Von der Ascheprinzessin zur Feuerkönigin
„Ich bin die Königin, rufe ich mir in Erinnerung und straffe die Schultern. Ich bin meine eigene Verbündete, und das muss genügen.“
Endlich schafft es Theo, sich aus den Fängen des kalovaxianischen Kaisers zu befreien. Um dies zu schaffen, musste sie ihre Freundin Cress vergiften. Die überlebte jedoch schwer entstellt und sinnt seitdem auf Rache. Von Gewissensbissen geplagt, konzentriert Theo sich auf ihre wichtigste Aufgabe: Astrea zurückerobern.
Auf der Suche nach Verbündeten
Lange hat Theo sich in den Händen des Kaisers nicht als Königin gefühlt, die sie eigentlich ist. Doch durch ihre Flucht über das Calodische Meer wird sie sich ihrer Verantwortung immer mehr bewusst: Tausende von Menschen schuften sich in den Minen zu Tode, gezwungen, wertvolle Magiesteine an die Oberfläche zu schaffen. Viele der Astreaner verfallen dabei der Minenkrankheit und sterben nach kurzer Zeit oder werden als Berserker auf Selbstmordkommandos in die Schlacht geschickt.
Theos Tante Drachenfluch, die gefürchtetste Piratin der Weltmeere, kommt auf die Idee unter den noch nicht eroberten Reichen einen geeigneten Heiratskandidaten zu finden, um so eine mannstarke Armee aufzubauen und die Kalovaxianer in die Hölle zu schicken. Theo fühlt sich damit nicht wohl, stimmt aber schließlich zu, um so zumindest etwas Zeit zu gewinnen.
Das reiche Sta’Crivero nimmt die Flüchtenden auf und gewährt ihnen Unterschlupf. Theo fühlt sich ganz erschlagen von all dem Pomp und dem Glanz der Hauptstadt. Doch je länger sie dort verweilt, desto mehr bekommt das makellose Antlitz Risse – und sie muss feststellen, dass auch hier Ränke geschmiedet werden. Reicht der Arm des Kaisers etwa so weit? Als es den ersten Toten gibt, erkennt Theo: Sie wird niemals sicher sein, solange der Kaiser lebt.
Erreicht nicht ganz das Level von Band eins
Laura Sebastian bleibt mit Lady Smoke ihrer ruhigen Linie treu und verzichtet auf spannungsgeladene Manöver und detaillierte Schlachtenszenen. Stattdessen setzt sie bewusst auf die Interaktionen und Beziehungen zwischen den Charakteren. Was wunderbar in Ash Princess funktioniert hat, schafft sie hier nur bedingt. Es fehlt der Nervenkitzel, das Jucken auf der Haut, das auch nach mehrmaligem Kratzen nicht verschwindet. Dennoch weiß die Autorin den Leser bei Stange zu halten und die Geschichte aufrechtzuerhalten.
Vor allem an Tragik mangelt es nicht: Laura Sebastian ist nicht scheu davor, auch beliebte Charaktere in den Tod zu schicken oder Theo noch ein bisschen mehr an den Rand des Abgrunds zu treiben – wenn man meint, es geht nicht mehr, kommt immer noch ein weiterer Schubs daher. Das treibt das Mitgefühl für Theo in die Höhe, obwohl sie im vorliegenden Band durch ihr einstweilen naives Verhalten einige Sympathiepunkte abgeben musste. Als Leser muss man sich dann erstmal wieder vor Augen halten, dass sie tatsächlich erst 16 ist.
Im Gesamtpaket ist Lady Smoke eine fantastisch geschriebene Geschichte, die zwar wenig Höhepunkte aufweist, aber konstant flüssig zu lesen ist. Daher kommt es einem Paukenschlag gleich, wenn man die letzten hundert Seiten liest: Auf einmal versucht sich die Autorin an einer Schlacht und versagt kläglich. Nicht nur passt die plötzliche geballte Power so gar nicht in ihr Schreibkonzept, das sie vorher gepflegt hat, sondern fügen sich diese finalen Szenen auch nicht in den Rest der Geschichte ein. Sie wirken so fehl am Platz, dass sie eine echte Enttäuschung sind und die Neugierde auf Band 3 dämpfen.
Fazit
Alles in allem handelt es sich um ein solides Jugendbuch mit Wiedererkennungsfaktor der Autorin. Laura Sebastian liegen vor allem die ruhigen Töne, während die Kämpfe am Ende gar nicht beeindrucken und enttäuschen.
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