Ein Brief, der alles ändert …
„Lieber Evan Hansen“ – so beginnen alle Briefe, die der junge Heranwachsende laut seines von der Mutter engagierten Psychologen täglich an sich selbst schreiben soll. Dabei kann niemand ahnen, dass aus dieser Therapiemaßnahme ein echtes Dilemma entsteht. Die Eltern des verstorbenen Connor Murphy finden einen solchen Brief nach dem traurigen Suizid und gehen davon aus, Evan sei ein sehr guter Freund ihres Sohnes. Dieser aufgetauchte Brief verändert das Leben Evans rasant, denn er leugnet dieses Missverständnis nicht. Von einem Tag auf den anderen ist er nicht mehr der unsichtbare Außenseiter, der intelligente Nerd, der keine Freunde hat, sondern derjenige, der zuletzt Kontakt zu seinem Mitschüler hatte, der sich selbst das Leben nahm. Immer weiter gerät Evan in eine Spirale aus Lügen, Dazugehören und Aufmerksamkeit, so dass es irgendwann zu spät ist, die Wahrheit zu gestehen. Alle denken, Connor habe sich ihm anvertraut und Evan ist zwiegespalten. Einerseits möchte er – mittlerweile scheinbar um jeden Preis – dazugehören, andererseits weiß er, dass sein Verhalten absolut nicht richtig und fair ist. Aber auch Connors nette Schwester nimmt nun Kontakt zu ihm auf.
Ein Roman, dessen Handlung auf einem Musical basiert
Dieser Roman, der auf einem erfolgreichen und bekannten Musical basiert, macht mehr als deutlich, wie sehr man sich in Lügen verstricken kann, so dass der Ausgang dieses wackeligen Gebildes immer weiter in die Ferne rückt. Zwei Perspektiven, Evans und Connors, schildern eindrücklich die Geschehnisse und kommentieren diese. Dies verleiht dem Ganzen eine gewisse Glaubwürdigkeit. Es ist nicht schwierig, sich in die Lage Evans zu versetzen, man fühlt automatisch mit und überlegt, was man wohl selbst tun würde. Spannung und interessante, teils überraschende Wendungen bereichern die Handlung.
Die Hauptfigur Evan sieht sich selbst als Loser und ist scheinbar ein typisches Mobbingopfer. Er ist schüchtern, in sich gekehrt, scheut den Kontakt zu Gleichaltrigen und hat keine Freunde. Auf der anderen Seite schlummert unter seiner Fassade ein liebenswerter, intelligenter und empfindsamer Junge. Doch durch sein unsicheres Auftreten bemerkt dies zunächst niemand. Erst der ganze traurige Rummel um seinen Mitschüler macht Evan plötzlich sichtbar. Es entsteht ein genauer Einblick in das Leben eines Außenseiters, der sich schon fast selbst aufgegeben hat. Seine Therapie besteht im Schreiben der Briefe an sich selbst, Schreiben als Teil der eigenen Identitätsfindung. Neben Evan kommt auch Connor aus dem Off zu Wort, man erfährt Gegebenheiten, die ihn dazu treiben, sich das Leben zu nehmen, auch wenn er keineswegs unbeliebt war.
Eine bildhafte Sprache und poetische Magie
Voll poetischer Magie und bildlicher Sprache wird man in die Welt von Heranwachsenden geführt, die ihren Platz im Leben und in der Gesellschaft noch nicht gefunden haben. Vor allem das Gefühl, unverstanden zu sein, rückt hier in den Vordergrund. Dabei kommt es nicht darauf an, ob man viele oder keine Freunde hat.
Fazit
Das Leben als Teenager gestaltet sich in der heutigen Zeit nicht immer einfach, so viele Aspekte müssen beachtet werden, um wirklich akzeptiert zu werden. Wer aus der Reihe springt, hat ein Problem: So geht es auch den beiden Hauptcharakteren des Jugendromans. Beide gehen unterschiedlich mit ihren Problemen um und genau das macht das Geschehen doppelt spannend!
Val Emmich, Steven Levenson, Benj Pasek, Justin Paul, cbj
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