Der Traum wählt den Träumer
Eine Stadt mit einem Beigeschmack von Tränen
Waisenjunge Lazlo Strange wird von Mönchen der Zemona-Abtei von Zosma aufgezogen, nachdem er im Krieg seine Eltern verloren hat. Der alte Mönch Cyrus erzählt ihm von der legendären Stadt Weep, die jenseits der Wüste Elmuthaleth liegt. Fremden ist sie verboten. Niemand, der sie aufsuchte, kam von dort zurück. Lazlo verlässt die Mönche und geht in die Große Bibliothek von Zosma, wo Meister Hyrrokkin ihn aufnimmt. Dort verbringt er die Jahre, bis er etwa zwanzig ist, in Bücher vertieft, um das Geheimnis von Weep zu ergründen. Er sucht nach Hinweisen auf die Bewohner und die Sprache dieses Ortes, die mythischen Wesen, die vom Himmel herabgekommen sind. Dies bringt ihm den Namen Strange the Dreamer ein.
In Zosma nur einfacher Bibliothekar, für Tizerkan Hüter der Weisheit
Eines Tages sieht Lazlo einen großen weißen Geistervogel am Himmel. Bald darauf kommen Krieger aus Tizerkan, auf der Suche nach Menschen mit besonderen Fähigkeiten, die ihnen bei ihrem letzten verbliebenen Problem helfen sollen. Ihr Anführer heißt Eril-Fane, ist aber bekannter unter dem Namen Götterschlächter, weil er sein Volk in einem Krieg gegen die Götter befreit hat, nachdem der Name Weep aus den Gedanken der Welt getilgt worden war. Lazlo hat Zeit seines Lebens von einer solchen Gelegenheit geträumt. Er hofft, Weep besuchen zu können, das Geheimnis der Stadt zu erfahren und wahre Magie kennenzulernen. Als er Eril-Fane von dem Geistervogel erzählt, entspricht der Krieger seinem Wunsch und nimmt ihn als Sekretär mit.
Die blauhäutige Muse der Albträume
In dieser Zeit träumt Lazlo von dem blauhäutigen Mädchen Sarai. Sie ist eines von fünf Kindern ermordeter Götter, die in einer über Weep schwebenden Zitadelle leben. Geister wachen über diese Kinder; die Menschen wissen nicht, dass die Zitadelle existiert. Sarai, die von einer Schwester den Spitznamen „Muse der Albträume“ erhalten hat, schreit jede Nacht Motten in die Welt der Menschen. Sobald eine Motte einen Menschen berührt, kann Sarai in dessen Träume eintreten. Auf diesem Weg bekommt sie auch Zugang zu Lazlo und erlebt in seinem Traum eine große Überraschung.
Begegnung im Traum, der auch Leben sein kann
Nimmt man das Buch in die Hand, fällt zuerst der Titel auf: „Strange the Dreamer“. Strange ist ein seltsamer Name, so seltsam vielleicht wie sein Träger Lazlo, ein liebenswerter Mensch, eine echte Kunstfigur. Mutig, mit einem Bein fest im Alltag, mit dem anderen ähnlich fest in der Fantasiewelt stehend, belesen, intelligent. Sarai ist gefangen in der Zitadelle. Die Erklärung dafür, warum sie eingesperrt ist und Angst vor dem Schlafen hat, erfahren wir stückweise während der Lektüre.
Geruhsame Handlungsentwicklung mit gelungener Erzählarchitektur
Zu Beginn ergibt wenig Sinn, was man liest, ähnlich wie ein Traum. Aber nach und nach entsteht eine nachvollziehbare Geschichte. Taylor baut Welten, in denen man sich gerne aufhält, in denen es – noch - nicht gefährlich ist. Wir erfahren viel über die Orte, die Kultur und Religion, die Lebewesen, all dies sehr eindringlich beschrieben. Die Charaktere sind in die Tiefe entwickelt, sind als lebendig spürbar.
Fazit
Laini Taylors Strange the Dreamer ist eine Geschichte von Menschen und phantastischen Lebewesen, eine Erzählung aus dem Reich der Mythen und Legenden. Der Roman hat, soweit der erste Teil es zu sagen erlaubt, eine zeitlose Qualität in seinen Motiven und Charakteren. Insgesamt erinnert Strange the Dreamer daran, warum man gerne Fantasy liest.
Deine Meinung zu »Strange the Dreamer - Der Junge, der träumte«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!