Der tiefe Fall zum wahren Ich
Amelie hat alles, worum die angesagte Mädchen-Clique in der Schule sie beneidet: Ein mondänes Zuhause mit einem eigenen Schlafzimmer und einen coolen Pool – außerdem ist sie die Freundin von Axel, dem begehrtesten Jungen in der Schule. Dann wäre da noch ihr Vater, der seiner Tochter keinen Wunsch abschlagen kann und sie mit kaum versiegenden finanziellen Mitteln versorgt. Ärgerlich ist nur, dass die Tanzlehrerin Birgitta der Schule mit ihrer Leistung nicht ganz zufrieden ist, obwohl Amelie doch täglich mehrere Stunden trainiert; schließlich möchte sie Tänzerin werden.
Plötzlich aber löst sich das Leben als verwöhnte Tochter eines reichen Vaters im Nichts auf: Seine Firma muss Konkurs anmelden. Ohne Vorankündigung müssen die beiden die Villa verlassen und in einen heruntergekommenen Vorort von Oslo ziehen. Amelie versucht, diese Schmach vor ihren Freundinnen zu verbergen und begeht dabei mehrere Dummheiten.
Mit ihrem neuen Leben in einer schäbigen 2-Zimmer-Wohnung kann sie sich nicht anfreunden – hingegen mit Mikael, einem Breakdancer, der im selben Haus wohnt, schon. Mikael zeigt Amelie, dass Freundschaft keine Frage des Geldes ist, muss aber tatenlos miterleben, wie sich seine neue Freundin verbiegt, um an ihrem alten Leben festzuhalten.
Von einem Moment auf den anderen
Eindrücklich beschreibt die Autorin Maja Lunde, wie das verwöhnte Mädchen Amelie sich von einem Moment auf den anderen in einer völlig neuen Welt zurechtfinden muss. Nach dem Konkurs des Vaters bleibt dem Mädchen als Fixpunkt nur noch die Schule, durch die sie die Grundlage zur Tänzerin schaffen will. Es fällt Amelie schwer, ihre Ansprüche völlig runterzufahren. Auch hier zeigt Maja Lunde unaufgeregt, mit welchen Problemen das Mädchen plötzlich zu kämpfen hat; dem neuen, ärmlichen Leben versucht Amelie die kalte Schulter zu zeigen.
Dazu gehört auch Mikael, der das neue Mädchen sanft in die Gepflogenheiten des für sie völlig fremden Stadtviertels einführt. Die Autorin hat ein Auge für solche Situationen: Sie beschreibt sowohl die Neugier Mikaels an der „Neuen“ wie auch Amelies Sträuben, sich auf Mikael und seine Welt einzulassen, äußerst glaubwürdig. Die einzige Basis der Beiden ist ihre Liebe zum Tanzen, selbst wenn sie da nicht ganz in derselben Sparte zuhause sind.
Die Not macht stark
Amelie wächst nach und nach in ihr neues Leben hinein – wenn sie sich auch mit einem Vater konfrontiert sieht, der zunächst keinerlei Ambitionen zu haben scheint, sich aus der Misere zu befreien. Obwohl es glaubwürdig scheint, nach einem solchen Fall in eine Depression zu fallen, will das Verhalten des Vaters nicht so recht zu seinem vorherigen Verhalten passen. Das wird verstärkt dadurch, dass hier keine wirkliche Handlung zu erkennen ist, sondern von der Autorin nur Bruchstücke, kleine Sequenzen, serviert werden.
Anders die neue „Tanzwelt“, in die Amelie durch Mikael gerät – und sich prompt dabei selber entdeckt. Im Gegensatz zur feinfühligen Schilderung, wie der Statuswechsel dem Mädchen zusetzt, setzt die Autorin hier etwas zu sehr auf Klischees. Amelie wächst an der neuen Situation und entdeckt ihre eigentliche Stärke.
Fazit
Battle ist ein Buch, das dazu anregt, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, was wirklich wichtig ist. Amelie verliert fast alles, was ihr Leben ausgemacht hat – und kann sich dank einer Clique von aufgeschlossenen Jugendlichen – allen voran Mikael – wieder aufrappeln. Die Geschichte liest sich süffig und berührend, auch wenn sie teilweise zu große Lücken aufweist, um auf ganzer Ebene überzeugen zu können.
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