Mein Herz wird dich finden

Mia hat sich seit dem tragischen Ereignis im letzten Jahr vollkommen zurückgezogen. Zusammen mit ihrer Familie versucht sie sich zurück ins Leben zu kämpfen, doch dieser Kampf ist hart und von Trauer überschattet. Eines Tages schreibt sie den Empfängern von Jacobs Spenderorganen einen Brief. Die Antworten darauf und auch die Treffen mit den Personen helfen Mia, sich mit der Vergangenheit zu arrangieren. Allerdings bekommt sie auf einen der Briefe keine Antwort: Noah Thomas, der Jacobs Herz erhalten hat, hüllt sich in Schweigen. Sie setzt alles auf eine Karte und macht ihn tatsächlich ausfindig. Nichtsahnend, wen Noah da vor sich hat, verliebt er sich Hals über Kopf in Mia. Und auch sie ist voller Gefühle. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt für die Wahrheit? Gibt es diesen überhaupt? Und ist eine Lüge manchmal nicht weniger schmerzhaft?

Pure Emotion

Mein Herz wird dich finden ist ein berührender Roman über das Leben und die Liebe, über Trauer und Verlust, über Qual und Sehnsucht. Ein Buch über pure Emotionen, so direkt und doch so tragisch, dass man Mia und Noah einfach in sein Herz schließen muss. Schon die Aufteilung des Buches macht einiges her und füllt das Thema "Herz" vollkommen aus. Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat dazu. Dabei kann es sich um ein Zitat aus der Literatur handeln oder um einen Ausschnitt aus einer medizinischen Fachzeitschrift. Allerdings sind die Passagen immer so gewählt, dass sie perfekt zum jeweiligen Kapitel passen und sozusagen einen Leitgedanken darstellen.

Der Schreibstil der Autorin hat mich von der ersten Zeile an mitgenommen. Ich habe das Buch praktisch in einem Rutsch gelesen; denn die Worte, die sie findet, sind immer auf den Punkt. Wir bekommen diese emotionale Story direkt von der Protagonistin Mia erzählt und sind so ganz nah an ihren Gedanken und Gefühlen dran. Das hat mir besonders gut gefallen, denn ihr Schmerz ist wirklich greifbar. Jeder, der schon mal einen geliebten Menschen verloren hat, kann ihre Handlungsweisen und Denkmuster absolut nachvollziehen.

Mia ist eigentlich eine typische Anti-Heldin. Sie ist noch mitten in der Trauerphase und begeht in ihrem Emotionschaos einen Fehler nach dem anderen. Aber gerade dieses Unperfekte macht sie authentisch. Ich konnte ihr zu jeder Zeit jedes Wort vollkommen abnehmen. Auch Noah ist toll ausgearbeitet. Obwohl wir seine Perspektive nie direkt mitbekommen, wusste ich doch, was in ihm vorgeht. Er ist der Typ Protagonist, der sofort leuchtet und den man vom ersten Wort an gern hat. Zusammen könnten die beiden nicht besser agieren, denn es wird schnell klar, dass Mia und Noah füreinander geschaffen sind.

Obwohl die Autorin über die Nebencharaktere nicht so viele Details verrät, sind sie dennoch präsent. Gerade der tote Jacob, den wir eigentlich gar nicht kennenlernen, weil sich der Unfall vor Eintritt der Geschichte ereignete, erwacht durch Mias Gedanken und Gefühle zum Leben. Auch die Familienmitglieder der Protagonisten sind in sich stimmig und runden das positive Gesamtbild des Romans ab. Was mir darüber hinaus gefallen hat, ist, dass die Anzahl der Personen in der Geschichte auf ein Minimum begrenzt wurden. Es ist ganz klar Mias und Noahs Story. Ebenso werden über die Umgebung keine großen Worte verloren. Das braucht es aber auch in meinen Augen nicht, denn Mein Herz wird dich finden könnte an jedem Ort der Welt spielen. Es wäre egal, wo, denn wichtig sind hier nur die beiden Menschen, die sich finden und deren Schicksal es ist, sich zu begegnen. Die Schauplätze, die in der Natur liegen, sind vor meinem inneren Auge zum Leben erwacht und ich hatte mehr als einmal das Gefühl, die salzige Luft des Meeres riechen zu können.

Wie schon erwähnt, habe ich die Lektüre quasi in einem Rutsch verschlungen, weil mich Mias und Noahs Geschichte nicht losgelassen hat. Ich musste immer wissen, wie es weitergeht, denn natürlich hören die Kapitel meistens an einer spannenden Stelle auf. Die Gefühle, die im Verlauf des Buchs transportiert wurden, sind unglaublich intensiv. Dabei meine ich nicht nur die Liebe, sondern eben auch die Wut, die Trauer, den Verlust oder die Verzweiflung, die sich in Mia breit machen. Man merkt hier, dass sich die Autorin vollkommen in ihre Protagonistin einfühlen konnte.
Vom Verlag wird das Buch ab 14 Jahren empfohlen, was ich in diesem Fall auch so sehe. Man sollte schon ein gewisses Einfühlungsvermögen für die Themen Tod, Trauer, Verlust und Organspende haben, damit man die Gefühle und Zusammenhänge tatsächlich verstehen und nachvollziehen kann.

Fazit

Authentische Charaktere, Emotionen pur, tolle Naturschauplätze und eine Liebe, die erst durch den Tod eines anderen Menschen zustande kommt - mehr Tragik geht fast nicht. Ein kritisches Thema verpackt in einer berührenden Liebesgeschichte. Jessi Kirby - eine Autorin, von der ich auf jeden Fall mehr lesen möchte!