Eine Sache der Gerechtigkeit
„Am ersten April kam Jordan Springer in die Cafeteria der Haver High marschiert und hat sich in Brand gesetzt.“
Eigentlich ist Eli ein normaler Jugendlicher – bis auf seine herausragenden Hackerfähigkeiten. Daher soll er bei den Freunden für Springer mitmachen, eine kleine Gruppe von Nerds, die Mobbingopfern Gerechtigkeit bringen wollen. Doch worum geht es ihnen wirklich? Und wann wird Gerechtigkeit zu Rache?
Wenn Mobber gemobbt werden
Jeder ist geschockt als es passiert: Jordan Springer zündet sich vor der versammelten Schülerschaft selbst an und stirbt wenig später im Krankenhaus. Im Nachhinein will keiner es gewesen sein – all die Beleidigungen, vor allem über die sozialen Medien, und fiesen Sprüche –, auf einmal trauern sie um einen Jungen, der bis dahin kaum Beachtung fand.
Eli kann diese Heuchelei nicht nachvollziehen. Seine Wut über die Mobber, die stets ungestraft davonkommen, wächst ins Unermessliche – besonders seitdem er selbst Opfer geworden ist. Doch eines Tages kommen die Freunde von Springer ins Spiel. Auf einmal ergeben sich Möglichkeiten, den Spieß umzudrehen: Endlich sollen die oberflächlichen Mädchen, die, um ihre eigene Unsicherheit zu kaschieren, andere klein halten, sowie testosterongesteuerten Machos ihre eigene Suppe zu löffeln kriegen.
Doch die Gruppe spielt ein gefährliches Spiel: Nicht nur überwacht die Cyber-Stasi die Onlineaktivitäten der Schülerinnen und Schüler, sondern gerät auch die eigene Motivation außer Kontrolle. Eli muss bald feststellen, dass hinter Jordans Selbstmord viel mehr steckt als allgemein angenommen. Und auf einmal sind sie Ziel polizeilicher Ermittlungen und Mittelpunkt ganz persönlicher Rachemotive.
Mobbing ist falsch. Mobbing ist gefährlich. Mobbing möchte keiner.
Ich denke, dass mir jeder Leser zustimmt, wenn ich behaupte, dass Mobbing furchtbar ist und schwerwiegende Folgen haben kann. Erin Jade Lange führt dies noch ein Stückchen weiter: Sollte Mobbing gerächt werden? Was ist, wenn man Mobber bloßstellen und den Opfern so Gerechtigkeit erfahren lassen kann? Fällt dies noch unter eine gerechte Strafe?
Mit diesen Eingangsfragen ist das Thema des Buches allein schon ungemein spannend. Doch Lane setzt dies dank ihres unglaublichen Schreibstils hervorragend um. Seite um Seite liest sich flüssig – ideale Voraussetzungen, um die Protagonisten lebendig werden zu lassen. Insbesondere mit Eli ist ihr das perfekt gelungen.
Der nerdige Junge schafft es vom ersten Moment an zu überzeugen: Dabei steckt sein Kopf gerade in einem Pissoir – keine leichte Aufgabe also, dabei zu glänzen. Obwohl er neben Zach keine Freunde hat, dementsprechend kaum soziale Kompetenzen zeigt, und er mit der neuen deutlich jüngeren Flamme seines Vaters Schwierigkeiten hat, beweist er Wortwitz, Sarkasmus und Gerissenheit. Vor allem sticht er mit seinem Charakter deutlich hervor und repräsentiert nicht den allgemein bekannten „Nerd“.
Einen Punkt Abzug gibt es für die dann und wann stagnierende Handlung. Zwar ist die Entwicklung der Story zum Ende hin befriedigend, doch fehlt zwischendurch der Spannungskick, der die Geschichte in neue Bahnen wirft.
Fazit
Erin Jade Lange ist zum Schreiben geboren: Ihre Protagonisten agieren dynamisch und lebendig, der Schreibstil ist flüssig und das Thema wird überzeugend aufgearbeitet. Eine Prise mehr Spannung und der Roman wäre perfekt gewesen.
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