Liebe ist auch mit tiefen Narben möglich
Als Ona den Surfer Pe am Strand zum ersten Mal sieht, ist ihr sofort klar: sie muss ihn näher kennen lernen. Aber Pe würdigt Ona kaum eines Blickes. Erst als sie sich später erneut über den Weg laufen, nimmt Pe Ona wahr. Langsam nähern sich die Beiden einander – und werden zum Paar. Aber weder Ona noch Pe können ihre Liebe ohne Vorbehalte leben. Denn in beiden schlummern tiefe Verletzungen, dominieren Gefühle von Verlust und Trauer. Und da ist auch noch der Buchhändler Kriedel, der mit seiner ganz speziellen Art sowohl für Pe wie auch für Ona zur Anlaufstelle und zum ruhenden Pol wird. Denn je näher sich Pe und Ona kommen, desto stärker nehmen auch die alten Traumata wieder Raum ein. Ihre Liebe wird auf eine harte Probe gestellt.
Ungewohnter Schreibstil
Das Jugendbuch von Sandra Hoffmann lebt von einem ungewohnten Schreibstil, der ein spezielles Tempo vorgibt. Damit bewegt sich die Autorin auf einem schmalen Grat: Entweder erliegen die Leser ihrer Ausdruckskraft, oder sie langweilen sich mit einem Buch, das ihnen die kalte Schulter zeigt. Sandra Hoffmann muss oft gegensteuern, um nicht zu sehr von der positiven zur negativen Seite zu rutschen. Die Geschichte entwickelt sich nur träge, die Handlung ist in so leisen Tönen gehalten, dass sie oft nur noch mit absoluter Aufmerksamkeit wahrgenommen werden kann. Da und dort scheint es, als wären Sätze aneinander gereiht, die sich zwar in ihrer Ausdrucksweise intensiv ausnehmen, letztlich aber keine Geschichte erzählen. Erst bei genauerem Hinsehen offenbart sich eine Intensität, die jene Leser mitzureißen vermag, die sich dieser Form der Literatur verbunden fühlen. Ob das jedoch die angestrebte Zielgruppe von Jugendlichen ab 13 Jahren umfasst, sei dahingestellt.
Nichts ist gewöhnlich
Sandra Hoffmann kokettiert mit dem Ungewöhnlichen. Schon die Namen der Protagonisten weisen darauf hin, dass hier nicht ein klassischer Jugendroman präsentiert wird, sondern eher ein Werk, das das Anderssein hervorhebt. So sind auch Ona und Pe anders. Sie trauern. Genauso wie ihr Freund, der Buchhändler. Alle drei sind in ihrer Trauer gefangen, jeder auf seine ganz eigene Weise. Diese Unterschiede macht Sandra Hoffmann sichtbar. Und sie lässt die drei Figuren sich aufeinander zubewegen, Grenzen überschreiten und Fesseln sprengen. Damit zeigt die Autorin die heilende Wirkung von Reden auf: sich öffnen, den Schmerz teilen. Sie nimmt die Leser mit auf eine Reise zum eigenen Inneren, um Gefühlen und Verhaltensweisen zu hinterfragen. Das geht zu Lasten von Erzähltempo, Unterhaltung und Handlung.
Fazit
Wer einen Unterhaltungsroman sucht, ist hier an der falschen Adresse. Die Handlung ist sehr eng begrenzt, es geht mehr um Gefühle als um eine Geschichte. Gut bedient sind Leser, die das Ungewöhnliche suchen und erleben wollen, wie sich Menschen trotz ihrer tiefer Verletztheit langsam aufeinander zu bewegen.
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