Ein Geist zwingt Della sich auf die Suche nach zwei Entführten zu machen
Als wäre das Leben für einen Teenager nicht schon schwierig genug! Das Verhältnis zum Elternhaus, das oftmals viel zu viel von dem Zögling erwartet, ist gelinde gesagt nur nervig. Dazu kommen dann die Hormone, die mehr und mehr verrücktspielen und die Schule gibt es so nebenbei auch noch. Was soll man mit seinem Leben anfangen, wie wird der weitere Lebensweg aussehen - Fragen, die junge Menschen umtreiben.
Dies ist bei Della nicht anders. Allerdings müssen wir bei ihr erschwerend berücksichtigen, dass sie eine Vampirin ist. Zwar hat sie die Unterstützung ihrer Hüttengenossinnen im Shadow Falls Camp, hat durch die aufgezwungenen Bluttransfusion ihre Wiedergeburt überlebt, doch jetzt hat sie mehr Probleme, als sie verkraften kann.
Zunächst machen ihr zwei junge Männer den Hof. Der Eine, Chase genannt, ihr Vampirretter, der Andere ein süßer Gestaltwandler. Und sie fühlt sich zu Beiden hingezogen. Dann gibt es da noch ihren verschwundenen Onkel, der wohl ebenfalls ein Vampir ist und ihr vielleicht oder auch nicht helfen könnte. Und irgendwie ist ihre ermordete Tante - deren Mörder nach wie vor frei herumläuft - als Geist unterwegs und sucht Della heim.
Dass sie kürzlich die finsteren Umtriebe eines Verbrechers, der Vampire als Sklaven verkauft hat, aufgedeckt hat, hätte ihr eigentlich Selbstvertrauen geben sollen. Doch nach wie vor gibt sie sich die Schuld daran, dass ihr Freund seine Wiedergeburt nicht überstanden hat. Dass die Verantwortlichen wollen, dass sie ausgerechnet mit Chase weiter an dem Fall arbeitet, macht ihre Situation auch nicht eben einfacher. Zumal sie eine Vision von gefangen gehaltenen Vampiren hat, die, wenn man sie nicht bald findet und befreit, wohl sterben werden. Die Zeit drängt also, doch dann ...
Nicht ganz so spritzig, wie die erste Shadow Falls Reihe
Im zweiten Zyklus um das Shadow Falls Camp, dem Refugium und gleichzeitig Lehranstalt für übersinnlich begabte Jugendliche, steht die Vampirin Della im Zentrum des Geschehens. Im Gegensatz zur ersten Erzählerin, dem Chamäleon Kylie, ist diese für den Leser nicht so greifbar und so nah. Dies liegt zum einen an ihrem doch sehr impulsiven, fast schon gewalttätigen Temperament, aber auch, dass sie ganz bewusst anders angelegt wurde.
Als junge Frau asiatischer Abstammung hat die Autorin ihr ins Lehrbuch geschrieben, nach außen immer den Schein zu wahren. So ist Della ein Charakter, der viel in sich hineinfrisst, der Mühe hat, sich zu öffnen und damit nicht wirklich eine Figur ist, in die der Leser gerne schlüpft.
Hinzu kommt, dass ihre Handlungen wenig kopfgesteuert sind, dass sie, innerlich unsicher, diese Unsicherheit durch übertriebene Aggressivität zu kompensieren sucht.
Gerade auch im emotionalen Bereich macht sie es sich, ihren Bewerbern und dem Leser nicht leicht. Immer wieder zweifelt sie, revidiert ihre Meinung nur um dann wieder umzuschwenken. Das ist in sich so manches Mal nicht ganz nachvollziehbar, zumal der Plot viel Spannung aus der Frage, wem sie sich nun öffnen wird, zieht.
Die Suche nach den gekidnappten Jugendlichen, das Rätsel um den Mord an ihrer Tante und den Täter, den sie in ihrem Vater vermutet, zieht sich ein wenig, rückt immer wieder in den Hintergrund und lässt so ein wenig die ganz große Faszination vermissen.
Fazit
Auch wenn vorliegender Band die Erlebnisse der Vampirin stimmig fortsetzt, vermag er, was die Faszination und insbesondere die Nähe zur Erzählerin anbelangt, mit dem ersten Zyklus nicht ganz mitzuhalten.
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