Turbulent, amüsant und chaotisch
Charlie sitzt in einer Art Seifenblase, die jeden Moment zu platzen droht: Sie muss sich für ein College entscheiden und damit die Komfort-Zone Großfamilie verlassen. Für die 17-jährige eine schwierige Phase, obwohl sie ahnt, dass ihr bisheriges Leben sowieso jeden Moment dem Untergang geweiht ist. Ein Zeichen dafür ist, dass ihre ältere Schwester Linnie dieses Wochenende heiraten will – natürlich mit Charlie als Brautjungfer.
Aber irgendwie scheint der Wurm drin zu sein. Denn anstelle einer feierlichen Hochzeit mit allem Drum und Dran zu feiern, ist die ganze Familie Grant damit beschäftigt, von einer Katastrophe zur nächsten zu rasen und zu versuchen, den Schaden so klein wie möglich zu halten. Eine Ahnung davon, dass dieses Wochenende nicht das werden könnte, wie es geplant ist, bekommt Charlie am Freitag zuvor, als sie die Tür öffnet und vor ihr der attraktive Bill steht. Er wurde geschickt, um der Familie nicht nur zu verkünden, dass die Hochzeitsplanerin mit dem Geld durchgebrannt ist und damit alles auf der Kippe steht.
Unterschiedlichste Charaktere
Es scheint, als habe sich die Jugendbuchautorin Morgan Matson bei Save the Date so richtig ausgetobt. Sie lässt Charlie nicht nur mitten im Chaos ihrer eigenen Gefühle schwimmen, sondern auch im Chaos einer Großfamilie. Schon die Zahl der Familienmitglieder lässt der Autorin genügend Spielraum, um eine ganze Reihe unterschiedlichster Charaktere auftreten zu lassen. Diese werden zu einem sich ständig in Bewegung befindlichen Gebilde zusammengefügt, an dessen Spitze ein bemerkenswertes Elternpaar steht: Er ein Hochschuldozent, sie eine erfolgreiche Comiczeichnerin.
Als witziges Detail sind im Buch passend dazu zahlreiche Comic-Strips „Grant Central Station“ zu finden. Was es damit auf sich hat, erschließt sich den Lesern erst nach einer gewissen Zeit. Dann aber mag man über die schrulligen Szenen durchaus schmunzeln. Das, obwohl die comiczeichnende Mutter von all den Familienmitgliedern jene Figur ist, die es am wenigsten schafft, dem Leser näher zu kommen.
Manchmal zu viel des Guten
Die Fülle der Szenen, in denen alles schief geht, was irgendwie schief gehen kann, erinnert verdächtig an die gängigen US-Komödien. Allerdings ist bei Save the Date mehr Tiefgang zu finden, auch wenn man diesen manchmal erst beim zweiten Hinsehen entdeckt. Kommt erst mal Bewegung in die Sache – und das geschieht zu einem recht frühen Zeitpunkt – nimmt das Buch konstant an Geschwindigkeit zu, bis der Leser das Gefühl bekommt, auf einem Kettenkarussell zu sitzen und in schwindelerregender Wucht weit in die Luft hinaus geschleudert zu werden. Da ist es hilfreich, einen Blick auf das Personenregister zu werfen, das dem eigentlichen Roman vorgelagert ist.
So witzig die meisten Szenarien auch sind, die schiere Fülle ist manchmal doch zu viel. So lässt die Autorin ihre Leserschaft nur selten zu Atem kommen – und am Ende eher unbefriedigt zurück. Vielleicht können die Leser damit rechnen, dass es einen weiteren Band über Charlie und ihre turbulente Großfamilie geben wird.
Fazit
Wer temporeiche Bücher mag, ist mit diesem Roman gut bedient. Er hat nur wenige Längen und punktet mit einem tiefgründigen Humor und mancher Szene, die man aus dem eigenen Leben wiedererkennt. Der Roman ist ein kurzweiliges Lesevergnügen, auch wenn die eine oder andere Situation gekünstelt daher kommt.
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