Wenn Veränderung weh tut
Sky ist sauer, so richtig sauer. Ihre Mutter hat die 17jährige gezwungen, mit ihr auf eine Ranch in Texas zu ziehen und dafür ihren bisherigen Lebensort Boston aufzugeben – und das ausgerechnet vor dem letzten Schuljahr. Das alles nur, weil die Mutter sich in einen neuen Typen verliebt hat. Dabei ist Skys Vater doch noch nicht so lange tot. Für Sky ist es ein Verrat an ihrem Vater, dass sich die Mutter wieder mit einem Mann eingelassen hat. Sie lehnt den Neuen, Roger, vehement ab, behandelt ihn nach Möglichkeit wie Luft.
Als wäre die Misere nicht schon genug, taucht auf der Ranch auch noch Jeff auf, Rogers Neffe. Für Sky ist der gleichaltrige, immer gut gelaunte Jeff nichts anderes als eine Nervensäge. Die Sache eskaliert, als Sky einen Zusammenstoß mit Jeffs Freundin hat, der Anführerin der Cheerleader und das gefragteste Mädchen an der Schule, das dem unerwarteten Neuzugang das Leben schwer macht.
Wären da nicht noch ein paar andere Mädchen und Jungs an der Schule, Sky würde in Trauer und Wut versinken: Sie nehmen Sky in ihre Mitte. Gerade als sie sich dem Leben wieder öffnen will, droht ihre Welt in tausend Stücke zu zerspringen…
Rebellin statt Heldin
Die Protagonistin Sky eignet sich definitiv nicht als Sympathieträgerin. Sie ist ein Ich-bezogener, rebellierender Teenager, der sich in die Rolle der trauernden Tochter hinein steigert und damit ihrer Mutter den Boden unter den Füßen wegzuziehen versucht. Doch ist es wohl auch nicht das Ziel der Autorin Mila Summers gewesen, Sky als ein liebenswertes Mädchen zu skizzieren, das sich bemüht, ihr Leben in den Griff zu bekommen.
Vielmehr zeichnet Summers das Bild einer Rebellin, die bereit ist, ihre eigenen Bedürfnisse durchzusetzen, selbst wenn sie damit andere – hier unter anderem ihre Mutter und den neuen Partner – verletzt. Es gelingt der Autorin, Skys unreife und einem Teenager entsprechende Handlungsweise als eben diese begreifbar zu machen. Durch ihr konsequentes Handeln wird die Protagonistin zwar nicht sympathischer, aber durchaus glaubwürdig und letztlich erstaunlich authentisch.
Einige Themenkreise angesprochen
Verloren sind wir nur allein spricht nicht nur das Thema Ablehnung des neuen Partners an. Es geht darin auch um Trauer, Freundschaft, Zickenkrieg an der Schule, Ausgrenzung und letztlich die Suche nach sich selbst. Es ist ein komplexer Roman um das Erwachsen werden und um den Umgang mit Trauer und Schuld. Denn nicht nur Sky trägt schwer an der Vergangenheit, auch Jeff überdeckt mit seiner Leichtigkeit tiefsitzenden Kummer. Es ist der umsichtigen Schreibweise der Autorin zuzuschreiben, dass der Roman zu keinem Zeitpunkt überladen wirkt, obwohl so viele verschiedene Bereiche angesprochen und teilweise tiefgründig aufgegriffen werden.
Einziger Schwachpunkt – und für den Roman an sich gar nicht dringend notwendig – ist der Heiratsantrag von Roger. Der sonst als umsichtiger und vernünftiger Rancher und liebevoller Partner skizzierte Mann leistet sich hier einen Fauxpas, der nicht so recht zu seinem ansonsten geduldigen und fast pragmatischen Umgang mit der rebellierenden Sky passen will. Es ist allerdings nur ein kleiner Schönheitsfehler in einem stimmigen Ganzen.
Fazit
Dieser Teenager-Roman hält ein, was man sich von einem guten Buch verspricht: Er bietet eine Fülle von altersgerechten Szenen und Verhaltensweisen und zeigt mögliche Lösungen auf, ohne zu moralisieren.
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