Der Himmel hat seine Vögel genommen und ist gegangen
- Jungbrunnen
- Erschienen: Februar 2020
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Hardcover, 304 Seiten
ISBN: 9783702659424
Die Gefühle sind wie ein Sturm im Kopf
Sie wachsen wie Geschwister auf: Frida und die Zwillinge Jim und Karl. Ihre Eltern sind befreundet und lassen die Kinder gewähren. Auch in diesem ganz speziellen Urlaub in Portugal. Dem Urlaub, in dem sich alles verschiebt, was bisher war. Denn das Trio droht zu zerbrechen. Karl verliebt sich in die Studentin Lilli und bricht aus dem bisherigen Gefüge aus – eifersüchtig beobachtet von Jim und Frida.
Beide können mit Karls Gefühlen nur schwer umgehen: Jim weil er seinen Zwilling plötzlich nicht mehr so spürt wie bisher. Frida, weil sie Karl nicht mit einer anderen Frau teilen möchte. Während Karl seine zarten Gefühle auslebt und mit Lilli verschwindet, kommen sich die zurückgebliebenen Jim und Frida näher. Aber es fühlt sich nicht so richtig an. Während Frida Jim küsst, denkt sie an Karl. Sie will nicht, dass sich bei ihnen etwas verändert, aber sie erkennt, dass sie es nicht aufhalten kann.
Hin und her gerissen
Armin Kastner wählt für seinen Roman die Ich-Perspektive, wechselt aber den Erzähler. So bringt er die Gefühlswelt von allen drei Protagonisten dem Leser möglichst nahe – man merkt die innere Zerrissenheit sehr deutlich.
Fühlt sich ihre Kindheit noch gar nicht weit zurück, sind sie nun junge Erwachsene, die ihre ersten sexuellen Erfahrungen sammeln. Was zuvor eher ein kindliches – dennoch nicht harmloses – Spiel gewesen ist, wird zu einer sexuellen Koketterie. Gefühle wie Eifersucht und Verlustängste kommen auf und das Gefüge der drei Freunde verschiebt sich langsam.
Schwierige Charaktere
So nahe der Autor mit seinen Protagonisten der Gefühlswelt von jungen Erwachsenen kommt, so distanziert bleiben die drei Hauptfiguren. Besonders Frida vermag es nicht, sich zu einer Sympathieträgerin zu mausern. Sie wirkt wie eine rotzige Göre, die nicht weiß, was sie wirklich will und vor allem das begehrt, was sie nicht haben kann. Frida nimmt sich von den Zwillingen, was sie haben möchte, ohne auch etwas von sich zu geben. Dadurch wirkt sie egoistisch und in vielem zänkisch und unreif.
Jim hingegen, der ruhige Part der Zwillinge, wirkt neben dem eher strahlenden Karl wie eine kleine Pflanze, die ein Schattendasein führt. Von Frida unbeachtet versucht sich Jim der langjährigen Freundin auf einer neuen Ebene zu nähern – bleibt aber zunächst nur ein Ersatz für den nicht greifbaren Karl.
Am ehesten mag man sich wohl mit Karl identifizieren, der sich in der ersten Verliebtheit nicht darum schert, was um ihn herum gerade passiert. Interessante Nebendarsteller sind die beiden Elternpaare, die ihren Kindern weder Grenzen zu setzen vermögen noch besonders erwachsen wirken.
Fazit
Der Himmel hat seine Vögel genommen und ist gegangen gewährt interessante Einblicke in eine sich langsam verändernde Beziehung dreier Jugendlicher zueinander. Der Roman macht die Gefühle sichtbar, die mit dem Erwachsenwerden einher gehen und bietet einen Blick auf die schwierigen Beziehungsgeflechte. Allerdings fehlt es dem Ganzen etwas an Spannung.
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