Eine TV-Welt voller Dramen und Geheimnisse
„Genauer gesagt lautet sein voller Name Lord Julian James Llewelin Ashworth.“
Abby kann nur mit den Augen rollen, als ihre Schwester Deborah die Daily Soap „Ashworth Park“ einschaltet. Vor allem der schöne Julian hat es ihr darin angetan mit seinem kecken Lächeln, seinen glänzenden Haaren und seiner umwerfenden Stimme. Abby indes kann dem nichts abgewinnen und zieht ihre Schwester am liebsten damit auf. Doch ihr Verhalten soll sich rächen – denn plötzlich steckt sie mittendrin in der Seifenoper.
Gefangen in einer Serienwelt
Gerade noch schaut Abby gemeinsam mit ihrer Schwester die Soap „Ashworth Park“, als sie auf einmal zu flackern beginnt und ohnmächtig wird. Als sie wieder erwacht, liegt sie auf einem akkurat gestutzten Rasen, im Hintergrund ein herrschaftliches Schloss. Es braucht eine Weile, bis ihr einfällt, warum ihr die Gegend so bekannt vorkommt: Irgendwie hat es sie nach Ashworth Park verschlagen – mitsamt seiner Seriencharaktere.
Unter ihnen sind der Schönling Julian, der sich wöchentlich in ein neues Mädchen verliebt und dessen Haare wie von Zauberhand im richtigen Moment im Wind wehen; sein Bruder James ist das schwarze Schaf der Familie, stets misstrauisch und sarkastisch – jemand, dem man anfangs nicht vertrauen mag; Tante Gladys bewohnt ihren eigenen Flügel im Schloss und nimmt sich Abby an, als wäre sie ein verlorengegangenes Familienmitglied.
Abby bleibt nichts anderes übrig als sich in der Welt zurechtzufinden. Wie schwer kann es schon sein, mitzuspielen, um in Ruhe einen Ausweg zu finden? Doch da hat sie die Rechnung ohne das allgegenwärtige Drama einer Seifenoper gemacht. So gefällt es Mr. DeWitt überhaupt nicht, dass sich Julian anstatt in seine Tochter in Abby verliebt. Um eine Beziehung zu verhindern, scheut er auch nicht vor Gewalt zurück – und das obwohl Abby überhaupt nichts von Julian will. Zu ihrem Glück ist sie nur so lange in der Serie gefangen, wie eine Folge dauert. Mithilfe ihrer Schwester und besten Freundin Morgan sucht sie nach einer Möglichkeit, dem Irrsinn zu entfliehen.
Eine gute Portion Seifenoper mit holprigem Start
Sonja Kaiblingers Verliebt in Serie schmückt sich in neuem Gewand und erscheint erstmals im Taschenbuch. Mit Rosen und Seifenblasen beginnt die Trilogie um Abby und ihr Serienmartyrium. Die Idee der Vermischung zwischen Leinwand- und realer Welt ist zwar nicht neu, jedoch in Form einer Daily Soap clever gewählt. Hier konnte die Autorin richtig tief in die Kitschkiste greifen, überzeichnete Charaktere und heile Welt miteinander vermischen. Wenngleich sie dabei nicht das volle Potenzial ausgeschöpft hat, erkennt man klar den Soap-Charakter.
Der Anfang des Buches gerät etwas holprig – vielleicht ist der Gedanke dann doch ein wenig zu abwegig, dass man einfach so in eine Serie hineingezogen wird. Der realistische Teil des Gehirns will eine Erklärung, wie es dazu kam: Magie? Illusion? Oder muss der Leser sich einfach damit abfinden, dass es so ist? Irgendwann konnte ich das zumindest, und damit besser in die Geschichte reinfinden. Nach gut der Hälfte des Buches nehmen dann die Dramen (wenngleich es auch hier etwas mehr hätte sein dürfen) ihren Lauf – und Abby steckt mittendrin. All das mündet schließlich in einen Cliffhanger, der dann doch Lust auf mehr macht.
Getragen wird die Geschichte durch ihre Protagonisten. Die allseits bekannten Charaktere einer Seifenoper sind auch hier vertreten: Der Schönling, der Geheimnisvolle, der Bösewicht, die verwöhnte Reiche, der gutmütige Hausbesitzer, der stille Diener, das nette Hausmädchen, der sexy Stallbursche und die allwissende Tante. Ja, hier gehören Klischees hin und machen Spaß, zu lesen. Ich bin gespannt auf die weiteren Entwicklungen und werde auf jeden Fall zu Teil 2 greifen.
Fazit
Eine typische Seifenoper in Buchform: klischeebehaftet, überspitzt und voller Dramen. Wenngleich sich Sonja Kaiblinger leider an einigen Stellen zurückhält und die Geschichte auch nur schwer Fahrt aufnimmt, ist das Buch am Ende doch ein Lesevergnügen, das hoffentlich noch zulegen wird.
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