Gaben und Schicksal - die neue Schöpfung der Bestsellerautorin
Die Menschheit hat sich in dem Sonnensystem einer fernen Galaxie ausgebreitet. Neun Planeten wurden besiedelt, unzählige Himmelskörper und Raumstationen beherbergen weitere Bewohner. Dies ist die Geschichte zweier Völker. Beide leben auf Thuvhe, sind einander jedoch spinnefeind.
Hier die friedliebenden, den Planeten beherrschenden Thuvhesi, dort die verfemten Shotet, deren despotischer Herrscher Ryzek sich und seinem Volk Geltung verschaffen will - koste es, was es wolle. Dass die Menschen besondere Lebensgaben, die sich in der Pubertät entwickeln, besitzen, ist ein besonderes Merkmal der Bewohner des Planeten. Ein paar Wenige aber haben Schicksale, die von Orakeln kundgetan werden.
Alles beginnt damit, dass Ryzek das Haus des Orakels der Thuvhesi überfallen lässt, um die beiden jüngeren Kinder zu entführen. Dem Einen ist vorausgesagt, eines Tages zum neuen Orakel des Planeten zu reifen, der Andere, Akos genannt, war aufmüpfig und wird gleich mit eingesackt. Dass Akos die Gabe besitzt, Mitmenschen temporär ihre Gabe zu nehmen, soll sich schon bald als wichtig erweisen.
Auftritt für Cyra, der Schwester von Ryzek. Ihre Gabe ist es, dauernd Schmerzen zu spüren und diese willentlich auf andere übertragen zu können. Im verhassten Auftrag ihres Bruders dient sie ihm und ihrem Volk als Folterknecht, geplagt von ihren Schmerzen. Nur Akos kann ihr zeitweise Erleichterung verschaffen.
Doch zuerst müssen die so Unterschiedlichen Vertrauen zueinander fassen ...
100 Seiten muss man überstehen, dann wird es gut
Veronica Roth gelang mit ihrer Trilogie um "Die Bestimmung" der ganz große Wurf. Wochenlang stand sie auf den internationalen Bestseller-Listen, eroberte weltweit Leserherzen im Sturm. Nach Abschluss der gefeierten Reihe legt sie nun mit dem vorliegenden Band den ersten Teil eines neuen Zweiteilers vor. Und sie erfindet eine völlig neue Welt für ihre Handlung.
Zunächst aber muss sich der Leser die ersten fast einhundert Seiten durch den Text kämpfen. Es passiert fast nichts, zudem verwirrt die Autorin uns damit, wenig zu erklären. Dies, in Verbindung mit den Perspektivwechseln zwischen den beiden Erzählern, führt dazu, dass wir Rezipienten zunächst nicht wirklich wissen, was da passiert, wie wir mit dem Geschilderten umgehen sollen, wie der Plot einzuordnen ist.
Hat man diese Durststrecke einmal überstanden, nimmt die Handlung Fahrt auf, wird dramatisch, temporeich - und reichlich brutal. Gerade für ein ausgewiesenes Jugendbuch sind die Gewaltdarstellungen doch recht deftig ausgefallen. Die scheinbar unausweichliche Love-Story darf natürlich auch nicht fehlen, wobei diese sich eigentlich stimmig ins Bild fügt.
Das Pfund, mit dem die Autorin wuchert, sind neben dem zunächst komplizierten, dann faszinierend vielfältigen Worldbuilding ganz eindeutig die beiden Hauptfiguren. Beide sind interessant und vielschichtig gezeichnet, entwickeln sich folgerichtig weiter und wachsen dem Leser ans Herz.
Nicht unterschlagen darf ich noch, dass die Autorin zum Teil massiv dafür kritisiert wurde, dass ihre Antagonisten alle eine dunkle Hautfarbe besitzen - wobei mir persönlich der vorgeworfene Rassismus nicht aufgefallen ist.
Fazit:
Rat der Neun ist ein durchaus spannendes, zu Beginn etwas verwirrendes Buch, das jedoch nicht ganz das Niveau der Vorgänger-Trilogie erreicht. Es punktet mit starken Figuren und einer ungewöhnlich komplexen Welt, bietet aber auch ungewohnt deutliche Gewaltdarstellungen.
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