Eine besondere Gabe: Fluch oder Segen?
„Wer sagt, dass er sein Leben voll im Griff hat, lügt. Manche Dinge kannst du nicht im Griff haben. Du siehst sie nicht kommen, du kannst dich nicht darauf vorbereiten. Du bist ihnen einfach ausgeliefert.”
Matt, Luke, Jeanie und Develine lernen sich auf mysteriöse Weise kennen. Bis auf Develine haben sie alle eine besondere Gabe durch eine Gen-Anomalie, die sie zu Superhelden macht. Matt vergisst nichts, was er jemals gehört oder gesehen hat; Luke entfaltet beim Laufen Spitzengeschwindigkeiten; und Jeanie hat das Hörvermögen einer Fledermaus. Jeder von ihnen ist anders und doch sind sie alle Patienten beim HIT dem geheimnisvollen Institut für Human Intelligence Technologies, dessen Ziele und Motivationen im Dunkeln liegen.
Durch Zufall sitzen die vier Jugendlichen auf dem Weg zu einem Schulausflug gemeinsam in einem hochmodernen SUV. Plötzlich verlieren sie die Kontrolle, denn das Fahrzeug schaltet auf autonomes Fahren um und entführt die Jugendlichen in eine abgelegene Lagerhalle. Zum Glück können sie fliehen. Dabei helfen ihnen nicht nur ihre Superkräfte, sondern auch Develines unglaubliche Fähigkeiten im Kung Fu. Die Vier melden ihre Entführung bei der Polizei. Dumm nur, dass sie und das Auto auf keiner Überwachungskamera zu sehen sind und es keinen Hinweis darauf gibt, dass sie jemals in diesem Auto gefahren sind, geschweige denn, dass es überhaupt existiert.
Die Jugendlichen, die in kürzester Zeit zu Freunden werden, ermitteln auf eigene Faust und bedienen sich dabei unter anderem nicht ganz legalen, aber äußerst spannenden Informationsquellen. Gemeinsam kommen sie einem fiesen Verbrecherteam auf die Schliche, die unerlaubte und unethische Versuche mit künstlicher Intelligenz in Auftrag gegeben haben. Zu spät merken die Freunde, dass sie mit ihren Fähigkeiten selbst zur Zielscheibe geworden sind. Wem können sie noch trauen, wer kann ihnen helfen?
Ein Roman, der sich mit den aktuellen Themen unserer Zeit beschäftigt
Die Autorin hat sich in ihrem neuen Roman der künstlichen Intelligenz gewidmet. Obwohl das Thema an sich sehr spannend ist und auch den Zeitgeist trifft, schreibt Janet Clark unter ihren inhaltlichen Möglichkeiten. Nur oberflächlich wird beschrieben, wie eine Katze mittels eines Chips im Gehirn zu ungeahnter Intelligenz kommt und auch auf die Gen-Anomalien der Freunde wird nicht tiefgreifend eingegangen. Das hindert einen aber nicht daran, in die Geschichte einzutauchen und sich von dem fixen Erzähltempo der Autorin mitreißen zu lassen. Außerdem legt Clark immer wieder falsche Fährten aus – dadurch ist das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen.
Durch die entstehende Freundschaft der Jugendlichen und dem gemeinsamen Tenor: „Wir lassen keinen zurück“, ist die Grundstimmung des Buches trotz der über allem schwebenden diffusen Bedrohung hell und freundlich.
Insgesamt beschäftigt sich die Autorin noch mit vielen anderen Themen des täglichen Miteinanders. Unter anderem Mobbing, Rassismus, Willkür und Selbstbestimmung. Leider wird da manchmal etwas zuviel zusammengemengt und wirkt deshalb zeitweise leicht konstruiert. Es werden auch nicht immer alle Gedankengänge und Erzählstränge zu Ende geführt und manches bleibt ungeklärt. Das tut der Spannung des Buches jedoch keinen Abbruch.
Fazit
Ingenium ist ein überaus spannender Jugendbuch-Thriller, der Lust darauf macht, sich intensiver mit dem Thema „künstliche Intelligenz“ zu beschäftigen. Auch wenn nach dem Lesen noch einige Ungereimtheiten bestehen bleiben, besticht der Roman mit seinem flotten Erzähltempo und den unerwarteten Richtungswechseln.
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