Es war schon traurig, dass die Menschen nur miteinander auskamen, wenn alle unglücklich waren.
Eine tickende Eieruhr, verschobene Möbel, unauffindbare Gegenstände - so verwirrt ein perfider Mörder seine Opfer, bevor er sie umbringt. Die junge Makani steckt mitten drin, denn der Täter wütet ausgerechnet an ihrer High-School. Doch wer tötet ihre Schulkameraden und hat er es auch auf sie abgesehen?
Ein brutaler Mörder, dessen Motiv bis zum Schluss unklar bleibt
Stephanie Perkins legt mit "Jemand ist in deinem Haus" einen blutigen Jugendthriller vor, dem es nicht an Opfern mangelt. Niemand scheint sicher zu sein vor einem Mörder, der seine Opfer ohne Skrupel erledigt. Dabei geht es ihm nicht nur ums Töten an sich, will er doch seine Taten mit Psychoterror einleiten.
Diese Katz-und-Maus-Spiele geschehen in der kleinen Stadt Osborne in Nebraska. Dabei scheint sich der Mörder auf die hiesige High-School zu beschränken, die auch Makani besucht. Sie ist erst vor kurzem von Hawaii dorthin gezogen, denn in ihrer Heimat geschah etwas Schreckliches, an dem sie nicht ganz unschuldig war. Von ihren einstigen Freunden gemieden und von ihren Eltern keine Unterstützung erfahrend, hofft sie auf ein neues Leben weit weg von Hawaii, wo nur sie und ihre Großmutter von ihrem Geheimnis wissen. Selbst ihre Freunde Darby und Alex hält sie auf Abstand, da sie Angst vor Ablehnung hat. Doch das gerät in den Hintergrund, als die schreckliche Mordserie ihren Anfang nimmt, wobei ein Schüler nach dem anderen regelrecht hingerichtet wird. Natürlich machen sich die drei Freunde ihre eigenen Gedanken, was das Motiv des Täters sein könnte. Der mysteriöse, stets für sich bleibende Olly stellt dabei ein hervorragendes Täterbild dar. Blöd nur, dass sich Makani merkwürdig von ihm angezogen fühlt. Doch kann sie ihm trauen? Und viel wichtiger: Ist ihr Geheimnis noch sicher? Denn sie glaubt zu wissen, wie der Mörder seine Opfer aussucht: Er tötet scheinbar solche, die ein Geheimnis hüten.
Weniger ist oft mehr - auch in einem Thriller
"Jemand ist in deinem Haus" ist Perkins erster Thriller, von dem ich mir eine große Portion psychologischer Raffinesse erhofft habe, da bereits in der Buchbeschreibung von einem "perfiden Katz-und-Maus-Spiel" die Rede ist. Stattdessen liefert der Roman eher einen blutigen Amoklauf quer durch die Stadt.
Dabei hat das Buch spannend angefangen, als Haley, das erste Opfer, in ihrem Bett überfallen wird. Mit kleinen Gruselmomenten schafft es der Täter, nicht nur Haley, sondern auch dem Leser eine Gänsehaut zu verpassen. Anschließend lernt man auch schon Makani kennen. Sie war für mich ein schwer zu fassender Charakter, der keine Sympathiepunkte sammeln konnte. Ich fand sie anstrengend, vor Allem da ihre Entscheidungen und Gedankengänge nicht nachvollziehbar waren. Es dauerte auch, bis sie in Fahrt kam, da sie sich die meiste Zeit selbst bemitleidet und über ihren großen Fehler jammert, der im Nachhinein noch nicht einmal sonderlich spektakulär war.
Während sich Makani also selbst geißelt, wütet ein verrückter Mörder durch die Stadt. Zu Anfang ist die Zahl der Opfer noch überschaubar, doch in der Mitte der Geschichte, kommt ein unerwarteter Cut: Der Mörder wird tatsächlich schon enttarnt und der Irrsinn bricht los. Plötzlich reiht sich ein Todesfall an den nächsten, wird es brutaler als zuvor, scheint niemand mehr sicher zu sein. Die Autorin wusste sich wohl nicht mehr zu bremsen. Leider hat für mich das Buch dadurch an Stimmung verloren, denn ich hätte gerne noch weiter über die wahre Identität des Täters gerätselt. Absolut enttäuscht war ich dann, als das lächerliche Motiv enthüllt wurde. Ich konnte darüber nur schmunzeln.
Somit kann ich nur die erste Hälfte des Buches als "gut" bezeichnen, da Makanis Art durch einige andere interessante Charaktere ausgeglichen wurde. Obwohl Perkins diese zu kurz kommen lässt, da sie sie nicht ausreichend in die Geschichte verknüpft, überzeugt sie doch mit einem flüssigen Schreibstil.
Fazit:
Ein brutaler Thriller, der weniger als Jugendbuch geeignet ist. Charakterliche Schwächen sind zu verschmerzen, das frühe Auflösen des Täters und die anschließende Amokjagd dagegen nicht. Wer es rasant mag und weniger an eigener Detektivarbeit interessiert ist, der könnte dennoch Gefallen daran finden.
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