisiert würden. Der Autor konzentriert sich ganz auf seinen rasanten Plot, packt den jugendlichen wie erwachsenen Leser und nimmt ihn mit auf eine Achterbahnfahrt jenseits aller Logik – ein James Bond der in der Vergangenheit spielt, könnte man hier zutreffend sagen.
Längst ist das lebenslustige jüdische Mädchen, das sich zwei Jahre lang in der Prinsengracht zu Amsterdam vor den Nazis verstecken konnte und dort Tagebuch führte, zu einer Ikone erstarrt und geistert als Lernstoff durch die Klassenzimmer Deutschlands. Waldtraut Lewin wagt es, das Denkmal von seinem Sockel und Anne in unsere Welt zu holen, um sie besser kennenzulernen. Bei ihrer fiktiven Begegnung lässt sie Anne staunen über das, was sich in den siebzig Jahren seit ihrem Tod verändert hat. Und erzählt ihr vom Staat Israel oder vom neuen Deutschland, in dem Juden leben dürfen und Menschen gegen Rechtsradikalismus auf die Straße gehen. Zusammen wagen sie den Blick von heute auf das Gestern und das Morgen.
Deine Meinung zu »Wenn du jetzt bei mir wärst«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!