Ein uraltes Wesen, tief begraben, aber bereit aufzuwachen
Jonathan Stroud ist ein bekannter Autor im Jugendbuch-Fantasy-Bereich, seine Bartimäus- und Lockwood-Reihen sind beliebt. Ein neuer Roman aus seiner Feder kann eigentlich nur gut sein, oder? Nun ist Drachenglut aber kein neuer Roman, sondern wurde bereits 1999 im Original veröffentlicht, und auch auf Deutsch erscheint er nicht das erste Mal – ist also älter als die bereits erwähnten Romanreihen. Hier handelt sich also um eine Wiederveröffentlichung.
Kann leider mit den beliebten Buchreihen des Autors nicht mithalten
Leider merkt man das dem Roman auch an: er kann in vielem nicht mit den späteren Werken mithalten. Besonders stark äußert sich das bei den Charakteren. Dem Autor ist es nicht gelungen, ihnen Profil zu geben, sie sind kaum ausgearbeitet, noch nicht einmal als Klischee taugen sie.
Protagonist ist Michael McIntyre, der, nachdem er auf einem ehemaligen Hügelgrab eingeschlafen ist, plötzlich besondere Fähigkeiten hat. So kann er mit einem besonderen Blick die „Seelen“ der Menschen sehen, gleichzeitig entwickelt sich sein Charakter in eine negative Richtung, er hält sich immer mehr für etwas Besseres, wird aggressiver und lässt sich nichts mehr sagen. Sein älterer Bruder Stephen bekommt ebenfalls einen Hauch dieser Fähigkeiten ab, kann sich aber besser gegen deren Einfluss wehren. Stephen erkennt bald, dass mit seinem Bruder nichts Gutes vorgeht und setzt alles daran, ihm zu helfen. Beide Brüder leben nach dem Tod ihrer Eltern bei ihrer Schwester Sarah, die leider von Anfang an sehr unsympathisch wirkt.
Gleichzeitig wird bei notwendigen Bauarbeiten im Kirchhof ein altes Steinkreuz gefunden, offenbar keltischen Ursprungs. Ein Teil dessen ist jedoch abgebrochen. Kurz danach wird in der Kirche eingebrochen und das Bruchstück verschwindet. Tom Aubrey, der neue Pfarrer des Ortes und gleichzeitig Freund Sarah McIntyres wird neugierig, forscht nach, und erfährt allerhand über die Legenden des Ortes.
Immer mehr stellt sich heraus, dass das Kreuz einen Schutzzauber darstellte, und diese Funktion nun verloren hat, und dass nicht nur Michael und Stephen besondere Fähigkeiten erhalten haben. Eine Gruppe Menschen, die sich kultmäßig zusammengeschlossen haben und nun alles daransetzen, das Wesen im Hügelgrab zu befreien, ist bereits vollständig korrumpiert. Sie sind die Antagonisten der Geschichte, bieten aber leider wenig Raffinesse.
Auch sprachlich kann der Roman nicht mithalten. Mir ist sehr negativ die oft vulgäre Sprache aufgefallen, vor allem wenn Michael und Stephen sprechen. Demgegenüber steht die fast poetische, kraftvolle Sprache, die immer dann benutzt wird, wenn von dem gebannten Wesen die Rede ist, was nur relativ selten vorkommt. Ebenso selten ist der Roman spannend, oft leider anstrengend und langweilig, es fehlt ihm an Pep.
Fazit:
Leider überzeugt der Roman nicht. Wer sich auf einen weiteren spannenden und unterhaltsamen Roman des Autors gefreut hat, wird enttäuscht sein. Charaktere und Geschichte lassen zu wünschen übrig – vielmehr sind die oben bereits erwähnten Reihen des Autors zu empfehlen.
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