Die goldenen Wölfe
Steampunk meets Abenteuer
„Ein Knirschen durchbrach die Stille. Ruckartig zog Séverin die Hand zurück. Zu spät. Im Handumdrehen hatten sich die Zähne des Bären verlängert und waren zu spitzen Gitterstäben geworden.“
Séverin ist Erbe eines einst mächtigen Hauses. Doch man hat ihn reingelegt und ihn seiner Stellung beraubt. In einer Welt der Schmiedekünste ergeben sich aber viele Möglichkeiten, um sich Gerechtigkeit zu verschaffen. Helfen soll dabei das mächtige Horus-Auge. Doch nicht nur er ist hinter dem mysteriösen Gegenstand her.
Auf der Jagd nach einem mysteriösen Artefakt
1889, eine magische Zeit der Umbrüche: In Paris steht die wohl berühmteste Weltausstellung vor der Tür, mit dem Eiffelturm als Wahrzeichen, und die Industrialisierung bringt immer fantastischere Maschinen hervor. In dieser Zeit lebt Séverin Montagnet-Alarie, letzter Nachkomme eines einst großen Hauses, welches jedoch zu einem Schatten seiner selbst verkommen ist. Eigentlich sollte er die Zukunft des Hauses Vanth sein, doch wurde er um sein Erbe betrogen. Für ihn steht fest: Dahinter können nur die letzten beiden Häuser Kore und Nyx stehen, die ihre eigene Stellung halten wollen.
Daher fasst er den Plan, sich seinen rechtmäßigen Platz im Hause Vanth zurückzuerobern. Eine Chance auf Gerechtigkeit kommt von unerwarteter Seite: Hypnos, Erbe des Hauses Nyx, bietet an, ihm zu helfen, wenn er ihm das mächtige Horus-Auge beschafft. Dieses Artefakt hat die Macht, die Kräfteverhältnisse der Häuser deutlich zu kippen. Daher müssen er und seine Freunde vorsichtig vorgehen, um nicht aufzufliegen.
Während Séverin vor allem die finanziellen Möglichkeiten beisteuert, ist sein nicht leiblicher Bruder Tristan Experte für Gifte und Substanzen aller Art; Enrique dagegen ist ein wissenschaftliches Genie, der die anderen mit seinen ausschweifenden Erzählungen in die Langeweile treibt; Laila ist nicht nur eine hervorragende Köchin, sondern tritt auch als die geheimnisvolle Tänzerin L’Énigme auf und ist damit in der Kunst der Verführung bewandert; Zofia ist zu guter Letzt eine Meisterin der Schmiedekunst, die für ihre Abenteuer stets das passende Werkzeug parat hat. Die Gruppe hat also ausgezeichnete Voraussetzungen, um so eine gefährliche Mission zu meistern.
Mit der Zeit verdichten sich die Hinweise, dass nicht nur sie hinter dem Horus-Auge her sind. Denn das vierte große Haus, das Gefallene Haus, das sich durch seine Habgier selbst in den Abgrund manövriert hat, erhebt sich wieder und ist auf absolute Macht aus – und es schreckt auch vor Gewalt nicht zurück.
Jede Menge Steampunk vermischt mit Abenteuer à la Indiana Jones
Roshani Chokshis Buch Die Goldenen Wölfe fällt bereits durch sein Äußeres auf: Die goldenen Ornamente auf grünem Efeu wirken sehr edel und geheimnisvoll. Allein dadurch wird schon die Neugierde geweckt und verraten: Hier verbirgt sich etwas Ungewöhnliches.
Tatsächlich ist es schwer, das Buch einzuordnen. In erster Linie fallen die vielen Steampunk-Elemente auf, in der moderne und Retro-Bestandteile vermischt werden. Futuristische Apparate und Maschinen, die ungewöhnliche Funktionen haben und fast schon ins Fantastische gehen, gehören ebenso dazu wie eine Abenteuermentalität, die man unter anderem von Jules Verne kennt.
Die Abenteuer-Thematik hat hervorragend gepasst, wurde aber manchmal zu weit getrieben. Wenn sich mitten in Paris ein eisiger, strömender Fluss unter einem zerbröckelnden Fußboden bildet und die Freunde gleichzeitig von einem anwachsenden Feuerball bedroht werden, ist das zu viel des Guten. Schließlich wünscht man sich in all der Fantastik ein Stück Glaubwürdigkeit.
Vor allem aber hat sich die Autorin allzu oft in ihren Beschreibungen verloren und damit die eigentliche Handlung aus den Augen gelassen. Als Leser weiß man dann nicht, wohin man den Blick wenden muss, um in der Geschichte zu bleiben.
Gerettet haben das Ganze jedoch die interessanten Charaktere. Allen voran Zofia avanciert sich zu einem Leserliebling. Sie kann sich schlecht in menschliche Verhaltensweisen hineindenken; Witze und Neckereien versteht sie nicht, nimmt sie eher wörtlich, was in lustige Handlungen ihrerseits mündet. Überhaupt grenzen sich die Protagonisten klar voneinander ab – es fällt leicht, sie vor Augen zu haben und mit ihnen zu fiebern und zu leiden.
Fazit
Ein einfallsreicher Abenteuerroman voller Steampunk-Elemente. Obwohl sich Chokshi manchmal zu sehr in ihren Ideen verrennt, bleibt das Buch konstant spannend und übertrumpft sich immer wieder selbst mit den fantastischen, mechanischen Ausrüstungen.
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