Die 17-jährige Delilah hat einige Probleme zu bewältigen:
In der Schule wird sie gemobbt, weil sie eher auf Mädchen steht als auf Jungen, ihr Vater ist auf längerem Selbstfindungstrip und so muss sie auf Grund unglücklicher Umstände den Familienbetrieb, das marode Café FLYWHEEL, alleine leiten. Hinzu kommt noch ihre Schwärmerei für die Flamencotänzerin Rosa.
Delilahs Mutter hat Delilah und ihren Vater verlassen und sich mit einem anderen Lebensgefährten in Melbourne und damit einige Flugstunden entfernt ein neues Leben aufgebaut.Delilahs Vater verfälll daraufhin in eine tiefe Sinnkrise, zu deren Überwindung eine längere Reise dienen soll. So kommt es, das Delilah plötzlich das von ihrer Familie betriebene Nachbarschafstcafé FLYWHEEL alleine leiten muss, nachdem der eigentliche Manager, der den Betrieb in Abwesenheit des Vaters leiten soll, durch eine Verkettung unglücklicher Umstände ausfällt.
In die Schule will sie ohnehin nicht mehr, da sie dort unbarmherzig gemobbt wird, seitdem die sich anbahnende Beziehung zu einer Klassenkameradin bösartig ausgelegt wurde. Ausserdem hat Delilah vom Café aus einen guten Blick auf ihren neuen Schwarm , die Politikstttudentin Rosa, die im Restaurant ihres Onkels gegenüber des FLYWHEELS mehrmals in der Woche Flamenco tanzt.
Delilah hat das Glück, dass ihr leicht chaotischer Vater sie liebt und sie so akzeptiert, wie sie ist. Ausserdem hat sie mehrere gute Freunde, auf die sie sich verlassen kann, zum Beispiel ihre beste Freundin Lauren. Diese warnt sie zwar davor, mit der Schule aufzuhören, ihr bester Freund Charlie, der Sohn reicher Eltern, der gerade wieder von einer teuren Privatschule geflogen ist, findet es viel besser ein Restaurant zu leiten als in die Schule zu gehen. Seine unverhofften Kochkünste sind ihr eine grosse Hilfe.
Trotzdem wachsen ihr die Probleme bei der ungewohnten Leitung des FLYWHEELS über den Kopf und sie steht bald vor dem Bankrott
Auch ihre Beziehung zu Rosa entwickelt sich nicht reibungslos. Wird es Delilah gelingen, die Probleme mit der Schule in den Griff zu kriegen, den Familienbetrieb zu retten und Rosa für sich zu gewinnen? Anders als die Inhaltsangabe vermuten lässt, handelt es sich bei dem vorliegenden Buch nicht um ein überladenes Problembuch, das den Leser in eine tiefe Depression verfallen lässt.
Kein Aussenseiterthema
Schon der witzige und ansprechende Titel ist Programm und stimmt auf den Inhalt ein. Er macht Lust auf mehr und der Leser wird nicht entäuscht. Ernsthafte Themen wie Mobbing, Identitätsfindung und lesbische Liebe werden nicht verzuckert und schön geredet, sondern auf intelligente und humorvolle Weise angesprochen.
Die Geschichte wird mit viel Selbstironie aus Dedlilahs Perspektive erzählt, was das Mitfühlen und leiden mit der Heldin erleichtert. Das Cover ist bunt und verlockend und genau auf die angezielte Zielgruppe zugeschnitten (zu sehen sind ein "coffee milk shake" und ein lecker aussehendes Muffin). All diese Faktoren tragen zur Demokratisierung des Themas lesbische Liebe bei, das leicht als Aussenseiterthema abgehakt werden könnte. Lobenswert hervorzuheben ist auch dass dieses Jugendbuch nicht in einem kleinen Spezialverlag, sondern in einem grossen "main stream" Verlag veröffentlicht wurde.
Dieses Buch verdient es, nicht nur von lesbischen, sondern gerade auch von heterosexuellen Jugendlichen gelesen zu werden, zeigt es doch, dass Delilah kein "freak" oder abartiger Mensch ist, womit Delilahs Klassenkameraden ihre mobbing-Aktion rechtfertigen, sondern eine junge Frau, die zwar von der von der Gesellschaft vorgeschriebenen Norm abweicht, indem sie sich eher zu Frauen hingezogen fühlt, aber ansonsten in vielem einer typischen Jugendlichen gleicht.
Ausserdem wird auch hervorgehoben, wie wichtig gerade in Krisenzeiten gute Freunde sind und was eine wahre Freundschaft ausmacht.
Der Kampf Delilahs den Familienbetrieb, das Nachbarschaftscafé FLYWHEEL zu retten, lenkt den Blick des Lesers auf wirtschaftliche Zusammenhänge und wie wichtig es ist, kleine, lokale Betriebe zu unterstützen.
Erfrischend anders wirkt der australische Hintergrund, die Geschichte spielt in Sydney, und so kann sich der Leser zugleich auf eine kleine Weltreise begeben und erfahren, wie Jugendliche auf der anderen Hälfte der Weltkugel leben.
FAZIT
Ein locker-leicht geschriebenes Jugendbuch mit Biss, das aktuelle Themen auf intelligente Weise behandelt und dem man eine breite Leserschaft wünscht.
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