Von Krokodilen im See und russischen Prinzessinnen
„Ich werde Wasser über deine verkrüppelten Zehen gießen und beobachten, wie es von deinen pilzbefallenen Zehennägeln auf den Boden tropft.“
Das Leben von Travis ist nicht einfach: Die Großmutter todkrank, die Mutter drogenabhängig und verschwunden, und das Geld reicht vorne und hinten nicht. Mit seinem besten Freund Creature kann er beim Basketball seine Sorgen vergessen und von einer Profikarriere träumen. Doch das Leben hat einen merkwürdigen Sinn für Humor und stellt die Freunde vor Herausforderungen...
Das Leben am See
Travis ist 16 und musste in seinem Leben schon einiges einstecken: Als Kind zog er von Hotel zu Hotel mit seiner drogenabhängigen Mutter, musste auf sie aufpassen, damit sie im Rausch nicht an ihrer eigenen Kotze erstickte, spielte mit ihren benutzten Spritzen und schlief auch mal in Mülltonnen, wenn sie keine Bleibe fanden. Irgendwann ist sie nicht mehr da, lebt irgendwo gebrochen für den nächsten Schuss, sodass Travis bei seinen Großeltern in einem Trailerpark an einem See aufwächst.
Um seiner krebskranken Großmutter ein wenig Gesprächsstoff zu liefern, setzt er zwei junge Krokodile im See aus, die sich alsbald an den Haustieren der Bewohner gütlich tun. Das sorgt für ordentlich Gerede und Abwechslung. Seine eigene Abwechslung vom traurigen Alltag bietet Travis jedoch jemand anderes: Natalie, die neue Nachbarstochter. Gemeinsam erleben sie einen schwerelosen Sommer, der jedoch bald von einer größeren Katastrophe überschattet werden und Travis einen schweren Schlag versetzen wird.
Gedrückte Stimmung
Obwohl das Cover eine gewisse Leichtigkeit und Freiheit verkündet, ist es doch die drückende Stimmung, die die Geschichte beherrscht. Das Leben im Trailerpark ist kein leichtes – wohnt man auf der falschen Seeseite, hat man es nicht geschafft, sondern fristet sein Dasein in Armut. Doch die Menschen führen ein behagliches Leben und lassen sich nicht unterkriegen.
Das merkt man vor allem an der Freundschaft zwischen Creature und Travis: Die beiden sind ein Herz und eine Seele und können jederzeit aufeinander zählen. Gegenseitig pushen sie sich immer weiter, um besser im Basketball zu werden. Insbesondere Creature ist ein sehr interessanter Charakter: vielschichtig, mit einer lyrischen Seite, die er offenbart, wenn er mal wieder über seine „russischen Prinzessinnen“ schreibt.
Von diesen kurzen Texten gibt es einige im Buch, stets Liebeserklärungen an reale Frauen der russischen Vergangenheit, manchmal leicht erotisch, manchmal leicht eklig (wie das obige Zitat beweist), aber immer sehr komisch. Hier zeigt sich, dass auch arme Menschen ihre Talente haben, jedoch nur selten die Möglichkeit, diese auszubauen.
Insgesamt ist dies ein Buch, das viel über das Leben lehrt, mit seinen kurzen Kapiteln eigentlich rasch zu lesen wäre, jedoch zu verinnerlichen ist und daher seine Zeit braucht. Wahrscheinlich wird es zu jenen Romanen gehören, die stark unterschätzt bleiben, obwohl sie so viel mehr zu bieten haben.
Fazit
Mit Manchmal kann man nur noch lachen schreibt Peter Brown Hoffmeister eine Hommage an das junge Leben, an dessen Bewältigung und die vielen kleinen wie großen Katastrophen, die nur schwer zu verarbeiten sind. Doch Travis ist ein starker junger Mann, der zeigt, wie man Schwierigkeiten bewältigt.
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