Ein bisschen blasse Liebesgeschichte mit spannendem Drumherum
Für Amelia wird es der letzte Sommer, bevor sie vom beschaulichen Örtchen Sand Lake zum weit entfernten College wechselt und deswegen will sie zwei Dinge unbedingt erledigen: Sie will diesen Sommer noch einmal richtig genießen, aber dabei auch ihr Studienkapital ein bisschen aufpolieren. Toll ist, dass sie beides miteinander verbinden kann, denn schon länger hat sie einen Job in der „Meade Creamery“ und auch wenn hier richtig viel zu tun ist, gibt es doch auch einen besonderen Zusammenhalt zwischen den Mädchen, die hier beschäftigt sind.
In diesem Jahr ist Amelia auch noch zur „Eisprinzessin“ befördert worden. Das heißt unter den ganzen Mädchen ist sie – wenn man so will – die Chefin. Obwohl – die eigentliche Chefin ist die alte Molly Meade, die auch die Eissorten kreiert hat, die in der „Meade Creamery“ verkauft werden. Wegen dieser besonderen Leckereien stellen sich viele Leute lange an, um eine – oder mehrere – Kugeln zu bekommen. Als aber Molly plötzlich verstirbt geraten Amelias Pläne ganz gehörig aus dem Tritt und dazu gehört auch, dass Mollys Großneffe Grady das Geschäft geerbt hat und mit ihm große Pläne hat. Ehrlich gesagt, scheinen diese Pläne auch ein wenig mit Amelia zu tun zu haben, denn Grady – na ja – der sieht schon sehr gut aus und ist auch sehr charmant. Dennoch soll erst einmal das Geschäftliche im Vordergrund stehen und nicht nur das hat so einige Tücken…
Die Liebe zum Eis schlägt viele Brücken
Siobhan Vivian schlägt in ihrem Sommerroman Stay sweet die Brücke zischen den jungen Frauen der amerikanischen Kriegsgeneration und denen der heutigen Zeit. Berichtet wird von Molly, die während des Zweiten Weltkrieges begann, ein eigenes kleines Eisgeschäft aufzubauen und von Amelia, die im Hier und Jetzt versucht, dieses Geschäft nach dem plötzlichen Tod seiner Gründerin weiter zu führen. Der Leser lernt Molly über Tagebucheinträge und daher in der Ich-Form kennen, über Amelia wird in der dritten Person und im Präsens berichtet. Das schafft zwar einerseits eine besondere Nähe, liest sich aber andererseits auch etwas ungewöhnlich. Mir gefiel sehr gut, wie Amelias Kämpfe zur Rettung der Creamery geschildert werden. Hier sind der Autorin glaubhafte Szenen gelungen und man leidet bei Amelias Versuchen bei der Eisherstellung und der ungewohnten Rolle als Geschäftsleiterin gehörig mit. Spannend wird auch erzählt, wie sich Amelia und ihre bis dahin beste Freundin Cate über die neue Entwicklung im Eisgeschäft voneinander entfernen und wie insbesondere das Erscheinen Gradys so einiges durcheinanderwirbelt.
Nicht alles ist die reine Sahne…
Mit dem Namen und Stichwort „Grady“ sind wir dann auch bei der Liebesgeschichte angekommen und hier ploppten für mich doch ein paar Fragen auf. So war für mich nicht so recht nachvollziehbar, aus welchem Grund sich unsere Heldin regelrecht für Grady aufopfert und warum sie sich überhaupt in ihn verliebt. Gut geschildert war allerdings Amelias schmerzhafter Spagat zwischen der Loyalität zu ihren Freundinnen und Kolleginnen und der Vorstellung, dass Grady – als Chef – eigentlich Tabu sein sollte. Amelias Liebesgeschichte konnte mich daher nicht vollständig überzeugen und auch die im Tagebuch und von einer alten Freundin erzählte Liebesgeschichte Mollys blieb für mich nicht ganz nachvollziehbar.
In die Ferienstimmung des Romans passte dagegen, dass die Sommerstimmung der Kleinstadt lebendig entwickelt wurde, auch wenn einiges doch sehr „amerikanisch“ wirkt. So räumen Amelia und ihre Kolleginnen peinlichst berührt und mit roten Köpfen Tampons und ihre schmerzlindernden Menstruations-Tees beiseite, als der neue Eigentümer antritt.
Fazit
Mit Stay sweet legt Siobhan Vivian einen leicht zu lesenden Sommerroman vor. Lust auf Eis hat man nach dem Lesen auf jeden Fall, Lust auf Sommer sowieso und auch wenn nicht alles ganz süß und sahnig ist, so passt der Roman ganz bestimmt in viele Urlaubskoffer.
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