Die Welt wurde auseinandergerissen
Wir schrieben das Jahr des Herrn 1799 als alles, was wir kannten, alles, was als gesichert angesehen wurde, sich mit einem Schlag änderte. Der Weltenriss versetzte die Kontinente der Erde in unterschiedlichste Zeitebenen. In Afrika herrschen die Pharaonen, Südamerika befindet sich in einer weit in der Zukunft liegenden Periode, Europa beugt sein Haupt unter der Herrschaft des Papstes, während Teile Nordamerikas in die tiefste Vergangenheit katapultiert wurden. Dazu gesellen sich die Badlands, ein Territorium, in der die unterschiedlichsten Zeiten aufeinanderprallen.
Man kann sich vorstellen, dass in einem solchen Durcheinander von Äras Kartographen, die Handelswege auskundschaften und Verbindungen herstellen, hoch angesehene Honoratioren sind. Shardack, der in Boston lebt, ist der wohl berühmteste Kartenmacher der Welt. Als er gekidnappt wird, macht sich seine Nichte, die er bei sich aufzog, daran, den Verschwundenen durch die Länder und Zeiten zu suchen.
Auf ihrem Weg über die Meere, durch die Wildnis und unwegsame Gegenden stößt sie auf Piraten, Halunken und Glücksritter. Schnell wird deutlich, dass die Entführer den Kartographen erpressen, sie zu der verborgenen Karte der Welt zuführen. Mit dieser hoffen sie, die auseinanderklaffenden Risse im Welten- und Zeitengefüge zu kitten und die Welt wieder zu einem einheitlichen Ganzen zusammenzufügen.
Ob dies gelingen kann weiß Sophia nicht, aber sie ahnt, dass sie ihren Onkel nur finden und befreien kann, wenn sie selbst der mysteriösen Carta Mayor nahe kommt - doch dafür muss sie selbst zunächst Hilfe suchen ...
Interessantes Idee, tolles Setting aber ein wenig flache Figuren
Einmal mehr liegt der Auftakt einer Trilogie vor, respektive hinter mir. Was zunächst auffällt ist, dass sich die Welt, in der die Autorin ihre Handlung angesiedelt hat, ungewöhnlich und damit interessant offeriert. Eine Bühne, in der die Kontinente aus verschiedenen Zeitebenen stammen und deren Bewohner aufeinanderprallen, das hat schon etwas. Allerdings erschließt sich der Roman dem Leser zu Beginn nicht eben einfach.
Wir begegnen unseren Protagonisten im Boston des Jahres 1891 - einem Boston, in dem die Politik offiziell über Redezeit im Parlament gekauft werden kann und eine Abschottung des Landes gegenüber den Welten beschlossen wird. Ressentiments, Fremdenfeindlichkeit und Borniertheit geben sich hier ein Stelldichein. Dazu kommen massive Info-Dumps der Autorin, die uns so ihre zwar faszinierende, jedoch auch komplizierte Welt vorstellt. Hier braucht der Leser Sitzfleisch, muss das erste Viertel des Romans durchstehen, bevor die Handlung dann so richtig ins Rollen kommt.
Dabei überzeugen uns neben der faszinierenden Bühne insbesondere die Hauptfiguren des Romans. Sophia weiß, nachdem sie bei ihrem genialen Onkel aufgewachsen ist, fast so viel über das Karten zeichnen wie ihr Onkel. Obwohl sie bislang kaum aus Boston herausgekommen ist, hat sie von ihrem Onkel so viel aufgeschnappt, dass ihr Wissen das der meisten Kartografen weit übersteigt.
Nachdem sie sich einmal auf den Weg gemacht hat, geht das große Abenteuer erst so richtig los. Das ist bestes Abenteuergarn, das aber auch immer wieder durch persönliche Schicksale mit ein wenig Tiefe hinterfüttert wird. Was etwa passiert mit Menschen, die direkt an der Grenze eines Zeitsprungs leben - sie verlieren jeglichen Bezug, treiben oft hilflos in einer Welt, die sie nicht verstehen. Dazu gesellen sich Kreaturen aus den Mythen die in diesen Welten leben und auf die Jagd gehen.
Fazit
Auch wenn die Figuren insgesamt, von Ausnahmen abgesehen, etwas flach bleiben erweist sich der Plot als packend und kurzweilig, so dass die Lektüre spannend und kurzweilig bleibt.z
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