Magnus Chase: Das Schwert des Sommers
Die Asen sind los - willkommen in der nordischen Mythologie
Aber hallo, Du denkst also, Du hast es schwer im Leben? Immer der Stress in der Schule, dann die nervenden Alten, die Freunde, die einen laufend ansimsen, das Taschengeld reicht auch vorne und hinten nicht? Nun, dann willkommen in meiner Welt. Vor zwei Jahren wurde meine Mom umgebracht, so wie in Ermordet, und das von riesigen, blauäugigen Wölfen. Ja richtig, ich spinne, bin total plem-plem. Das denkt die Polizei auch, darum lebe ich seit meinem 14. Geburtstag in Boston auf der Straße. Ich schlafe unter Brücken, bettele mir mein Essen zusammen, finde meine Klamotten in der Mülltonne - wie gesagt, willkommen in meiner Welt. Und Boston ist kalt, so mit Schnee, gefrierenden Flüssen und eisigen Winden, da erfrieren Obdachlose wie ich schon einmal.
Kurz vor meinem sechzehnten Birthday suchen mich meine Verwandten - vor denen mich meine Mom immer eindringlich gewarnt hat - angeblich, weil sie etwas über mein väterliches Erbe wissen. Dabei weiß ich nicht einmal, wer mein Dad war, geschweige denn, was er mir vermacht haben könnte. Als dann ein schwarzer, wie in höllen-schwarz, in edelstem Zwirn gekleideter Typ auftaucht, kurzerhand halb Boston in Schutt und Asche legt, nur um an ein just aus dem Fluss gerettetes Erbe - ein rostzerfressenes, alt-nordisches Schwert - zu kommen, sterbe ich. Ja wie in Tod, Sensenmann, Ende! Nur, dass es nicht das Ende ist und ich im Hotel Walhalla einchecke. Die Nornen prophezeien mir, dass der Fenriswolf in sieben Tagen von der Kette gelassen würde, sofern ich dies nicht verhindere.
Für die, die sich in der nordischen Mythologie nicht auskennen - es gibt da etwas, das nennt sich Ragnarök, was soviel heißt wie Weltuntergang, totale Zerstörung aller Neun Welten, Tod und Leid ohne Ende und der Fenriswolf löst das aus. Da stehe ich nun, und soll das verhindern. Zum Glück, ja auch im Unglück gibt es lichte Momente, habe ich Hilfe. Eine gefeuerte Walküre, ein modebesessener Zwerg und ein sonnenallergischer Albe sind auf meiner Seite - unsere Gegner so ziemlich alles, was die nordische Magie aufzubieten hat ...
Riordan bleibt sich treu - unterhält aber wieder packend und interessant
Man könnte es treffend formulieren, dass Rick Riordan seine Marktlücke in der Fantasy gefunden hat. Mythen- oder auch Götterfantasy ist sein Markenzeichen. Was mit den griechischen Göttern um Percy Jackson seinen Anfang nahm, später um die römischen Götter erweitert wurde, dann mit einem Ausflug zu dem ägyptischen Pantheon fortgesetzt wurde, das findet jetzt, eigentlich nur folgerichtig in den Asen der nordischen Mythologie ihren Abschluss.
Wie üblich stellt der Autor einen Loser unserer Welt ins Zentrum des Geschehens. Magnus hat ein hartes Los getroffen. Die Mutter ermordet, seinen Verwandten misstraut er, von der Polizei wird er aus Obdachloser gesucht. Dass ausgerechnet er besondere Kräfte besitzt, dass er einen Gott als Vater hat, kennen wir aus den anderen Zyklen des Autors.
Überraschend wird er mit seinem väterlichen Erbe konfrontiert, getötet und kommt in Walhalla wieder zu sich. Über ihn lernen wir die uns weitgehend unbekannte Götterwelt der nordischen Völker kennen. Nachdem sich Disney und Co. bislang um die nordischen Sagas einen weiten Bogen gemacht haben, ist uns die Götterwelt der alten Wikinger oftmals unbekannt. Dies ändert sich, wie von Riordan gewohnt, in vorliegendem Roman mittels der packend aufgezogenen Handlung. Wir lernen Odin, Thor und Loki kennen, auch weit weniger bekannte Götter geben sich ein Stelldichein, die Mythologie wird anschaulich aufbereitet.
Riordans besondere Gabe besteht unstrittig darin, dass er das Wissen um Götterpantheone so geschickt in eine actionreiche, mitreißende Handlung einfließen lässt, dass es der zumeist jugendliche Leser kaum mitbekommt, wie ihm oder ihr hier Wissen vermittelt wird. Damit noch nicht genug, spricht der Autor auch die Akzeptanz von Minderheiten, Mobbing und Ausgrenzung deutlich wenn auch als Bestandteil des Plots verklärt an und macht seinen Lesern deutlich, dass Toleranz ein Zeichen von Stärke, keine Schwäche ist.
Fazit
So bietet auch dieses Buch wieder viel Wissen, Aussage und eine faszinierende Handlung an, die Leser ab 14 Jahren bis zum Uropa an die Seiten fesseln wird.
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