Neue, alte Geschichten vom Schöpfer der Scheibenwelt
Der viel zu früh von uns gegangene Terry Pratchett hat uns ein reichhaltiges Lebenswerk hinterlassen. Über allem schweben natürlich seine Scheibenwelt-Romane, die uns intelligentes, augenzwinkerndes, nachdenklich-machendes Lesefutter der außerordentlichen Art anboten. Dass dies aber nicht aus dem luftleeren Raum kam, sprich, dass auch Sir Pratchett einmal klein anfing, beweist vorliegendes Buch. Als junger Reporter schrieb er für seinen damaligen Auftraggeber wöchentlich eine neue Kurzgeschichte. Seine weltweiten Verlage haben diese in Zusammenarbeit mit dem Autor überarbeitet und mit kongenialen Illustrationen aus der Feder Mark Beechs versehen, gesammelt vorgelegt.
Schon früh übt sich, was ein Meister werden will
Eine Warnung vorweg - wer meint, hier auf Oma Wetterwachs oder andere liebgewonnene Gestalten der Discworld zu stoßen, der wird enttäuscht werden. Hier ist weder der Ort noch der Raum für Erzählungen um die Scheibenwelt. Aber man trifft auf Vorbilder, quasi Fingerübungen von Figuren, die in späteren Werken Terrys verewigt wurden. Die sehr kurzen Geschichten sind in einem sehr lockeren Stil gehalten, zeigen aber schon Pratchetts spätere Stärken für absonderliche Situationen und markante, skurrile Figuren. Sie wenden sich an ein jüngeres Publikum, lesen sich aber auch als Erwachsener durchaus vergnüglich.
Um was geht es? Nun, da begegnet uns ein Zauberkünstler, der von einer Hexe verflucht wird. Statt künftig seine Papierblumen aus dem Ärmel zu ziehen, verwandelt er plötzlich alles, was er berührt - echte Magie, das ist ein riesiges Problem ...
Diverse Male entführt uns der Autor dann nach Wales. Hier, in einem kleinen Dorf mitten in den ewigen Weiten der walisischen Prärie sind die Sheriffs auf Fahrrädern unterwegs, die Viehdiebe stehlen Schafe und statt Gold wird nach Kohle geschürft - was nicht heißt, dass es nicht wie im Wilden Westen zugehen würde. Da werden Banken überfallen, Züge ausgeraubt, ganze Tierherden bekommen neue Brandzeichen, in der Wirtschaft kommt es zu Schlägereien - und doch geht all dies ein wenig geruhsamer zu, als in the Wild West.
Dann erwartet uns ein Krieg zweier verfeindeter Eiswagen, kleine Menschen fahren mit Nussschalen-Unterseebooten im Teich umher, um den Angriffen von Enten auszuweichen, eine Ameise sucht nach Ruhe und Einsamkeit, ein defekter Fernsehapparat erweist sich als Zeitreisemaschine, höchst lebendige Statuen in einem Park sorgen für marmornen Nachwuchs, zwei Magier bekriegen sich, wir begleiten ein Luftschiff auf seiner Reise und erleben mit, wie die Wichte aus dem Kaufhaus zurück zur Natur finden.
All diese pointierten Geschichten verbindet, dass sie auf sehr liebevolle Art und Weise von Mark Beech mit diversen Illustrationen versehen wurden. Auch der sehr lesefreundliche Satzspiegel, der selbst Maulwürfen die Lektüre ohne Optiker-Hilfsmitter erlaubt, sei erwähnt.
Fazit
Natürlich ist das ein Versuch, den Pratchett Fans das Geld aus der Tasche zu ziehen. Aber, und das ist bemerkenswert, man bekommt für den Obolus dann auch einige wirklich sehr unterhaltsame Geschichten, eine liebevoll gemachtes Buch mit Lesebändchen und den Blick auf einen jungen Autor, der später zu Weltruhm gelangen sollte.
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