Der Zusammenhalt amerikanischer Helden
Dill, Lydia und Trevor eint einiges: Sie gehören in ihrer High School in der Umgebung von Tennessee nicht zu den beliebtesten Schülern, fast jeder von ihnen hat ein spezielles, dunkles Geheimnis und ihr letztes Jahr an ihrer Schule ist angebrochen. Zeit also, sich von alten Gewohnheiten, Quälgeistern und Problemen in der Familie zu verabschieden. Aber auch die Zeit, sich von alten Freunden zu lösen?
Ganz besondere Charaktere
Jeff Zentner, eigentlich von Hause aus Sänger und Songwriter beschreibt in seinem ersten Roman den Zusammenhalt einer speziellen Clique. Da ist zum einen Dill, der, wenn er es nur wüsste, mit seiner Art und seiner Musik jeder Mitschülerin den Kopf verdrehen könnte. Theoretisch zumindest, denn Dill trägt das schwere Erbe seines Vaters mit sich, der einst als charismatischer Prediger zu begeistern wusste, jetzt aber eine Gefängnisstrafe verbüßt.
Ein weiteres Mitglied der Gruppe ist der große, übergewichtige Trevor, der mehr oder weniger in seiner Fantasy-Traumwelt lebt und das auch aus gutem Grund. Die dritte im Bunde ist Lydia, die aufstrebende Modebloggerin, die erstaunlich geschäftstüchtig eine eigene Internet-Plattform betreib. Eigentlich passt sie mangels eigener Probleme nicht so recht in diese Gruppe, dennoch bildet sie den Kitt ihrer Freundschaft.
Alle drei stammen aus dem Örtchen Forrestville, das seinen Namen dem Gründer des Ku-Klux-Klan Nathan Bedford Forrest verdankt und damit wird auch schon klar, wo die Reise hingeht. Hier trifft man teilweise auf Menschen, die immer noch meinen, dass Schwule und Lesben auf der Stelle in das heißeste Feuer der Hölle gehören, dass nur ein festes Gottvertrauen und die Lehre von Adam und Eva eine gesunde Moral und ein gottgefälliges Leben garantieren und dass Mutter und Vater in jedem Fall geehrt gehören, auch wenn sie 10000mal im Unrecht sind. Es ist das klassische Redneck-Country im üblen Sinne, das mit Bildung wenig am Hut hat und noch weniger mit einem selbstbestimmten und möglicherweise sogar glücklichen Leben.
Über alte Traditionen der Südstaaten
Diese deutliche Ausrichtung ist es auch, die einen – wenn auch schmalen – Graben zu den handelnden Personen zieht. Es ist doch abschnittsweise schon sehr exotisch, was hier passiert. Für Dill ist es beispielsweise vollkommen normal, dass sein Vater während seiner Zeit als Prediger während seiner Gottesdienste mit gefährlichen Giftschlangen hantierte. Dieses so genannte „Snakehandling“ ist bis heute in ländlichen Gebieten der USA nicht vollständig verschwunden, in Deutschland wäre es indes vollkommen undenkbar.
Thematisiert werden aber auch andere Stigmata der amerikanischen Südstaaten: etwa die Vorurteile der restlichen USA gegen die „Rednecks“ oder „Hillbillies“. So ist auch die sonst so aufgeschlossene Lydia der Meinung, dass ihre besser situierten Freundinnen im Stillen glauben, dass auch sie in einem besseren Wohnwagen in einem Trailerpark lebt. Hier ereignen sich aber auch Vorgänge, die in einer schul- und bildungsorientierten Gesellschaft undenkbar wären: So fordert eine Mutter beispielsweise ihren Sohn auf, die Schule abzubrechen und ganztags arbeiten zu gehen, um die Schulden des Vaters zu begleichen.
Fazit
Zusammen sind wir Helden ist ein fesselnd erzähltes Buch, mit Helden, die einen mit ihren Stärken und Schwächen ans Herz wachsen und um deren Schicksal man auch einmal weinen möchte. Dennoch bleibt einiges zu plakativ und erscheint als zu weit vom eigenen Leben weg, um die allerletzte Distanz zum Leser zu überwinden.
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