Elizabeth Etz nimmt die jungen Leserinnen und Leser mit auf eine wichtige Reise
Der Hunger nach Leben
Helene hat den Krebs besiegt. Die 17-jährige durfte das Krankenhaus verlassen und ist in die Schule zurückgekehrt, um ihren Abschluss zu machen. Aber sie ist nicht mehr die Gleiche. Sie ändert ihren Namen von Lene in Hel, sucht sich einen neuen Freundeskreis. Hels Eltern sind froh, dass ihre Tochter es geschafft hat. Trotz schlechter Prognose, trotz Rückschlägen. Sie verstehen den erwachenden Lebenshunger des Teenagers, wollen Hel keine Steine in den Weg legen.
Hel hatte Bedenken, an die Schule zurück zu kehren, doch die neue Klasse nimmt sie ohne große Vorbehalte auf. Im Gegenteil, Hel kann Freundschaften mit den angesagtesten Mädchen Shirin, Luna und Julia schließen. Und sie verliebt sich in Marc, den begehrten Jungen, der alles richtig macht und der in einer erfolgreichen Band spielt. Trotzdem fühlt es sich für Hel nicht richtig an. Der Einzige, der Hel zu verstehen scheint ist Nono, der in ihrem Alter ist, aber die Klasse wiederholen musste. Zwischen Hel und Nono entwickelt sich eine spezielle Freundschaft. Als sich Hel von Marc trennt, gehen Shirin, Luna und Julia auf Distanz.
Hel lernt schließlich Mascha kennen, die in einer Bar arbeitet. Mit Mascha und Barbetreiber Thomas begibt sie sich in vielerlei Hinsicht auf Entdeckungstour, fängt an zu rauchen, belügt ihre Eltern und beginnt, auf Gesetze zu pfeifen. Doch je länger sie mit dem unerschrockenen Thomas verkehrt, desto deutlicher wird Hel, dass sie sich auf einer Abwärtsspirale bewegt. Sie beginnt, über ihr Leben nachzudenken.
Die Suche nach Grenzen
Autorin Elisabeth Etz zeichnet das Bild eines Mädchens, das zwar den Krebs besiegt hat, aber noch nicht so richtig daran glauben mag. Die Krankheit hatte die Familie für Monate im Griff, die Protagonistin Hel hat das Trauma noch nicht ganz überwunden. Immer wieder kehrt sie in Gedanken zu der Zeit ihrer Krankheit zurück und entwickelt gleichzeitig einen Heißhunger aufs Leben. Sie versucht, nachzuholen, was sie in den Monaten im Krankenhaus versäumt hat. Dass die Eltern dabei keine Grenzen setzen, ist nicht etwa ein Vorteil. Es bestärkt Hel darin, sich auf alles Mögliche einzulassen und Grenzerfahrungen zu machen.
Die Gedankengänge der Protagonistin sind gut nachvollziehbar, ihre Ängste allzu verständlich. Die Krankheit hat Narben hinterlassen, nicht nur körperliche, sondern vor allem seelische. Dennoch entdeckt Hel auf ihrem Streifzug durchs Leben auch ganz neue Seiten an sich, vor allem aber eine Stärke, an die sie nicht mehr geglaubt hat. Dass die Autorin die Protagonistin in Ich-Form erzählen lässt, kommt dem Roman durchaus zugute. Hel wird dadurch lebendiger und kommt dem Leser sehr nahe.
Warten auf die Spannung
So gut die Handlungsweise des Mädchens verständlich ist, so hat man als Leser nach einer gewissen Zeit den Eindruck, die Schilderungen würden sich sehr stark auf einem starren Punkt bewegen. Der Roman schlägt ein gemächliches Tempo an und bleibt durchgehend dabei. Das Warten auf Spannung wird zermürbend, der Schauplatz entwickelt sich nicht. Vieles wird nur oberflächlich angeritzt, so etwa die Frage, weshalb sich Hel mit Marc nicht wohlfühlt und ihn kurzerhand wieder abserviert. Auch Nono bleibt eine Figur, die man nicht so richtig greifen kann. Er ist an sich kein Sympathieträger, und doch skizziert ihn Elisabeth Etz als einen Kerl, den man irgendwie mögen muss. Obwohl die Autorin ihre Hauptfiguren durchaus mit Ecken und Kanten ausstattet, bleiben sie dennoch teilweise kaum greifbar und bewegen sich stark an der Oberfläche. Hier hätte sie durchaus noch etwas tiefer auf die verschiedenen Charaktere eingehen dürfen.
Fazit:
Elisabeth Etz spricht mit Nachvorn ein wichtiges Thema an. Den Krebs zu besiegen und den Weg zurück ins Leben zu finden, ist für einen jungen Menschen nicht einfach. Das vermag die Autorin wunderbar darzustellen. Elizabeth Etz nimmt die jungen Leserinnen und Leser mit auf eine wichtige Reise und macht sichtbar, wo ihre Protagonistin auf Grenzen stößt. Ein Buch, das auch Eltern von kranken Jugendlichen wichtige Anhaltspunkte liefern könnte.
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