Herzenmacher
- Ueberreuter
- Erschienen: März 2019
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Hardcover, 384 Seiten
ISBN: 9783764170806
Brillantes Setting
Phantastisches Abenteuer in winterlicher Parallelwelt
Magisch, phantastisch und abenteuerlich. Anders lässt sich Akram El-Bahays Jugendbuch Herzenmacher wohl nicht beschreiben. Dass El-Bahay beim Schreiben stets eine gigantische Ideenkiste zur Verfügung steht, weiß man spätestens nach seiner Reihe „Die Bibliothek der flüsternden Schatten“. Doch im aktuellen Fall setzt der Autor noch einen drauf. Denn in Herzenmacher werden die Leser in eine phantastische Parallelwelt voller Gefahren, Geheimnisse und märchenhafter Figuren entführt.
In diese Welt stolpert Léo mehr durch Zufall denn durch Absicht, als er einen merkwürdigen kleinen Mann verfolgt, nachdem dieser sich mit Léos Mutter getroffen und von ihr ein merkwürdiges Objekt erhalten hat. Léo findet sich in einer ganz anderen Version seines Heimatortes Briançon wieder: Statt sommerlich warm ist es hier bitterkalt. Und auch vom friedlichen Leben, wie Léo es eigentlich von seinem Briançon kennt, ist hier nur wenig zu spüren. Denn der eisige Ort wird beherrscht von einer Hexe, welche nicht nur den König, sondern auch das gesamte Leben Briançons unter Kontrolle hat.
Hier trifft Léo auf den Spielzeugmacher Fernando, der ihn bei sich aufnimmt. Bei ihm entdeckt Léo ein verborgenes Talent: Er ist ein Herzenmacher und kann Herzen für Fernandos menschliche Maschinen erschaffen. Dass diese Maschinen nicht nur Ergebnisse einer faszinierenden Handwerkskunst sind, sondern sehr nützlich sein können, merkt auch die Hexe. Schon bald findet sich Léo zusammen mit dem Widerstand im Kampf gegen die wunderschöne, aber eiskalte Zauberin wieder.
Ein buntes Feuerwerk großartiger Ideen …
Ein bisschen Steampunk, ein Hauch von Märchen und ganz viel Abenteuer: Eine besondere Kombination, die man so nicht häufig in der aktuellen Literaturlandschaft findet. El-Bahay trotzt eingefahrenen Erzählmustern und kombiniert gekonnt menschliche Roboter mit märchenhaften Figuren wie Zwergen, Hexenkrähen oder Todeshändlern. Besonders letztere sind beeindruckende Gegenspieler, welche dem „anderen“ Briançon eine gefährlich-düstere Atmosphäre verleihen. Überhaupt ist es gerade diese detailliert ausgestattete Welt, welche den größten Reiz des Buches ausmacht. Tatsächlich weiß man beim Lesen gar nicht, mit welcher Idee El-Bahay auf der nächsten Seite um die Ecke kommen wird. Dennoch lässt er den verschiedenen Elementen Zeit, sich zu entfalten und stattet seine Welt mit überlegt eingesetzten Akzenten aus.
… aber nicht ganz ohne Schwächen
So brillant das Setting sein mag, der Plot ist nicht besonders revolutionär. Hat man schon einige (phantastische) Abenteuerromane gelesen, ist der Handlungsverlauf, wenn auch solide, doch recht vorhersehbar. Leider erfährt man auch nur wenig über die Kunst des Herzenmachens. Das ist sehr schade, baut doch die gesamte Geschichte weitestgehend auf diesem besonderen Talent und dem Erschaffen künstlicher Menschen auf. Doch außer von ein paar Schrauben und Zahnrädern liest man über die faszinierende Tätigkeit enttäuschend wenig. Gerade hier wären mehr Details wünschenswert gewesen, nicht zuletzt, weil von diesem magischen Tun ein ganz besonderer Zauber ausgeht, der jedoch durch die stiefmütterliche Behandlung an Kraft verliert.
Fazit
Faszinierende Ideen, phantastisch kombiniert zu einem flotten Abenteuerroman. Auch wenn der Handlungsverlauf belesene Fantasy- und Abenteuerfans nicht überraschen wird, lohnt sich die Lektüre allein wegen des Worldbuildings. Für alle jungen Leser, die das Phantastische in unserer Welt suchen.
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