Niemandsstadt
- Thienemann
- Erschienen: Februar 2020
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Hardcover, 368 Seiten
ISBN: 9783522202671
Von der Gefahr des Magiewandels
Vom Klimawandel spricht jeder: Die Erde ist bedroht und die Auswirkungen sind bereits sichtbar. Es gibt jedoch auch einen Magiewandel! Dessen Folgen zerstören nicht nur unsere Welt…
Gleich, aber irgendwie anders
Josefine lebt in Berlin und geht auch dort zur Schule. Von Zeit zu Zeit hilft sie ihren Eltern in deren Laden aus. Manchmal passiert es ihr, dass sie nach Niemandsstadt wechselt. Wenn nicht gerade Feen durch die Gegend fliegen oder Dämonen Josefine necken, fällt es ihr nicht gerade auf, dass sie nach drüben gewechselt ist. Manchmal bemerkt sie es erst wenn Regentropfen von unten nach oben fallen.
In der realen Welt gilt sie als Außenseiter. Nicht nur wegen ihrer Retro-Eltern, auch ihr burschikoses Aussehen macht sie zum Mobbingopfer. Dennoch zählt das It-Girl Elisabeth, kurz Eli, zu ihren besten Freundinnen. Nicht zuletzt dank eines Besuches in der Niemandsstadt.
Magische Social Media
Social Media sind für Eli der absolute Mittelpunkt ihres Lebens. Da sie in der analogen als auch in der virtuellen Welt zu den beliebtesten Personen zählt, ist sie das komplette Gegenteil von Josefine. Obwohl sie ihr virtuelles Ich nicht leiden kann, erhofft sie durch ihre Social Media-Präsenz genügend Geld zu verdienen, um sorgenlos leben zu können. Denn auch Popularität ist zeitlich begrenzt.
Das zeitliche Limit liegt nicht daran, dass Eli älter wird oder mit Josefine befreundet ist, sondern an der App Magick. Magick wurde vom jungen Multimilliardär István Kovusz entwickelt. Mit Magick löst er Facebook, Instagram und Google in der Beliebtheit ab. Das Besondere an der App ist die befristete Benutzungsdauer: Jeder User kann Magick für genau sieben Jahre nutzen. Nach Ablauf der Zeit wird die komplette virtuelle Präsenz im Internet gelöscht, was heutzutage fast an Magie gleicht.
Kampf der Fantasie
So dünn und unsichtbar die Mauer zwischen unserer Welt und der Magiewelt ist, so leicht zerreißbar scheint auch die Freundschaft zwischen den beiden Mädchen zu Beginn der Geschichte. Erst als Josefine in der anderen Welt in Gefahr gerät, liegt es an Eli ihre Freundin zu retten. Eli weiß zwar nichts von der anderen Welt, dennoch hat sie schon länger die Vermutung, dass Josefine ihr etwas verschweigt.
Durch Zufall trifft Eli persönlich auf István Korvusz, der ihr helfen will. Dieser scheint seit längerem von der anderen Seite zu wissen. Da es ihm verwehrt bleibt, nach drüben zu reisen, nutzt er roboterartige Krähen, sogenannte Crowbots, um mehr über die andere Welt zu erfahren. Dass er mit seinen Maschinen eine Bedrohung darstellt, ist für Josefine und Eli schnell klar.
Zurück bleibt eine unendliche Leere
Märchenhaft fantastisch ist der Roman von Tobias Goldfarb erzählt. Seine kurze episodenhafte Erzählweise treibt die Geschichte zügig voran. Dabei lassen sich zwei Parallelen entdecken: Zum einen Michael Endes Unendliche Geschichte – genau wie in Endes Roman versuchen sich die jeweiligen Bewohner vor ihrer Auslöschung zu retten; zum anderen ist da der Bezug zur Realität: Nehmen die Maschinen uns unsere Fantasie weg? Jeder von uns schaut beinahe täglich auf einen Bildschirm, Computer geben uns Filme, Bilder und Spiele vor – muss sich da noch ein Mensch anstrengen, wenn er ein Abenteuer in seinem Kopf erleben möchte? Diesen Umstand befürchten die Fantasiewesen der Niemandsstadt, denn Maschinen können nicht träumen. Und ohne träumende Menschen ist der Untergang der Fantasie besiegelt.
Fazit
Eine schnell zu lesende Geschichte, die klar macht, dass die Fantasie nicht von Maschinen gemacht werden kann, sondern nur von uns selbst. Märchenhaft erzählt.
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