Der gefallene Gott im Körper eines Teenagers trifft auf eine seiner Sünden
Indianapolis, schon das Wort verspricht etwas – Besonderes? Eine Metropole, geprägt von – was? Nein, wirklich, Indianapolis hat nichts, aber auch wirklich gar nichts zu bieten. Deswegen habe ich auch in meinem seit Jahrtausenden andauernden Dasein immer einen ganz, ganz weiten Bogen um die Stadt gemacht. Ich wusste warum!
Ich weiß, im örtlichen Zoo haben sie Koalas, dazu einen ehemaligen Bahnhof, der zu den beeindruckendsten architektonischen Bauten seiner Zeit zählt – doch sonst geben das flache Land, die rechtwinklig angelegten Straßen und der Fluss, der durch das Städtchen zieht, nicht wirklich etwas her.
Dumm nur, dass ich, Apollo, einst der Gott der Prophezeiungen und der Musen, ausgerechnet hier strande. Sie wissen hoffentlich nicht, dass mich Gottvater Zeus, meiner Kräfte beraubt, im Körper eines pickeligen, sterblichen Knaben auf die Erde verbannt hat. Ohne meine Gaben soll ich überleben, mehr noch, ich soll die verschollenen Orakel finden und befreien.
Dass sich ein Triumvirat von renegaten Göttern anschickt, die Macht über die Sterblichen an sich zu reißen – mir wäre es ja egal, doch jetzt muss ich mich darum kümmern. Dass einer dieser Verräter mit mir eine Vergangenheit teilt, ist wohl einfach… Pech?
Ja, ich gebe zu, ich habe den Möchtegern-Hercules verraten und im Stich gelassen. Mehr noch, ich habe ihn, den römischen Imperator höchstselbst, in seiner Badewanne erdrosselt. Ja, Sie haben Recht, es gibt bessere Arten, sich Freunde zu schaffen. Doch dass er so nachtragend ist, hätte ich nun wirklich nicht gedacht.
Also, zunächst gilt es, die Greifen aus dem Zoo zu befreien – da kommen sündhaft teure Kartoffelkroketten ins Spiel –, dann müssen die Gefangenen von Commodus befreit und das örtliche Orakel (fragen Sie nicht - auch ein alter Bekannter, der meint, noch eine Rechnung mit mir offen zu haben) befragt werden.
Also Langeweile sieht anders aus ….
Apollo, der gefallene Gott, geht in seine zweite von fünf Runden
Im zweiten Teil der aktuellen Reihe um auf Erden wandelnde Götter – vorliegend eben jener namensgebende Apollo – schließt die Handlung nahtlos am ersten Band an. Und auch die Erzählweise bleibt gleich – jedes der kurzen Kapitel endet mit einem Cliffhanger, das Tempo bleibt hoch, die Auseinandersetzungen, Kämpfe und Befreiungsaktionen packend, sodass die Lesefreude eigentlich weiterhin hoch sein sollte.
Doch irgendwie konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Riordan ein wenig mit angezogener Handbremse geschrieben hat. Statt dass sich der Plot verselbstständigen und den Leser in seinen Bann ziehen würde, pausierte die Handlung immer wieder, gab es für Riordan untypische Bremser und Situationen, die einfach nicht ganz passten.
Dazu kommt, dass ganz im Gegensatz zum klasse geschriebenen und mit viel Tiefgang ausgestatteten ersten Teil dieses Mal wenig Message in den Plot hineinverwoben wurde. Statt für Toleranz, mutiges Eintreten für nicht so Privilegierte oder Ausgestoßene finden sich in diesem Roman eher Slapstick-Einlagen der Dampfhammer-Art.
Auch, dass Apollos Gegenspieler – nun Häscher scheint der passendere Ausdruck zu sein – Commodus in seiner Zeichnung seltsam unklar bleibt, fügt sich da ins Bild. Der Autor bietet über den Sohn Marc Aurels wenig Fakten an, sein göttliches Wiederaufleben wird rein zur Charakterisierung eines ebenso widerlichen wie gnadenlosen Gegners benutzt, die finale Auseinandersetzung bleibt uninspiriert und es mangelt an innerer Überzeugungskraft. Viel zu einfach scheint der – sicherlich erwartete – Sieg zu sein.
Fazit:
Der Roman hinterlässt ein zwiespältiges Gefühl. Die Handlung wird action- und temporeich vorangetrieben, doch es fehlen ein wenig das innere Gerüst und die Tiefe, die Riordans Romane sonst auszeichnen.
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