Pheromon - Sie riechen dich

  • Planet!
  • Erschienen: Januar 2018
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  • Thienemann, 2018, Originalausgabe
Pheromon - Sie riechen dich
Pheromon - Sie riechen dich
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Julian Hübecker
8101

Jugendbuch-Couch Rezension vonFeb 2018

Jede Ader, jeder Pigmentfleck, die kleinen Falten auf den Rückseiten seiner Finger, alles war so gestochen scharf, als würde er eine Lupe darüberhalten.

Ein Jugendlicher entdeckt unheimliche Fähigkeiten an sich, die ihn auf die Spur einer im Hintergrund agierenden Organisation bringen. Hundert Jahre später ist diese Einrichtung auf globale Größe angewachsen, doch nimmt sie niemand als Bedrohung wahr. Stattdessen sorgt sie mit dem Slogan "Die Zukunft liegt in den Händen unserer Kinder" für viel Wohlwollen und zahlreiche Spender. Nur ein älterer Mann sieht einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden eines Neugeborenen und dem eigentlichen Ziel der Organisation.

Eine zwielichtige Organisation agiert über hundert Jahre hinweg auf ein großes Ziel hinaus

Pheromon ist ein Jugendbuch und der Startschuss für eine Trilogie. Es weist zwei Besonderheiten auf: Zum einen wird es von zwei Autoren, Rainer Wekwerth und Thariot, erzählt; zum anderen ist jedem Autor eine andere Zeitebene zugeteilt. So wurde das Jahr 2018 von Wekwerth, 2118 von Thariot verfasst. Thariot war mir zuvor unbekannt, doch Wekwerth war mir bereits durch die Labyrinth-Trilogie ein Begriff, weshalb ich sehr neugierig auf das Buch war. Zu Anfang hat mich das Autorenteam verunsichert, da ich schlechte Erfahrungen mit Büchern habe, die von zwei Autoren geschrieben wurden. Ganz nach dem Motto: "Zu viele Köche verderben den Brei", habe ich bisher meist das Gefühl gehabt, dass die Autoren es nicht schaffen, einen Verknüpfungspunkt zwischen ihren Textanteilen zu finden. Hinzu kommt, dass ich mich schwer an zwei unterschiedliche Schreibstile gewöhnen kann, die unweigerlich daraus resultieren. Doch bevor das für dieses Buch bewertet werden soll, zunächst etwas zum Inhalt.

Das Jahr 2018

Jake ist siebzehn und weder besonders beliebt noch unbeliebt. Er hat nur wenige Freunde und spielt gerne Football. Als er bei einem Spiel den entscheidenden Ball fangen muss, scheitert er. Von nun an ist er die Lachnummer der Schule und sieht sich Anfeindungen seines Teams ausgesetzt. Nur sein bester Freund Alan steht noch zu ihm. Gedemütigt versucht er den Schulalltag zu meistern, als er einige Tage nach dem Vorfall eine Veränderung an sich bemerkt, die für Jake alles ändert. Sein Heuschnupfen ist schlagartig verschwunden, stattdessen verbessert sich sogar sein Geruchssinn. Und nicht nur das: er ist nun in der Lage, die Gefühle anderer Menschen zu riechen. Sogar sein Sehsinn verändert sich positiv und er kann plötzlich komplexe mathematische Aufgaben lösen. Obwohl verwirrt darüber, gewöhnt er sich schnell an die Vorteile. Als er auch noch von Serena, dem heißesten Mädchen der Schule, zu einer Party eingeladen wird, scheint sein Leben eine endgültige Wendung zu nehmen.

Allerdings kommt ihm Serena zunehmend merkwürdig vor, da sie es schafft, allen Jungs den Kopf zu verdrehen, obwohl sich diese anfangs dagegen zu wehren scheinen. Im Zuge seiner Nachforschungen lernt er Amy kennen, deren Bruder ebenfalls in den Fängen von Serena ist. Gemeinsam mit William, der sich dem Einfluss Serenas entziehen konnte, ermitteln sie, und bald steht für sie fest: es muss etwas mit Pheromonen zu tun haben - Lockstoffe, die Insekten zur Anlockung eines Sexualpartners nutzen. Ähnlich scheint der betörende Duft zu wirken, der wie ein hartnäckiges Parfum das Mädchen umwabert. Durch Nachforschungen stößt die Gruppe auf eine Organisation namens Human Future Project, kurz HFP, welche im Dunkeln agiert und sich dabei unbemerkt vergrößert.

Das Jahr 2118

Travis ist ein ehemaliger Arzt in seinen Sechzigern und trockener Alkoholiker. Er arbeitet täglich ehrenamtlich im Walker-Center, einer humanitären Hilfsorganisation, um für eine schwere Sünde Wiedergutmachung zu leisten. Denn er ist verantwortlich für den Tod seiner Tochter. Gebeutelt durch diesen Verlust, ist sein Alltag leer und trostlos. Eines Tages fällt ihm eine Jugendliche auf, die Teil einer Bande ist, welche ihn beraubt. Sie ist schwanger und wirkt mitgenommen. Da sie ihn sehr an seine Tochter erinnert, geht sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Umso erstaunter ist er, als sie einige Tage später im Walker-Center erscheint und ihn darum bittet, sie und ihr Ungeborenes zu untersuchen. Sie erzählt, dass sie zuvor in einem Center des HFP war, wo sie jedoch merkwürdig behandelt wurde. Daraufhin verschwindet sie erneut und Travis macht sich auf die Suche nach ihr, wofür er sogar anfängt, bei HFP zu arbeiten. Dort macht er unheimliche Entdeckungen, die ihn schließlich dazu zwingen, sich mit einer Organisation anzulegen, die sich seit 100 Jahren auf ein großes Ereignis vorbereitet.

Vielversprechender Anfang, nachlassendes Ende

Pheromon ist ein interessanter Einstieg in eine Geschichte, die monumental zu werden verspricht, wenn sie entsprechend in den Folgebänden ausgebaut wird. Das Buch beginnt mit Wekwerths Teil, in den ich wunderbar hereinkam. Doch wie ich befürchtet hatte, konnte ich mich anfangs auf den Autorenwechsel nicht richtig einlassen. Allerdings hat sich das nach wenigen Kapiteln gelegt. Stattdessen stand die Geschichte im Vordergrund, die von beiden Autoren packend geschrieben wurde, sodass die unterschiedlichen Schreibstile nicht weiter auffielen. Beide halten sich nicht lange mit einer Vorgeschichte auf. Vor allem Travis" Vergangenheit wird nach und nach geschickt in die Hauptstory eingeflochten. Die jeweiligen Zeitsprünge sind kurzgehalten, sodass man gut wieder in die andere Zeit hineinfindet. Dennoch hat Jakes Geschichte mehr Spaß gemacht zu lesen, was aber wohl an der noch "heilen" Welt des Jahres 2018 lag. Man hat tatsächlich das Gefühl, dass sich hundert Jahre später - obwohl ein Großteil der Armut besiegt - eine unsichtbare Bedrohung entwickelt und dass das Human Future Project im Verborgenen lauert. Tatsächlich tritt das HFP noch nicht einmal sonderlich oft in Erscheinung, sondern dümpelt als unsichtbare Bedrohung zwischen den Zeilen dahin und wartet auf die zweite Hälfte des Buches, wo es stärker in Erscheinung tritt. Ab da driftet das Buch stärker in eine SciFi-Richtung und wirkt teilweise leider sehr konstruiert. Als Beispiel sei Travis" Suche nach Verbündeten genannt, die genau zu passenden Gelegenheiten auftauchen und sich schnell für seine abgefahrenen Theorien überzeugen lassen. Damit wurde das Buch für mich zum Ende hin deutlich schwächer.

Fazit:

Das Buch besticht durch zwei Zeitebenen, die zwar interessant beschrieben wurden, zum Ende hin jedoch nicht ausreichend verknüpft wurden. Obwohl die zweite Hälfte der Geschichte deutlich an Stärke abnimmt, ist die Grundidee doch sehr spannend. Der extreme Cliffhanger macht neugierig auf den zweiten Band.

Pheromon - Sie riechen dich

Rainer Wekwerth, Thariot, Planet!

Pheromon - Sie riechen dich

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