Auch als das Blut aus ihrem Hals strömte und ihre Hand um meine Hand erschlaffte, dachte ich nicht, dass sie sterben würde.
Einst gehörte sie zu einem stolzen Volk, den Astreanern der Astrea-Insel. Doch deren Ruf eilt ihnen voraus - vor allem wegen der Macht der Magiesteine, die sie in den Minen abbauen. Als schließlich der Kaiser der Kalovaxianer darauf aufmerksam wird, erstürmt er die Insel und tötet die regierende Fire Queen. Zurück bleiben Verwüstung und eine kleine Prinzessin. Zehn Jahre später glaubt der Kaiser, das Mädchen gebändigt und als Ascheprinzessin gebrandmarkt zu haben. Doch eine kleine Glut schwelt noch immer in ihr, jederzeit bereit, zu einer zerstörerischen Flamme heranzuwachsen.
Über den geheimen Kampf einer scheinbar gebrochenen Prinzessin
Theo musste in ihrem jungen Leben bereits Schreckliches erleben: Nicht nur wurde ihre Mutter vor ihren Augen ermordet, sie muss von da an ihren alten Namen ablegen und mit jenem Mann unter einem Dach leben, der den Tod ihrer Mutter in Auftrag gab.
Seitdem lebt sie als Thora, die Ascheprinzessin, im Palast ihrer Mutter, der Feuerkönigin. Dieser Palast wird jedoch, seit dem unheilvollen Tag, durch den Kaiser des gefürchteten Volkes der Kalovaxianer tagtäglich entweiht.
Thora ist es erlaubt, sich frei zu bewegen, doch steht sie unter ständiger Beobachtung ihrer "Schatten", die den Kaiser über jede Aktion, jedes Auflehnen unterrichten. Sie selbst gilt als ständige Mahnung an die letzten Astreaner, die es noch wagen sollten, gegen den Kaiser aufzubegehren; denn dieser weiß, mit der Peitsche zu bestrafen und Thora zu demütigen, indem sie eine aschene Krone auf dem Haupt trägt. Sie soll Theo und Astrea stets daran erinnern, dass das Zeitalter der barmherzig herrschenden Königin vorüber ist. Mit jedem Peitschenhieb, den sie für die Revolten ihres Volkes einstecken muss, verschwindet ein Fünkchen mehr von Theodosia, wird ihr Wille, sich den Thron wiederzuholen und all das Unrecht zu sühnen, ein Stück mehr gebrochen.
Schließlich scheint Theo soweit zu sein, ihre rechtmäßige Position als Prinzessin und ihr Volk zu leugnen. Doch eines Tages schafft es Blaise, ihr Freund aus Kindheitstagen, sich ins Schloss zu schmuggeln und wird dort ihr wichtigster Verbündeter. Sollte Theodosia doch noch in ihr stecken? Schafft sie es, die geächtete Thora hinter sich zu lassen, um endlich den erhofften Widerstand voranzubringen?
Sie ist hin und her gerissen zwischen ihrer Pflicht dem Volk gegenüber und zwei Menschen im Palast, die trotz ihrer Herkunft zu ihr gehalten haben: Søren, der Prinz der Kalovaxianer, an den sie mehr und mehr ihr Herz verliert, und Crescentia, die jedoch die Tochter des Theyn ist, jenem Mann, der ihrer Mutter die Kehle durchschnitt.
Ein Kaiser, der die totale Kontrolle ausübt, aber nicht mit dem Kampfeswillen einer Feuerprinzessin rechnet
Zugegeben, es ist wieder ein Buch unter vielen, die in den letzten Jahren nach "Die Tribute von Panem" auf dem Markt erschienen sind, wo ein scheinbar schwaches Mädchen mit starkem Willen gegen ein übermächtiges Regime kämpft. Doch "Ash Princess" überzeugt in vielen Punkten und könnte endlich wieder ein Lichtblick unter anderen sein, der sich zu lesen lohnt.
Es ist ein Buch, das ohne große Spannungsbögen, ohne allesverzehrende Magie und ohne epische Schlachten auskommt. Stattdessen brodelt die Gefahr stets unter der Oberfläche, handelt es sich doch mehr um einen Kampf um den freien Willen. Als Leser fiebert man mit Theodosia (denn als solche will man sie sehen) mit, doch noch einen Tag durchzuhalten und nicht dem Kaiser zu unterliegen. Denn jeder ihrer Schritte könnte der falsche sein, könnte genügen, um sie diesmal mit zwanzig Peitschenhieben mehr zu bestrafen. Auch Denkzettel, die demütigen sollen, indem sie die dadurch entstandenen Narben dem versammelten Palast präsentiert, gehen direkt ins Herz und lassen mitfühlen.
Und das ist die große Stärke des Buches: Es schafft zum einen klare Verhältnisse von Gut und Böse, zwischen Ascheprinzessin und Kaiser. Doch Theo hat nichtsdestotrotz zehn Jahre unter diesen Bedingungen gelebt und das hinterlässt Spuren seelischer Art, die auch das Zugehörigkeitsgefühl stark verschwimmen lassen. Und so hofft man immerzu, dass Theo sich nicht aufgibt, nicht in ein Stockholm-Syndrom verfällt und vor allem nicht ihre Herkunft vergisst.
Dank Laura Sebastians flüssigem Schreibstil und ihrer Fähigkeit, das Spannungslevel trotz kaum actionreicher Momente sehr hoch zu halten, ist es vor allem die Dramatik hinter der Geschichte, die überzeugt und es aus der Masse hervorstechen lässt.
Fazit:
Wer lieber eine Dystopie voller Action wünscht, wo das Blut nur so fließt und die Protagonistin die Macht hat, Flammenstürme zu entfachen, der ist hier falsch. Hier muss die unterschwellige Spannung ausgehalten, die ständig drohende Gefahr verstanden werden. Wer das kann, der wird dieses Buch und seine Heldin lieben!
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