Weit mehr als nur eine Panem Kopie
Eine verheerende Katastrophe hat die Erde heimgesucht. Im Krieg wurden weite Landstriche verheert, das Land verseucht. Die wenigen Überlebenden haben sich mühsam an die neuen Lebensumstände angepasst und ein Commonwealth gegründet. Man wollte, noch ganz unter den Eindrücken der Katastrophe, alles besser machen. Aus allen Jugendlichen sollten die Besten, die Intelligentesten und Versiertesten ausgewählt werden, die nach der Auslese genannten Prüfung weiter unterrichtet werden, um das Land nach Abschluss des Studiums gerecht in eine friedliche Zukunft zu führen.
So zumindest hatten es die Gründer geplant, allerdings scheint im System einiges im Argen zu liegen. Eine Rebellenorganisation hat sich insgeheim gebildet, die Kolonisten haben es deutlich schwerer zu studieren, werden misstrauisch beäugt und gegängelt, die Auswahl ist im wahrsten Sinne des Wortes mörderisch.
Die erste Hürde hat Cia dabei genommen – zusammen mit ihrem Freund Tomas hat sie die gnadenlose Auslese überlebt und sich nach Bestehen aller Prüfungen für das Studium in Tosu Stadt qualifiziert.
Alle anderen überlebenden Studenten aus den achtzehn Kolonien, in die Nordamerika zerfallen ist, haben ihre Erinnerungen an die dramatischen Geschehnisse während der Auslese verloren, nur Cia und Tomas erinnern sich an die traumatischen Geschehnisse. Nun gilt es zunächst nicht aufzufallen, sich in den Universitätsbetrieb nahtlos einzugliedern und den ihr zugeteilten Studiengang – ausgerechnet Regierung – zu verinnerlichen.
Zu Beginn lernt sie für die Prüfung am Ende der Einführungszeit befürchtet sie jedoch, dass bei Nichtbestehen nicht - wie behauptet - Arbeit in den Kolonien des Commonwealth droht, sondern sie, wie so viele ihrer Kameraden, spurlos verschwinden wird.
Bald schon merkt Cia, dass sie unter Beobachtung steht – und dieses Mal hat sie keinen Tomas an ihrer Seite, auf den sie bauen, dem sie vertrauen kann ...
Auch der Mittelband liest sich wie aus einem Guss und unheimlich faszinierend
Gut ein Jahr ist es nun her, dass Joelle Charbonneau und der Penhaligon-Verlag uns den ersten Teil der Trilogie angeboten hat. Was sich zunächst wie eine Kopie von Tribute von Panem anmutete, das überzeugte während der Lektüre des Auftaktbandes Leser und Kritiker gleichermaßen. Sicherlich gab es Parallelen zu Panem, doch die Ich-Erzählerin, ihre detailreich und in sich logisch aufgebaute Welt mit ihrer Historie, zog den Leser in die mehr als packend beschriebene Handlung. Schnell wurde deutlich, dass die Anleihen bei Panem, wenn überhaupt, nur in Ansätzen vorhanden waren, dass die Autorin ihre eigene Geschichte zu erzählen hatte.
Im zweiten Band, der als Mittelband naturgemäß zumeist etwas behäbiger daherkommt, konzentriert sich die Autorin darauf, uns ihre Gesellschaft näher darzustellen und weitere Geheimnisse und Figuren einzuführen. Wer also erwartet hat, dass das unheimlich hohe Tempo, die Dramatik und die actionreichen Vorkommnisse weiter gehen, sieht sich getäuscht. Statt dem packend geschilderten Kampf ums Überleben geht es geheimnisvoller zu, beherrschen Mysterien den Plot. Das soll aber nicht heißen, dass der Roman seine Leser weniger in seinen Bann ziehen würde.
Nach wie vor folgt man als Leser der so sympathisch gezeichneten Heldin gerne in ihre Welt, versucht mit ihr sich an der Universität zurechtzufinden und hinter die Kulissen zu blicken. Dabei entwickelt sich die Protagonistin deutlich erkennbar weiter, wird ihr Charakter durch die durchlittenen Gefahren geformt. Man kann sich als Leser sehr gut in diese Figur hineinversetzen, ist vom Mut, aber auch von der Zielstrebigkeit Cias beeindruckt.
Fazit
Mit Die Auslese – Nichts vergessen und nie vergeben erwartet den Leser ein Mittelband, der nicht nur die Lücke zwischen packendem Einstieg und rasanten Finale der Trilogie darstellt, sondern uns mit notwendigen Informationen, neuen Figuren und merklichen Fortentwicklungen verwöhnt - und die Zeit bis zum Frühjahr 2016, wenn der abschließende Teil erscheinen soll, lang werden lässt.
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