Adrenalinkick contra Liebeskummer
Es gab eine Zeit, da war Lucy im Basketball besser als Percy. Doch das ist schon eine ganze Weile her. Jetzt ist Lucy 17 und kann als Mädchen Percys männlichem Körper und seinen Kräften kaum mehr etwas entgegensetzen. Trotzdem er ist er ihr liebster Gegner auf dem Feld. Denn Lucy liebt Percy. Schon immer. Ausgerechnet Percy, der in der Schule den Ruf hat, ein „Jungfrauen-Knacker“ zu sein. Aber die burschikose Lucy, die so nichts gemein hat mit den anderen Mädchen ihrer Schule, ist Percys beste Freundin. Sie können sich über alles unterhalten, philosophieren, diskutieren.
Doch jedes Mal, wenn Percy ein neues Mädchen an seiner Seite hat, stellt Lucy sich selbst und ihre Freundschaft in Frage. Erst recht, als sie die Initiative ergreift, Percy näherzukommen, und sich danach weiter von ihm entfernt ist denn je.
Ausgerechnet jetzt findet das Freundschaftsspiel statt, das Lucys Team wuchtig verliert. Lucy ist keine Verliererin. Sie will hoch hinaus – besonders im Basketball. Deshalb hat sie sich auch nur für Colleges angemeldet, die ihr das bieten können. Aber die Chancen stehen schlecht. Und Lucy schafft es nicht, sich von dieser dunklen Wolke zu befreien, die sie überschattet, seit die Freundschaft zu Percy eine ernsthafte Scharte bekommen hat.
Basketball – viel Basketball
Die Autorin Dana Czapnik hat sich mit Basketball auseinandergesetzt. Das ist in beinahe jeder Szene deutlich zu spüren. Es geht in diesem Roman zwar um die beiden Protagonisten Lucy und Percy, aber vor allem geht es um Basketball. Gerade in der Hörbuchfassung, die mit einer Gesamtspieldauer von fast neun Stunden eine echte Ansage ist, wird die Affinität Czapniks zum Basketball jedoch zu einem kleinen Stolperstein. Denn nach einigen ausgezeichnet aufgebauten Szenen werden die Sportplatz-Schilderungen zäh wie Gummi – es fällt zunehmend schwer, sich auf den Fortlauf zu konzentrieren. Die Langatmigkeit im Bereich Sport nimmt dem Buch spürbar an Tempo. Da vermögen auch einige kleine, witzige Szenen mit dem Überraschungseffekt nicht drüber hinwegtrösten. Die Autorin bewegt sich in Sachen Basketball hart an der Grenze zum Moment, in dem gewöhnliche Jugendliche das Buch aus den Händen legen.
Gesellschaftskritische Elemente
Dana Czapnik zeichnet das Aufwachsen und die Jugend der beiden Protagonisten in der Metropole New York. Für sie beide ist der Sport Ausgleich für eine kaputte Gesellschaft mit all ihren Facetten, in der sich Lucy und Percy bewegen. Ganz dem Klischee folgend ist Lucy das Kind jüdischer Eltern und damit in mancherlei Hinsicht anders als die anderen Kids. Percy entstammt einer reichen Familie und kann sich so manchen Fauxpas leisten, ohne dass es ihm ernsthaft Schwierigkeiten bereitet.
Das kurze Eintauchen Lucys in die Welt von Percy und dessen Bruder und Freunden wird zum Fiasko. Lucy erkennt, dass sie in dieser Welt der Drogen und Exzesse nichts zu suchen hat. Sie besinnt sich auf ihre eigenen Werte und versucht, sich von Percy zu befreien. Dieser Befreiungskampf wird allerdings nur angeschnitten, da und dort würde man sich eine Vertiefung des Themas wünschen. Wesentlich mehr zur Sache geht es dann in Sachen Sex. Hier richtet sich die Autorin bewusst an ein aufgeschlossenes, jugendliches Publikum und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.
Es braucht Durchhaltevermögen
So interessant die Geschichte von Lucy Adler und ihre sportlichen Ambitionen auch sein mag, es braucht gehöriges Durchhaltevermögen, die CD bis zum Schluss anzuhören. Da mag die Temposteigerung kurz vor Schluss noch ein wenig Belohnung darstellen. Die ungekürzte Lesung – ansonsten für nahezu jedes Buch ein großer Gewinn – wird hier zur Herausforderung. Einzig die souveräne Sprecherin Anna Carlsson vermag auf ganzer Linie zu überzeugen. Sie besticht durch ihre professionelle Sprache und die gekonnte Nuancierung ihrer Stimme, wenn es darum geht, den einzelnen Charakteren Persönlichkeit zu verleihen.
Fazit:
Man würde sich etwas weniger Beschreibungen zum Thema Basketball und etwas mehr Handlung wünschen. Andere Themen, die Dana Czapnik mit ihrem Roman aufrührt, sind wichtige Fragen, die sich in der modernen Gesellschaft stellen. Eine vertiefte Auseinandersetzung findet jedoch leider nicht statt.
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