Denn was den Lehrling vom Anfänger unterscheidet, ist, dass er sich nicht allein auf seine Kraft und Ausdauer verlässt, sondern auch auf sein Wissen und seinen Verstand.
Ryiah kommt aus einfachem Haus und träumt davon, sich in der Magic Academy ausbilden zu lassen. Dort muss sie jedoch feststellen, dass ein starker Wille alleine nicht ausreicht, um die Ausbildung zu überstehen. Wie soll sie sich gegen jene behaupten, die scheinbar mehr Talent besitzen? Ryiah steht vor ihrer größten Herausforderung und die ist mit Magie nicht in den Griff zu bekommen.
Über ein Mädchen, das eigene Schlachten zu schlagen hat, bevor es in den Krieg ziehen kann
Wer Magic Academy Das erste Jahr lesen möchte, der wird sich möglicherweise schon zu Anfang eine gewisse Vorstellung von dem Inhalt machen. Ich musste sofort an etwas Gigantisches und Mystisches denken, an etwas, das den Titel rechtfertigt; ein altes, verwinkeltes Gemäuer wie Hogwarts aus der Feder von J.K. Rowling, oder die geheimnisumwitterte Mythos Academy der Frost-Reihe. Doch diese Erwartungen konnte die Magic Academy nicht erfüllen. Stattdessen wusste Rachel E. Carter jedoch in anderen Punkten zu überzeugen.
Zunächst zur Geschichte: Ryiah und ihr Zwillingsruder Alex, beide 15, machen sich auf den Weg zur Magic Academy des Landes Jerar. Dort werden jährlich Schülerinnen und Schüler aufgenommen, um sich zu Magiern ausbilden zu lassen. Erzählt wird aus der Sicht Ryiahs, die sich für einen der drei Ausbildungszweige entscheiden muss: Kriegsmagie, Alchemie oder Heilkunst. Während sich Alex für die Heilkunst entscheiden wird, träumt Ryiah davon, eine Kriegsmagierin zu werden. Doch der Weg dahin ist hart, da nach Ablauf des ersten Jahres nur fünfzehn von über hundert Anwärtern ausgewählt werden - fünf für jeden Zweig -, die die Ausbildung fortsetzen dürfen. Daher müssen die Auszubildenden in diesem ersten Jahr zeigen, was in ihnen steckt, und sich ständig aufs Neue beweisen. Vor allem Ryiah hat mit den Herausforderungen zu kämpfen, die sie bis an ihre Grenzen und darüber hinaus bringen - da wären nicht nur die knallharten Unterrichtsstunden, die sie nur übersteht, indem sie mit ihrer Freundin Ella stundenlang den Stockkampf übt oder sich nächtelang in der Bibliothek durch Bücher quält; sondern auch wegen Prinz Darren, der, gesegnet mit einem außergewöhnlichen Talent, ihr immer wieder vor Augen führt, wie unbegabt sie doch ist. Da Darren natürlich die vielversprechendsten Schüler um sich schart, weiß sie, dass diese Elite hervorragende Chancen hat, um in die Endauswahl zu kommen. Ihre ärgste Feindin Priscilla macht es sich dabei zur persönlichen Aufgabe, sie zu erniedrigen und bloßzustellen - nicht zuletzt deshalb, weil der Prinz und Riyah eine gewisse Verbindung zu haben scheinen, die jedoch in dem ersten Band noch nicht stark ausgearbeitet wurde.
Eine packende Storyline, der aus aufgrund fehlender Atmosphäre an Tiefe fehlt
Ich habe mich ziemlich schwer mit der Bewertung des Buches getan, denn wenn ich solche Bücher lese, dann erwarte ich eine gewisse Atmosphäre, die mich in die Fremde eintauchen lässt. Ich möchte die imaginäre Welt erleben, um mich ganz auf die Geschichte einlassen zu können. Ich musste recht schnell feststellen, dass nur die ersten vierzig Seiten außerhalb der Akademie spielen. Gerade deshalb hätte ich mir gewünscht, diese klarer vor Augen zu haben. Stattdessen werden an ihre Beschreibung kaum ein paar Sätze verschwendet. Statt auf Atmosphäre legt die Autorin dagegen mehr Wert auf die Geschichte an sich. Sie gibt den Protagonisten etwas mehr Raum, um sich zu entwickeln, aber vor allem konzentriert sie sich völlig auf den Ausbau der Story und die Ausbildung im ersten Jahr. Natürlich ist die Grundidee nicht neu: Mädchen aus armem Hause, aber mit viel Potenzial, und der verschlossene Prinz, der auf den zweiten Blick aber doch ein weiches Herz hat - und natürlich zum Verlieben gut aussieht. Aber eben hier hört das Vorhergesehene auf. Man spürt eben nicht bereits zu Beginn ein gewisses Knistern, das die Geschichte auf einen bestimmten Punkt zutreiben soll. Beide Figuren beharken sich, wo sie nur können. An verborgenen Gefühlen mangelt es, stattdessen scheint die Verbindung komplexer zu sein. Das macht die Handlung erfrischend unvorhersehbarer. Wenn man sich darauf einlassen kann und möchte, dann freundet man sich schnell mit den Protagonisten an. Denn das erste Buch dient vor allem dazu, die Charaktere kennenzulernen, sich auf diese einzulassen und mit ihnen zu fiebern, oder gegen andere in Gedanken zu intrigieren. Ich unterstelle der Autorin, dass mehr hinter dieser oberflächlichen Betrachtung steckt. Da sind diese kleinen Andeutungen, die auf mehr Tiefe im zweiten Buch hoffen lassen, weshalb eine gewisse Spannung und Neugierde bleibt.
Fazit:
Leider lässt Rachel E. Carter das Kreieren einer detaillierten Welt außen vor. Stattdessen konzentriert sie sich mehr auf die Protagonistin Ryiah und wie sie das erste Jahr erlebt. Wer lieber tiefer in einer Fantasy-Welt eintauchen mag, der wird vermutlich wenig Lesefreude empfinden. Doch für alle anderen bietet die Autorin eine spannende Story mit wechselseitigen Charakteren.
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